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Der Traum des Teufels

Der Traum des Teufels

Titel: Der Traum des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol Grayson
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sich hinein. Menschen waren einfach unfähig, das gesamte schöpferische Wissen zu erfassen. Ihre Gehirne waren durchaus dazu in der Lage, doch sie nutzten sie leider nur zu einem winzigen Bruchteil. Vampire waren da ganz anders. Bei ihrer Wandlung schlossen sich Türen zu einem neuen mentalen Bewusstsein auf. Deshalb waren sie den Menschen überlegen. 
    Seit Jahrtausenden war er auf der Suche nach diesem Buch gewesen. Vergebens. Aus Verzweiflung hatte er es mit der irdischen Wissenschaft versucht, die in Fragmenten ebenfalls aus den Büchern seiner Bibliothek übernommen wurde. Doch wieder war das Irdische unvollkommen, hatte teilweise schreckliche Nebenwirkungen, weil die Menschen niemals das große Ganze verstehen würden. 
    Dieser skrupellose deutsche Arzt war eine von vielen Hoffnungen gewesen, um sein Versprechen zu erfüllen. Das Versprechen, den Allerersten der Vampire wieder zu erwecken. Antaris, den dunkelsten aller Engel. Vernichtet durch einen Lichtkrieger. Sein treuer Diener Dhrakor hatte die Asche des Erstgeborenen am nächsten Morgen eingesammelt und in einen Bronze-Pokal gefüllt. Dieser Kelch ruhte unversehrt an einer geweihten Stätte, wo niemand ihn vermutet hätte, und er war der Einzige, der das Geheimnis seines Inhaltes kannte. Der Suchende lächelte, als er daran dachte, dass die Menschen diesen Kelch als Reliquie eines Märtyrers verehrten. 
    Er war dem Buch nahe gekommen, vor einigen Jahrzehnten, als der Fürst der Neuzeitvampire Jason Dawn regierte und mit Hilfe dieser Magie wieder erweckt wurde. An der Seite dieses Neuzeitfürsten stand ein anderes unsterbliches Wesen aus der Zeit von Atlantis. Das war seine erste heiße Spur gewesen. Warum hatte er sich nur so viel Zeit gelassen? Zeit war eine Krücke für die Sterblichen. Doch er hatte zu lange gewartet, aus Unsicherheit, aus Angst vor der Entdeckung. 
    Die starke Präsenz des jungen Fürsten verebbte vor gar nicht allzu langer Zeit, und eine wesentlich schwächere war jetzt zu spüren. Alles hatte sich geändert. Vor einigen Monaten war eine weitere dunkle Macht im mentalen Netz aufgetaucht. Eine ältere Macht, die durch dieses Buch erweckt wurde, allerdings nicht zum richtigen Zeitpunkt, und dadurch nicht richtig manifestiert. Sie kam ihm vertraut vor. Sie widerte ihn an. Dass er noch einmal von dem größenwahnsinnigen Arzt hören würde, hätte Chyriel niemals zu träumen gewagt. 
    * * *
    Seit Jason verkündet hatte, dass Mengele immer noch in Berlin sei, hielten sich die Hybriden in Bereitschaft. Der junge Mann mit dem mädchenhaften Gesicht saß jetzt mit geschlossenen Augen im Schneidersitz auf dem Boden seines Zimmers, den Rücken an die Wand gelehnt, in den Händen die beiden Kleidungsstücke - das T-Shirt und Valentinas Kleid. "Berlin Mitte", hatte er gemurmelt, „ein großer Raum, Neonlicht, viele Regale."
    Leander notierte jedes einzelne Wort. Sybille Berger stand neben ihm im Türrahmen und betrachtete den wie in Trance versunkenen dunkelhaarigen Studenten. "Er sieht so furchtbare jung aus und doch so ... anders." Die richtigen Worte fehlten ihr für das, was sie in ihm sah. Leander nickte. "Er ist etwas Besonderes." Das war nicht nur in Bezug auf Jasons Fähigkeiten gemeint. 
    Die schlanke Hybridenvampirin sah den Halbengel von der Seite her an, dessen Augen konzentriert auf dem Meditierenden ruhten. "So wie Sie auch", sagte sie jetzt leise. Der Atlanter wandte den Kopf zu ihr, und zum ersten Mal sah sie die goldenen irisierenden Punkte in den dunkelblauen Augen.  Ein Sohn des Himmels mit den Merkmalen der Verfluchten.  Leander Knight lächelte, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Er wandte sich wieder seinem Schützling zu.  
    "Ein altes Gebäude, sehr groß. Unmengen von Akten, Stempeln, Staub, Formularen", zählte Jason jetzt mit monotoner Stimme auf. Leander und die schöne Frau schauten sich erneut an. "Das Archiv", nickten sie beide. Sybille griff zum Telefon und informierte ihre Leute. 
      * * *
    Je länger er suchen musste, desto ungeduldiger und zorniger wurde er. Unzählige Dokumente aus den Postarchiven der Jahre 1940-1945 hatte er durchforstet, mit der Geschwindigkeit eines Vampirs. In dem weitläufigen Kellerarchiv sah es aus, als wäre ein Tornado hindurch gefegt. Wütend blickte er sich in dem Wust an Unterlagen und gelblichbraunen Akten um, die teilweise noch den Reichsadler zeigten. "Jetzt reicht´s", knurrte er. Wie sollte man sich in dieser Unordnung zurecht finden? Niemand hatte diese

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