Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merelie Weit
Vom Netzwerk:
Starre an. Sie schaffte es von der Leiter und nahm sich einen Stuhl. Dann brach endlich der Damm in ihr und sie wusste gar nicht, welche Worte sie zuerst hinauslassen sollte.
    „Ich habe Sie gesucht. Überall! Ich habe Sie gebraucht! Wo waren Sie denn nur? Ich wusste gar nichts! Sie haben ihr Tuch verloren, und … Jetzt haben sie es wieder. Aber es hängt doch an meiner Garderobe! Oder haben sie mehrere davon? Sie haben keine Ahnung, was ich durchmachen musste wegen der Geschichte. Sie können doch den Leuten nicht so ein Zeug erzählen. Das ist unverantwortlich! Das ist …“
    Emilia war völlig durcheinander. Wut, Freude, Hoffnung, Angst … Alles mischte sich.
    „Pschhhhhhhhht“, machte die Wahrsagerin ganz lang und leise. Und Emilia wurde sofort ruhig. Die Wahrsagerin nahm ihre Hände.
    „Alles, was du durchmachst, ist in dir.“
    „Ja, aber, ich wär doch nie drauf gekommen, wenn Sie mir nicht …“
    „Du bist auf mich gekommen, ganz von allein, und das hat gereicht …“
    Emilia verstand irgendwie und verstand gleichzeitig nichts. Es klang wahr und gleichzeitig falsch.
    „Aber wo waren Sie dann die ganze Zeit? Ich hätte sie viel eher gebraucht! Ich hatte so viele Fragen und Sie haben mich einfach im Regen stehen lassen.“
    „Du hast mich nicht eher gebraucht. Aber du brauchst mich jetzt.“
    Die Wahrsagerin richtete wieder diesen hypnotischen Blick auf Emilia und Emilia konnte nichts mehr erwidern. Sie nickte nur. Sollte sie es wirklich sagen? Wollte sie Miguel wirklich vergessen? Bei der seltsamen Frau musste man mit allem rechnen. Sie konnte dafür sorgen. Bestimmt konnte sie das. Emilia spürte Angst. Gleichzeitig war es ihre einzige Chance, sich von der Zukunft zu befreien. Kein Therapeut konnte ihr dabei helfen. Das wusste sie ja längst. Und sie konnte das Ganze sowieso niemandem erklären, ohne für verrückt gehalten zu werden. Sie hatte nichts zu verlieren. Auch wenn sie alles vergaß, die Zukunft würde eintreffen, so oder so. Sie würde Miguel dadurch nicht verlieren. Und wenn alles nur ganz großer Blödsinn war, dann würde sie sich ja an nichts mehr erinnern. Ihr wäre nie etwas Unerklärliches passiert. Alles wäre normal, wie davor und danach und wie immer. Emilia erwiderte den Blick.
    „Ich will vergessen. Ich will die Zukunft einfach wieder vergessen, wissen Sie.“
    „Ich weiß.“ Emilias Hände zitterten. Die Wahrsagerin hielt sie fest mit ihren trocknen, warmen Händen. Sie nickte mehrmals sehr langsam.
    „Deshalb bin ich hier.“
     
    Es war hell, viel zu hell. Emilia blinzelte. Was war das nur für ein unerträgliches Licht? Sie hörte verschwommene Stimmen, als wären sie weit entfernt. Vor ihr erschienen dunkle Flecken. Sie nahmen Konturen an. Es waren Gesichter, die sich über sie beugten. Das machte das Licht erträglicher. Emilia öffnete die Augen.
    „Sie kommt zu sich!“, rief Claudia.
    „Emilia, hörst du mich?“ Das war die Stimme von Hilda.
    „Mama!“ Jetzt sah sie nur noch Jos Gesicht und alle anderen wichen zurück.
    „Was ist denn los?“, brachte Emilia mühsam hervor.
    „Du bist im Krankenhaus. Du bist von der Leiter gefallen. Ein Kunde hat dich gefunden und gleich den Notarzt gerufen.“
    Langsam kam die Erinnerung zurück. Emilia hatte die Abhängungen entfernt, im Restaurant. Und die letzte hing zu weit weg. Sie hatte keine Lust gehabt, noch mal von der Leiter zu steigen und sich zu weit hinübergebeugt. Sie wusste, dass das riskant war, aber etwas hatte sie getrieben, es trotzdem zu tun. Ab da setzte die Erinnerung aus.
    Ein weißer Kittel beugte sich über sie, prüfte den Puls, prüfte den Apparat neben Emilia, und hörte ihr Herz ab.
    „Da haben Sie aber noch mal Glück gehabt, Frau Liebig. Puls ist gut, Herzschläge auch, und die Prellung am Hinterkopf – zeigen Sie noch mal – die entwickelt sich schön nach außen. Trotzdem müssen wir Sie drei Tage zur Beobachtung hierbehalten.“
    Es war eine Krankenschwester. Sie drehte noch etwas am Tropf.
    „Haben Sie Schmerzen?“
    Emilia bemerkte das Dröhnen in ihrem Kopf.
    „Ja, etwas.“
    „Na, ich misch noch mal ein paar Schmerzmittel mit rein. Immer diese Leitergeschichten. Sie glauben gar nicht, was wir hier dauernd mit Leitern und deren Folgen zu tun haben. Zur Prüfung im Umgang mit Leitern scheint ein Ausflug ins Krankenhaus zu gehören. Oft geht das nur leider auch viel schlimmer aus. Aber nun ruhen sie sich erst mal aus.“
    Die Schwester verschwand. Claudia, Hilda und Jo standen

Weitere Kostenlose Bücher