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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merelie Weit
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sich und sog die Luft hörbar ein. Warum war Hilda bloß so pragmatisch? Das Leben bewies doch so oft, dass eins plus eins nicht immer zwei war.
     „Hast du denn sein Gesicht gesehen?“
    „Naja, so gut es unter der Regenkapuze ging….Er hat ein sehr einnehmendes Lachen.“
    Dann erst verstand Emilia, worauf Hilda mit dieser Frage hinaus wollte: die Zähne.
    „Und natürlich hatte er alle Zähne im Mund… aber das war doch vorher klar, dass es kein zahnloser Penner sein wird.“
    „Wie auch immer, mit der Zahngeschichte könnten wir der Sache trotzdem auf den Zahn fühlen. Das muss sich doch irgendwie rausfinden lassen.“
    „Du meinst…“
    „Klar! Find es raus!“ Hilda lächelte Emilia versöhnlich an.
    Emilia spürte, wie sich ein warmes Gefühl in ihr breit machte. Sie lächelte dankbar zurück. Hilda nahm sie ernst und war endlich wieder auf ihrer Seite.
     
    Der Rest des Wochenendes verlief wie viele Wochenenden davor. Bernhard hatte Emilia ein kleines Manuskript zum Lektorieren auf den Küchentisch gelegt. Auf den Küchentisch – der einzige Platz in der Wohnung, der zeitweise Ruhe für Emilia versprach. Am Wochenende lümmelte Bernhard meist im Schlafzimmer auf dem Bett, weil er Abstand von seinem Arbeitsumfeld brauchte. Jo blockierte das Wohnzimmer, um sich Filme reinzuziehen und Emilia blieb die Küche. Sie backte einen Kuchen und ging lustlos die ersten Seiten durch. Es war eine Untersuchung zum Thema Kinderlosigkeit in höher gebildeten Schichten. Eigentlich ein interessantes Thema, doch Emilia staunte immer wieder, wie die Wissenschaft es verstand, interessante Themen in derart ermüdende Texte zu verwandeln.
    Emilias Gedanken schweiften alle zwei Zeilen ab. Sie ertappte sich dabei, wie sie nebenher einen Ritter auf einem feurigen Pferd in ihr Skizzenbuch kritzelte, der ein breites, zahnloses Grinsen zeigte. Wie konnte sie nur in Erfahrung bringen, was mit Weingartens Zähnen los war? Sie musste einen Weg finden. Nicht für sich selbst, sondern für Hilda. Emilia war bereits auch so von der Geschichte überzeugt. Sie fühlte, dass sie wahr war. Dieses Gefühl hatte sich nach der Begegnung auf dem Spielplatz zur Gewissheit verfestigt. Doch für Hilda brauchte sie einen Beweis. Emilia wollte, dass Hilda der Geschichte traute. Sie wollte Unterstützung und niemanden, der sie für eine Neurotikerin hielt, die sich in etwas hineinsteigerte.
    Emilia konnte sich nicht erinnern, wann ihr das letzte Mal ein fremder Mann aufgefallen war? Es musste Ewigkeiten her sein. Hilda hatte sich über ihre Blindheit gegenüber attraktiven Männern schon lustig gemacht, als hätte Emilia den Blick dafür brav an der Garderobe des Standesamts abgegeben, als sie Bernhard heiratete. Hilda war sowieso gegen diese Hochzeit gewesen. Man sollte aus Liebe heiraten und nicht aus Versorgungsgründen, in diesem Punkt war Hilda auf einmal gar nicht pragmatisch. Genauer genommen hatte Emilia nicht ihren Blick für brave Männer abgegeben, sondern den Anspruch auf wahre Liebe im Allgemeinen und überhaupt.
    Und jetzt, nach neun Jahren Ehe, sah Emilia einen Mann mit einem Kind auf dem Spielplatz im Regen, ohne zu wissen, dass er zu ihrer Prophezeiung gehörte und konnte ihre Gedanken nicht mehr von ihm losreißen. Warum war Hilda nicht einfach froh darüber?
    Emilia fand einen ersten Rechtschreibfehler in Bernhards Skript auf Seite zwanzig. Bernhard arbeitete immer sehr sorgfältig. Wie war es ihm eigentlich bei dieser Arbeit ergangen? Er, der Akademiker, der selbst zeugungsunfähig war. Auch darüber war Hilda froh gewesen, als Emilia ihr dieses Ergebnis mitgeteilt hatte vor einem Jahr. Emilia staunte, wie sie es selbst aufnahm. Ihr erstes Gefühl bestand ebenfalls aus Erleichterung. Und das hatte sie erschreckt. Sie hatte sich immer noch ein Kind gewünscht, eine kleine heile Familie. Doch gleichzeitig hatte sie sich wieder allein auf Spielplätzen gesehen, allein eigentlich mit allem, was dieses Kind anbelangt hätte. Bernhard hatte kein Geheimnis darum gemacht, dass er ein gemeinsames Kind als Beschäftigung für Emilia sah.
    Plötzlich kam Emilia die Idee, die sie das ganze Wochenende zwischen allen Routinetätigkeiten und Grübeleien gesucht hatte:
    Sie würde sich als Frau Jareis ausgeben, die Frau von Herrn Weingarten. Sie würde alle Zahnärzte im Wegweiser von Pankow markieren, die in seinem Umfeld ihre Praxen betrieben, sie anrufen und einen Termin für ihren Mann zur Kontrolle vereinbaren. Falls es keinen Herrn

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