Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der transparente Mann (German Edition)

Der transparente Mann (German Edition)

Titel: Der transparente Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Sixt , Barbara Wilde
Vom Netzwerk:
versicherten ihr aber, dass aufgeschoben nicht aufgehoben sei.
    »Auch wenn er schwul wäre, wäre er nicht mein Typ. Da kannst du ganz beruhigt sein.« Alf goss etwas Rotwein in den Topf, um das Fleisch abzulöschen, und schloss zufrieden den Deckel.
    »Danke«, sagte Joe lachend. Dann wurde sie nachdenklich.
    »Findest du nicht, dass es Schicksal war, dass ich ihn getroffen habe?«
    »Alles ist Schicksal«, kommentierte Alf lakonisch.
    »Nein, ich meinte, dass Konstantin und ich eine … karmische Verbindung haben.«
    »Ja, karmisch ist die bestimmt.«
    »Vielleicht war das an der Ampel ja doch ein Zeichen, und wir heiraten wirklich.« Joe hatte dieses besondere Leuchten in den Augen, als sie fragte: »Du wärst doch dann mein Trauzeuge, oder? Versprochen?«
    Alf sah, dass die Fantasie Joe auf einen gefährlichen Trip gebracht hatte. Als sie seinen besorgten Blick sah, musste sie lachen.
    Alf registrierte das mit Erleichterung. Er hielt es für ungesund, sich so in eine Vision hineinzusteigern, die nur dazu verführte, das Drehbuch des eigenen Lebens schreiben zu wollen.
    »Träumen darf man ja mal.« Joe schien Alfs Gedanken erraten zu haben. Verlegen beeilte sie sich, Teller, Servietten und Besteck aus dem Schrank zu holen, um den Tisch im Wohnzimmer zu decken.
    Es war kurz vor neun, als es an der Tür klingelte. Joe und Alf waren erstaunt, denn sie erwarteten keinen Besuch.
    »Ja, bitte?«, fragte Joe neugierig durch die Gegensprechanlage.
    »Blumen für Johanna Benk.«
    »Oh! Vierter Stock.« Verblüfft drückte sie auf den Türöffner. Wenig später stürmte ein junger Mann in Jeans und Regenjacke die Treppe empor und streckte ihr einen gigantischen Rosenstrauß entgegen. Joe war so überwältigt, dass sie vergaß, ihm ein Trinkgeld zu geben. Das fiel ihr erst ein, als die Haustür so laut ins Schloss fiel, dass Joe oben an der Wohnungstür noch zusammenzuckte. Der Stopper war nämlich kaputt. Joe nahm sich vor, ihn bald zu reparieren. Bis der Hausmeister seinen Pflichten nachkam, konnte es dauern. Manchmal vermutete Joe allerdings, dass er extra so lange wartete, weil er wusste, Joe würde ihm die lästige Arbeit schon abnehmen.
    Kurz darauf stand sie wieder strahlend im Wohnzimmer und wiegte die langstieligen Rosen im Arm. Alf war nicht wenig beeindruckt. Er vergaß sogar das letzte Stück Roulade auf seiner Gabel, die er gerade zum Mund hatte führen wollen.
    »Konstantin!«, sagte Alf überflüssigerweise. Beiden war natürlich klar, dass nur Konstantin die Rosen geschickt haben konnte. Sie kannten keinen anderen Menschen, der so viel Geld für Blumen ausgeben konnte. »Aha, der Brautstrauß.« Er grinste breit.
    Joe grinste zurück. »Blödmann.« Akribisch begann sie, die Rosen zu zählen. »Es sind achtundzwanzig.« Ihre Stimme klang zufrieden.
    »Achtundzwanzig.«
    »Wieso fragst du?«
    »Aber du wirst doch erst in drei Monaten achtundzwanzig?«
    »Ja, stimmt«, murmelte Joe etwas nachdenklich. »Auf diese Verbindung wäre ich jetzt nicht gekommen. Das ist Zufall. Das sind nur einfach ganz viele Blumen.«
    »Es gibt keinen Zufall.«
    Joes Verwirrung wuchs. Sie beeilte sich, die kleine Grußkarte aus dem Umschlag zu ziehen, die an dem Papier des Blumenladens angeheftet war, und las vor: »Meiner süßen Liebe die herzlichsten Glückwünsche. In zärtlichen Gedanken. Dein Konstantin.«
    Eine Zeit lang blickte sie nachdenklich auf die Karte. Auch Alf schwieg. Dann kombinierte sie: »Das sind keine verfrühten Blumen zum Geburtstag, Alf. Was du ihm da schon wieder unterstellst!« Sie sagte das in einem belustigten Tonfall. »Konstantin hat einfach daran gedacht, dass ich heute meinen ersten Arbeitstag auf meiner eigenen Baustelle hatte. Er hätte auch nur drei Rosen schicken können. Die Anzahl ist unwichtig. Es geht um die Geste.« Joe wirkte irgendwie erleichtert. »Ist das nicht aufmerksam von ihm?« Sie hätte Konstantin am liebsten sofort angerufen. Aber leider saß er in diesem Moment und für die nächsten zehn Stunden im Flieger, der ihn jedoch zum Glück bald zu ihr zurückbringen würde. Also umarmte Joe stellvertretend einfach Alf.
    Die Sonne schickte goldene Strahlen zur Erde, und der Himmel war blau wie gemalt, als Joe am nächsten Morgen ihren alten Kastenwagen, voll beladen mit Verbindungsstücken und Rohren, auf dem Baugelände neben dem schweren silberfarbenen Mercedes Franz Wagenscheidts parkte. Zwei ihrer eigenen Firmenwagen standen entladen daneben. Das sprach dafür, dass »ihre«

Weitere Kostenlose Bücher