Der Traum des Highlanders
Händen machen sollte, die Arme hinter dem Rücken verschränkte und abwartend stehen blieb.
Das Murmeln der Umstehenden erstarb, und Cat sah eine winzig kleine Frau, fast so alt wie Ian, die, ein Baby in den Armen und ein Kind von vielleicht drei am Rockzipfel, aus der Hütte trat.
Niall nahm ihr das Baby ab und reichte es der jüngeren Frau, die hinter Gwyneth aus dem Haus gekommen war. Dann nahm er seine Mutter an der Hand, führte sie zu dem Hocker neben der Tür und füsterte ihr etwas zu. Ihre Knie gaben nach, sie ließ sich kraftlos auf den Hocker sinken, rang erstickt nach Luft und starrte mit großen Augen Ian an.
Robbie nahm Catherines Hand, drückte sie auf seinen Oberschenkel und strich beruhigend mit dem Daumen über ihre Knöchel, während Ian völlig reglos vor seiner geliebten Gwyneth stand, gleichzeitig aber nervös die Hände hinter seinem Rücken rang.
Dann machte Ian zögernd einen Schritt nach vorn, blieb zitternd wieder stehen, fiel mit einem lauten Schrei auf seine Knie, schlang die Arme fest um seine Frau und presste sein Gesicht an ihre Brust.
Gwyneth vergrub ihr eigenes Gesicht in seinem Haar, umklammerte den Rücken ihres Mannes und brach in leises Schluchzen aus.
Catherine wischte sich mit ihrer freien Hand die Tränen von den Wangen, und Robbie beugte sich zu ihr herüber und streichelte ihr Ohr mit seinem warmen Atem, als er leise füsterte: »Was für ein denkwürdiger Augenblick. Jetzt verstehe ich, wie wunderbar meine Berufung wirklich ist.«
Es war auch der Augenblick, in dem Catherines Schwärmerei für Robbie wahrer Liebe wich. Sie sah, wie er mit leuchtenden Augen verfolgte, wie sein Onkel Ian seine große Liebe endlich wieder in die Arme nahm, und dachte mit wild klopfendem Herzen, dass dieser unglaubliche, faszinierende, Ehrfurcht gebietende Riese ihr Traummann, ihre große Liebe, ihre Berufung war.
Und bei Gott, von nun an hatte sie die Pflicht, darauf zu achten, dass ihm nichts geschah.
Das war das Herrliche an Träumen. Sie waren der unbewusste Versuch einer Person, sich einer Angst zu stellen, bis sie höchstens noch eine kleine Sorge war. Bevor Dorothy nach Oz gekommen war, hatte sich das kleine Mädchen eingebildet, sie hätte einen Haufen von Problemen, die sie niemals in den Griff bekommen würde. Aber es ging doch einfach nichts über eine unglaubliche Reise, damit man die Dinge aus der richtigen Perspektive sah.
Jetzt sah Catherine die Dinge aus einer neuen Perspektive. Die letzten zehn Jahre ihres Lebens schrumpften auf ein Nichts und waren nicht mehr nur ein fürchterlicher Albtraum, sondern vor allem die Zeit, der sie Nathan und Nora zu verdanken hatte, und infolge derer sie entschlossen für das Leben kämpfte, das sie mit den beiden führen wollte, und mutig genug war, Robbie MacBain zu lieben, obwohl dieser durchaus Furcht einfößend war.
»Mein Gott, Frau, wenn du nicht aufhörst, mich so anzugucken«, knurrte Robbie leise, »schockiere ich gleich das ganze Dorf.«
Catherine blickte lächelnd zu ihm auf und umfasste sanft sein herrliches Gesicht. »Ist das eine Drohung oder ein Versprechen?«
Seine Nasenfügel bebten, er kniff die Augen zusammen und biss die Zähne so fest aufeinander, dass ihr Knirschen deutlich zu spüren war. »Du bringst mich um, kleine Cat.«
Sie tätschelte ihm mütterlich die Wange, lächelte mit dem Selbstbewusstsein einer frisch verliebten Frau, richtete sich in ihrem Sattel auf und blickte auf das alte Paar.
Inzwischen hatten die beiden sich erhoben, aber Ian ließ seine geliebte Frau noch nicht wieder los. Die winzige Person reichte dem alten Krieger nicht mal bis zum Kinn, aber sie hatte ihre dünnen Arme derart fest um seinen Leib geschlungen, dass man das Weiße von ihren Knöcheln sah.
Die jüngere Frau mit dem Baby auf dem Arm war in unkontrolliertes Schluchzen ausgebrochen und tupfte sich die Augen mit der Decke des Kindes ab. Schließlich nahm ihr Niall den Säugling ab und schob sie sanft auf Ian zu.
»Das ist Caitlin, Ians jüngste Tochter«, wisperte Robbie Cat ins Ohr. »Er hat noch eine Tochter namens Megan, aber sie ist mit einem MacLerie verheiratet und lebt ungefähr dreißig Kilometer von hier entfernt.« Er stieg von seinem Pferd, half auch Catherine aus dem Sattel und fügte hinzu: »Die Neuigkeit macht sicher schnell die Runde; ich gehe davon aus, dass sie spätestens in ein paar Tagen hier erscheint.«
Umringt von einem Meer aus Menschen klammerte sich Cat an Robbie fest, als er sie zu der Hütte
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