Der Traum des Highlanders
ein.«
»Echt?«, fragte Cody eindeutig überrascht, ehe er mit einem Mal die Stirn in Falten legte und argwöhnisch fragte: »Aber Sie kommen doch wohl nicht mit?«
Catherine schüttelte den Kopf. »Ich würde euch wahrscheinlich nur die Tour vermasseln.«
»Sie vertrauen uns wirklich Ihre Kinder an?« Rick sah sie mit großen Augen an.
»Natürlich. Solange ihr sie spätestens um neun wieder nach Hause bringt.«
Vier junge Männer strafften ihre Schultern.
»Da kommt der Bus!«, rief Catherines Tochter und lief eilig los.
Gunter hielt sie gerade noch am Kragen ihres Mantels fest. »Du verlässt die Einfahrt erst, wenn der Bus steht und dir die Fahrerin bedeutet, dass du kommen kannst«, wies er sie an, ging aber vor ihr in die Hocke und sah sie, um seinen strengen Ton zu mildern, mit einem sanften Lächeln an.
»Ich habe nicht daran gedacht«, räumte Nora ein.
»Hier ist deine Tasche.« Rick setzte ihr den Ranzen auf und strich ihr kurz über den Kopf. »Und setzt euch bloß nach hinten«, fügte er, an Nathan gewandt, hinzu: »Die Frosthuckel sind hinten einfach besser.«
»Die Frosthuckel?«
»Das sind riesige Huckel auf der Straße, die entstehen, wenn der Boden taut«, erklärte Rick, nahm Nathan an der Hand und führte ihn, gefolgt von Cody und von Peter, um den Bus herum.
»Tschüs, Mami.« Nora, die an Gunters Hand zum Einstieg ging, winkte ihrer Mutter fröhlich zu.
Catherine winkte beidhändig zurück. »Auf Wiedersehen! Seid brav, ihr zwei!«
Als der Bus sich wieder in Bewegung setzte, sah sie nur drei Jungs am Straßenrand. »Wo ist Gunter?«, fragte sie verblüfft.
Rick klingelte mit einem Schlüsselbund. »Er hat der Fahrerin erklärt, dass dies der erste Tag der beiden ist, und gefragt, ob er mitfahren kann«, erklärte er auf dem Weg zurück zum Haus. »Von der Grundschule zur Highschool ist es nur ein kurzes Stück. Das geht er schnell zu Fuß.«
»Das ist wirklich süß von ihm«, flüsterte Catherine, war aber nicht wirklich überrascht.
Cody schnaubte auf. »Gunter? Süß? Was haben Sie heute Morgen getrunken? Gunter ist ungefähr so süß wie ein dicker Knüppel, den man über den Kopf gezogen kriegt.«
»Ihr seid alle süß«, stellte sie lachend fest. »Danke, dass ihr so nett zu meinen Kindern seid.«
Wieder wurden sie alle rot und liefen eilig zu dem viertürigen Pick-up, mit dem Gunter sie sonst immer zur Schule fuhr.
»Wir sind nur deshalb nett, damit Sie weiter kochen.« Cody rannte los. »Aber ein angebranntes Essen, Lady«, rief er über die Kühlerhaube des Trucks hinweg, »und die Pimpfe werden sehen, wie ungemütlich es hier werden kann.«
»Er macht nur einen Witz, Catherine«, versicherte ihr Rick, während er sich hinter das Lenkrad schwang.
Lächelnd winkte Catherine dem Trio hinterher, als es den Hof verließ, blieb dann, da sie es nicht eilig hatte, sich des Durcheinanders in der Küche anzunehmen, stehen und genoss den wunderbaren Blick.
Das Eis auf dem Pine Lake wies inzwischen große Löcher auf, aber in der Bucht nahe des Städtchens Pine Creek sah sie auf einem großen Eisstück noch eine Hütte stehen. Wenn sie nicht bald an Land gezogen würde, würde sie bestimmt bald untergehen.
Plötzlich hatte sie ein herrliches Gefühl von Normalität und Dauerhaftigkeit. Fast, als wäre sie eine ganz normale Frau, die ihre Kinder zum Schulbus begleitet hatte, bevor sie in einem wunderschönen alten Haus an einem wunderbaren Fleckchen Erde ihr mütterliches Tagwerk begann.
Was für eine verführerische Illusion.
Schließlich kehrte sie zum Haus zurück, um die Küche aufzuräumen, blieb aber, als sie plötzlich seltsame Geräusche hörte, den Fuß auf der Verandtreppe, stehen.
Robbie kam aus dem Wald und ritt direkt zum Stall. Catherine änderte die Richtung, lief ihm hinterher und betrat den Stall in dem Moment, in dem er das Zaumzeug über den Kopf des Pferdes zog.
Sie versuchte gar nicht erst, einen leisen Schrei zu unterdrücken. Er sah entsetzlich aus. Seine Augen waren blutunterlaufen, seine Haare matt und wild zerzaust, er hatte eine neue Schürfwunde am Kinn, einen blutgetränkten Lappen um die rechte Hand gewickelt und humpelte, als er das Zaumzeug zum Haken trug.
»Was ist passiert?« Sie stürzte auf ihn zu. »Sie sind verletzt. Ist es wieder die Seite? Haben Sie etwa die Fäden gezogen?«
»Nein«, antwortete er und hinkte zu seinem Pferd zurück. »Es ist nur meine Hand.« Er klappte den Steigbügel über den Sattel und versuchte, mit der
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