Der Traum & Das Spiel der MacKenzies (German Edition)
auchschon gehabt. Wie ging man also mit einem Mann um, dessen Beschützerinstinkt überentwickelt war? Vor allem nach der Hochzeit?
So, wie Mom mit Dad fertig wird, dachte sie und lächelte still in sich hinein. Keinen Deut von seinem Standpunkt abrücken, dem Mann ständig in den Ohren liegen und ihn mit weiblichen Verführungskünsten bei guter Laune halten. Dabei musste eine Frau genau entscheiden, wofür es sich zu streiten lohnte und wann sie dem Mann seinen Willen lassen konnte. In diesem Fall lohnt es sich nicht, einen Aufruhr zu veranstalten, beschloss Maris. Das würde sie sich für später, für die wirklich wichtigen Dinge aufheben.
Geschickt holte MacNeil den Hengst aus dem Anhänger. Pleasure ließ sich leicht herausführen, er war froh, endlich wieder Gesellschaft zu haben und der Enge zu entkommen. Indem er verspielt herumtänzelte und MacNeil immer wieder übermütig mit dem Kopf anstupste, zeigte das Pferd seine Zuneigung – kurz, er benahm sich, wie jeder Vierjährige es tun würde. Maris war froh, dass sie nicht diejenige war, die die vorwitzigen Kopfnüsse einstecken und dieses kecke Kraftpaket kontrollieren musste. Bei ihr wäre Pleasure zwar ruhiger gewesen, aber jede kleine Erschütterung ging ihr noch immer durch Mark und Bein.
MacNeil führte Pleasure vom Anhänger fort, die Hufe des Hengstes waren auf dem Waldboden kaum zu hören. Er band die Zügel an einem jungen Baum fest und klopfte dem Pferd auf den Hals. „Okay, du kannst jetzt herkommen“, rief er Maris zu. „Unterhalte ihn, während ich den Anhänger in Position bringe.“
Maris übernahm den Hengst, sprach besänftigend auf ihn ein und streichelte ihn beruhigend. Er hatte immer noch Hunger und Durst, aber Pleasure war ein so neugieriges Tier mit einem sonnigen Gemüt, sodass es ihn viel mehr interessierte,was um ihn herum vorging.
Dean Pearsall war ein Stück hinter ihnen stehen geblieben und leuchtete mit den Autoscheinwerfern. MacNeil stieg in den Truck und setzte rückwärts. Halb lehnte er sich aus der Tür und sah nach hinten, um den Anhänger einzukuppeln. Er war gut, manche brauchten ewig, aber bei ihm klappte es auf Anhieb. Recht ansehnlich für einen FBI-Agenten, dachte Maris. Er mochte jetzt für das FBI arbeiten, aber ganz offensichtlich hatte er früher viel Zeit mit Pferden verbracht.
Mittlerweile schneite es immer heftiger, die Schneekristalle blitzten im Scheinwerferlicht des Trucks auf. Die Tannen sahen aus wie mit Zuckerguss bestreut. MacNeil wendete den Anhänger und positionierte ihn zwischen den Bäumen. Niemand, der der Spur folgte, die sie hinterlassen hatten, würde sehen können, ob Pleasure darin stand oder nicht. Sobald MacNeil den Hänger wieder ausgeklinkt und den Truck weggefahren hatte, machte Pearsall sich daran, eine Videokamera unter dem Trailer zu installieren. Jeder, der sich dem Anhänger näherte, würde auf Film gebahnt werden.
„Komm“, sagte MacNeil zu Maris, „während Dean hier arbeitet, lass uns Pleasure tiefer in den Wald hineinführen.“ Er sah auf seine Armbanduhr. „Uns bleiben fünf, höchstens zehn Minuten, um von hier zu verschwinden.“
Im Anhänger lagen Pferdedecken, noch vom Transport der Stute, die tags zuvor nach Solomon Green gebracht worden war. Maris nahm die dunkelste davon und breitete sie über Pleasures Rücken. Es schien ihm zu gefallen, der Hengst schnaubte leise und bewegte den kraftvollen Rumpf, als wolle er Hula tanzen. Maris lachte und schlang die Arme um seinen mächtigen Hals. Er knabberte an ihrem Haar, aber nur ganz leicht, so als wisse er, dass Maris nicht in bester Form war.
„Hier entlang“, ließ MacNeil sich vernehmen. Er reichte Maris eine Taschenlampe und band die Zügel los, dann führteer Pleasure hinein ins Dickicht. Mit einer Hand führte er das Pferd, den anderen Arm legte er um Maris und zog sie an seine Seite. Doch mit der Schutzweste und ihrer dicken Daunenjacke konnte er sie nicht fühlen, also schob er seine Hand unter Jacke und Weste und legte sie auf Maris’ Hüfte.
„Wie geht es dir?“, fragte er, während sie über umgefallene Baumstämme stiegen und durch dichtes Gestrüpp gingen.
„So weit gut.“ Sie lächelte zu ihm auf und schmiegte sich enger in die Wärme und Kraft seines wunderbar großen Körpers. „Ich hatte schon einmal eine Gehirnerschütterung, und auch wenn es wahrlich keinen großen Spaß macht, ist diese hier doch nicht so schlimm wie die erste. Die Kopfschmerzen gehen viel schneller weg, deshalb
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