Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
konnte bereits ihren Wohnblock sehen. Aber sie gehorchte, stieg umständlich ein und zog die Tür zu.
„Anschnallen!“ Hilda gab den nächsten Befehl raus.
Emilia saß auf dem Beifahrersitz und rührte sich nicht.
„Anschnallen, hab ich gesagt!“
Emilia war folgsam und schnallte sich an.
„Im Bademantel! Ich glaub‘s ja nicht! Ich hätte viel hartnäckiger sein müssen. Ich hab‘s doch geahnt. Aber ich sage dir, heut hätte ich sowieso die Tür eingetreten bei dir…Wenn Jo mir nicht seinen Schlüssel gegeben hätte.“
Emilia sagte immer noch nichts und starrte nur geradeaus. Sie hatte einen Filmriss. Sie konnte sich überhaupt nicht erinnern, wie sie die Strecke vom Park bis nach Hause gelaufen war. Alles war weg. Die Welt um sie herum musste sich für eine Weile abgeschaltet haben. Sie war einfach nur dem Plastikbecher in ihrer Hand gefolgt. Irgendwann war er heruntergefallen und das Geld heraus geklimpert. Sie hatte es aufgehoben und den Plastikbecher liegen gelassen. Das war noch nicht lange her. Und jetzt war sie froh, dass Hilda da war. Auch wenn sie zeterte wie ein Rohrspatz. Sollte sie, bei Hilda war Emilia immerhin sicher.
Hilda schloss Emilias Wohnung auf und schob sie hinein. Sie betrat die Wohnstube und stolperte über den Stofffetzenhaufen.
„Was ist das denn? Deine Kleider?“ Emilia nickte nur. Hilda nahm Emilia am Arm und zog sie ins Bad. Emilia ließ es geschehen. Sie stellte Emilia vor die Badewanne.
„Hinknien und runterbeugen.“ Emilia tat es, auch wenn sie nicht wusste, wieso. Sie schrie auf und schoss in die Höhe, als sich plötzlich eiskaltes Wasser über ihren Kopf ergoss.
„Bist du bescheuert?“, brüllte Emilia und wollte sich losreißen. Aber Hilda hielt sie fest am Arm und lächelte jetzt sogar.
„Na, das klingt doch schon wieder mehr nach meiner Emilia. Zum Glück doch nicht ernsthaft apathisch. Ich hatte grad echt Panik!“
„Lass mich los. Du bist ja wahnsinnig.“
„Wenn ich mir den Schnipselhaufen im Wohnzimmer ansehe, dann passt die Beschreibung eher auf dich!“
Hilda gab Emilia ein Handtuch. Emilia trocknete sich damit den Kopf.
„So, und jetzt ziehst du dir was Vernünftiges an. So geht das auf keinen Fall weiter.“
Hilda streckte fordernd die Hand aus. Emilia sah sie verständnislos an. Dann begriff sie. Hilda wollte den Bademantel. Hilda seufzte. Aber sie zog ihn aus und gab ihn Hilda. Die eiskalte Dusche hatte tatsächlich Wirkung gehabt. Emilia fühlte sich klar wie lange nicht mehr. Brav wie ein Kind ging sie ins Schlafzimmer und suchte sich Jeans und T-Shirt heraus. Als sie wieder herauskam, stellte Hilda gerade eine große Tragetasche mit vollen Weinflaschen in den Flur.
„Was machst du da?“
„Das Zeug nehm‘ ich mit. Damit ist jetzt Schluss!“ Hilda knotete die Henkel der Tragetasche mit Nachdruck zusammen.
„So, und jetzt bestell ich uns erst mal Pizza. Du musst was essen. Du brauchst Energie. Was hältst du da überhaupt die ganze Zeit in der Hand?“ Hilda zeigte auf Emilias rechte Faust.
„Mach auf!“
Emilia öffnete sie. Zwei Zehn-Cent-Stücke und einmal zwanzig Cent. Sie hatte Abdrücke davon in der Handfläche. Sie hatte ihr Almosen nicht mal beim Anziehen abgelegt.
„Du hörst jetzt auf, dein Leben auf Männer zu bauen. Du nimmst es endlich selbst in die Hand!“, hatte Hilda auf die Geschichte im Park hin gesagt und Emilia die Münzen abgenommen.
„Ich kann nicht arbeiten.“
„Natürlich kannst du! Der Ikea- Schlappschleimer ist über alle Berge. Und du bist gesund und brauchst das jetzt sogar als Therapie. Guck dir den Schlamassel im Wohnzimmer an. Du drehst sonst durch!“
Emilia aß eine ganze Pizza und noch ein Stück von Hilda. Hilda nickte beruhigt. Appetit war ein guter Anfang. Sie übernachtete bei Emilia und brachte sie am nächsten Morgen zur Arbeit. Claudia empfing sie freudig und wich ihr den ganzen Tag nicht von der Seite. Hilda holte sie wieder ab und übernachtete bei ihr. Das ging drei Tage so. Die beiden hatten sich gut abgesprochen.
„Und was ist mit Marco und den Kindern?“, wollte Emilia nach ihrem ersten überstandenen Arbeitstag wissen.
„Für Marco ist das eine neue Chance, diesmal alles richtig zu machen!“, erklärte Hilda.
„Aber er muss doch arbeiten den ganzen Tag.“
„Es gibt auch voll arbeitende, alleinerziehende Mütter. Die schaffen das ihr ganzes Leben lang und nicht nur lächerliche drei Tage.“
Nach den drei Tagen ging es Emilia bedeutend besser. Hilda
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