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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merelie Weit
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ginge es gut, sie schlafe viel, sie erhole sich, bald wär es besser. Nein, sie wolle sich nicht treffen, nein, auch nicht spazieren, sie brauche Ruhe. Vielleicht nächste Woche, ja.
    Mit triumphaler Stimme berichtete Claudia, dass Erik das Geld für den Abschleppdienst sofort überwiesen hatte. Erik hatte diese kleine Ausgabe also genau so akzeptiert wie Bernhard die Sache mit den tausend Euro. Emilia kam sich vor wie ein lästiger Fehler, den man mit Geld schnell ungeschehen machen konnte. Sie fühlte sich elend und trank so viel Wein, dass sie kotzen musste. Zum Glück war Jo an dem Abend nicht da. Er war dauernd unterwegs, weil das eben seine Art war, seine Krise zu überwinden. Die Ärztin schrieb Emilia weitere zwei Wochen krank. Emilia erzählte Claudia etwas von einer vereiterten Angina. Nein, sie konnte nicht arbeiten, auch wenn Erik inzwischen längst in Kanada war.
    Emilia schaffte es, ihren Dauerrausch einigermaßen vor Jo zu verbergen, bis er die Sammlung leerer Weinflaschen im Schrank für Putzmittel entdeckte.
    „Hast du die alle getrunken?“ Er sah Emilia entsetzt an.
    „Und wenn schon!“
    „Wo hast du die her?“
    „Bestellt. Das sind gute Weine.“
    „Man, damit kann man trotzdem Alkoholikerin werden! Du musst damit aufhören!“
    „Ja, ich trink doch gar nicht viel.“
    „Du hast in letzter Zeit oft eine Fahne. Denkst du, ich merk das nicht?“
    „Das ist, weil ich wenig esse. Ich habe was mit dem Magen. Deswegen bin ich ja krankgeschrieben.“
    „Mama, ich mach mir Sorgen.“
    Emilia tätschelte Jos Schulter.
    „Musst du aber nicht.“
    „Doch! Du musst mal wieder raus.“
    „Ich bin nicht krank.“
    „Wenigstens spazieren.“
    „Ich hab zu tun.“
    „Was hast du denn zu tun?“
    „Ich zeichne, für Hildas Buch.“
    „Das etwa?“ Jo hielt Emilia ihr Skizzenbuch hin. Emilia hatte tatsächlich viel darin herum gekritzelt. Mit schwarzem und rotem Stift. Es war voll von erhängten oder geköpften Leuten, Bäumen mit Blutstropfen statt Blättern und Messern, die alles Mögliche kurz und klein gesäbelt hatten.
    „Entschuldige, aber ich hab es mir angesehen.“
    Emilia riss es Jo aus der Hand.
    „Das geht dich doch gar nichts an!“
    „Doch! Du bist meine Mutter.“
    „Ich hab eben eine Krise. Genau, wie du!“
    „Aber ich gehe raus und lebe weiter, während du säufst.“
    „Auf dir lastet eben noch nicht die ganze Verantwortung.“
    „Aber ich fühle mich für dich verantwortlich. Und ich weiß nicht, was ich machen soll!“
    Das ganze Gespräch schmerzte. Emilia wollte es nicht führen. Sie musste es stoppen. Sie nahm Jo in den Arm.
    „Du brauchst gar nichts zu machen. Ich übersteh das schon. Ich verarbeite das eben auf meine Weise. Du brauchst keine Angst um mich zu haben, okay?!“
    Jo nickte und streichelte Emilia den Rücken. Er glaubte ihr nicht recht, aber er wollte, dass Emilias Worte stimmten. Das merkte sie und das war gut.
    „Versprichst du mir, dass du ab Morgen ein bisschen rausgehst?“
    „Ja, das verspreche ich dir.“
    „Und dass du Hilda und Claudia rein lässt, wenn sie kommen?“
    „Wieso sollte ich sie nicht rein lassen?“
    „Mama, sie haben mich angerufen. Du lässt sie nicht rein. Sie machen sich Sorgen.“
    „Aber ich schreibe ihnen doch.“
    „Man, sie machen sich trotzdem Sorgen.“
    „Ja, ich lass sie bald wieder rein, aber derzeit kann ich ihre Ratschläge einfach nicht gebrauchen. Kennst du das nicht? Dass einem gerade Freunde manchmal besonders blöde Ratschläge geben, weil sie einen einfach nicht verstehen wollen?“
    Jetzt nickte Jo sehr nachdrücklich.
    „Oh ja, das verstehe ich sehr gut.“
     
    Emilia wachte schwitzend und zitternd auf, wie bereits die Nächte davor. Sofort, nachdem Jo um halb acht die Wohnung verlassen hatte und zur Schule gegangen war, machte sich Emilia eine Flasche Wein auf und fasste einen Entschluss. Sie durfte ihre allnächtlichen Träume, die sie seit der Begegnung mit Bernhard verfolgten, nicht mehr verdrängen. Sie musste sich der Sache stellen. Sie musste sie leben. Das hatte sie schon mal getan, sogar auf Anraten von Hilda. Nachdem die Seifenblase Erik geplatzt war und Bernhard ihr gleich darauf den Boden unter den Füßen weggezogen hatte, hatte Emilia wieder jede Nacht von Miguel geträumt. Miguel auf einem weißen Pferd, Miguel mit zehn kleinen Kindern, die sie alle zu versorgen hatten, Miguel mit Jo beim Bergsteigen und ein Seil war gerissen, Miguel im Frack und Emilia im Hochzeitskleid. Es waren

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