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Der transparente Mann (German Edition)

Der transparente Mann (German Edition)

Titel: Der transparente Mann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Sixt , Barbara Wilde
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hatte.
    Augenblicklich fühlte sich Joe ihrer wohlmeinenden Mitstreiterin schwesterlich verbunden und nahm sich vor, sie gleich morgen anzurufen. Dass Monika ihr die private Handynummer übermittelt hatte, empfand sie als äußerst freundschaftliches Zeichen. Joe verteilte ihre eigene mobile Nummer ausschließlich an Leute, die sie entweder sehr gern hatte oder die ihr so wichtig waren, dass sie jederzeit bei ihr anrufen konnten, ohne jemals zu stören.
    Joe hatte das Gefühl, am Anfang einer ganz besonderen Freundschaft zu stehen, und wählte gleich am nächsten Tag Monikas Nummer. Dabei war sie so aufgeregt, dass sie ihre Stimme selbst fast nicht erkannt hätte. Weil Joe sich damals Johanna genannt hatte, konnte Monika sich erst an sie erinnern, nachdem Joe auf ihre Begegnung bei Konstantins Vernissage hingewiesen hatte. Auf einmal wurde dieser Abend, an dem Konstantin seine exzentrische Neuentdeckung Anna Bauer dem an Kunst interessierten Publikum vorgestellt hatte, auch für Monika wieder lebendig. Sie erinnerte sich an die junge Architekturstudentin, die zudem eine Firma für Gebäudetechnik leitete, wie Konstantin damals stolz erzählt hatte, und daraufhin verabredeten sie sich zum After-Hours-Drink in einer neu eröffneten Bar, die ganz in der Nähe von Monikas Verlagshaus mitten in der Innenstadt lag.
    Dort saßen sie nun in roten Lounge-Sesseln vor Chromtischen und zwischen Spiegelwänden mit Lichtspielen, die ihre Farben im Zehnminutentakt von Orange bis Giftgrün änderten. Sie hatten zuerst einige Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht, sich abwartend beäugt und schließlich einstimmig festgestellt, dass es eine wunderbare Idee gewesen war, sich zu treffen.
    Monika orderte einen weiteren Prosecco. Trotz des vielfältigen Angebots an Cocktails blieb Joe beim Bier, denn sie hatte vom vielen Reden Durst bekommen. Bisher bestritt sie den Großteil des Gesprächs. Nur ab und an fragte Monika kurz und interessiert nach, dann hörte sie wieder schweigend zu und nickte immer dann bekräftigend, wenn Joes Redefluss nachließ.
    Joe war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um dieses Ungleichgewicht zu bemerken. Sie genoss es, sich endlich einmal alles von der Seele reden zu können, ohne ständig von Marcs oder Alfs kritischen Bemerkungen unterbrochen zu werden. Selbst als ihr durch den Kopf schoss, dass sie Monika mit ihren penetranten Fragen damals als äußerst unsympathisch empfunden hatte, redete sie sich ein, ihre eigene latente Eifersucht wäre schuld an diesem Fehlurteil gewesen. Nun schüttelte Joe über sich selbst den Kopf. Sie hatte sich ja wie eine Zicke benommen!
    Jetzt gefielen ihr Monikas Fragen.
    Jetzt fand Joe diese ältere, korpulente Frau, die eine graue, an den Knien leicht ausgebeulte Hose und eine schwarze Bluse trug, zwar immer noch nicht gut aussehend, dafür aber ausgesprochen nett. Die Tatsache, dass jegliches Konkurrenzdenken nun ausgeblendet war, lockerte Joes Zunge noch weiter, und so plauderte sie intime Details aus, die sie bis jetzt noch niemandem erzählt hatte.
    »Eines muss man Konstantin lassen«, meinte Joe verschmitzt und fuhr nach einer bedeutenden Pause fort: »Sex mit ihm ist wirklich der absolute Hit.«
    Der Ober stellte Monika ein weiteres Glas Prosecco hin, welches diese so hastig hinunterkippte, als wäre es Wasser.
    »Nicht dass er so omnipotent ist«, ereiferte sich Joe weiter, »aber er hat es einfach drauf. Du weißt ja, was ich meine.«
    Monikas Gesichtsausdruck verriet, dass sie nur zu gut wusste, schließlich hatten sie den gleichen Mann geliebt.
    Gefangen in ihren Erinnerungen an längst vergangene Stunden, saßen sie einträchtig zusammen. Selbst Joe redete jetzt nicht mehr. Sie dachte an Konstantins Hände, mit denen er auf ihrem Körper die ganze Klaviatur der Erotik rauf- und runtergespielt hatte. Mal hatte er die imposante Wucht eines Beethoven gewählt, dann wieder die sanfte Akzentuierung eines Mozart, mit der er sie in andere Sphären gehoben hatte.
    Fast gleichzeitig entfuhr beiden Frauen ein Seufzer.
    Und dann lachten sie über sich und ihre skurrile Situation.
    »Tja, er weiß halt, was Frauen gefällt, was sie hören wollen und wonach sie sich sehnen. Das rechtfertigt aber nicht seine Lügen und seine Betrügereien, denn er nutzt schamlos jede weibliche Schwäche aus. So wie viele Männer. Deine Webpage war eine hervorragende Idee.«
    Nach diesem uneingeschränkten Kompliment bestellte auch Joe ein Glas Prosecco. Wie Freundinnen prosteten sie

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