Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
aufregender als das richtige Leben.
Hilda: Okay , eins zu null für dich.
Emilia: Aber ich trau mich das nicht .
Hilda: Was, da hingehen und klingeln und ihm seine vier fehlenden Zähne zurückbringen?
Emilia: …Also, sehen möchte ich den schon mal. Du nicht?
Hilda: Okay, würd mich jetzt auch mal interessieren.
Emilia: Hilda?????
Hilda: Ha! Ich soll da klingeln, stimmt‘s?
Emilia: Würdest du denn?
Hilda: Aber dann siehst DU ihn ja nicht! Du bist doch die, die sich auf den ersten Blick verknallen muss!
Emilia: Na und … wenn ich erst mal weiß, wie er aussieht, dann… und …. ach, weiß ich doch nicht! Ich vertrau Deinem Urteil! Also, würdest du?
Hilda: Hm… Wenn Du solange Marie und Elli auf dem Spielplatz bespaßt?! Ich war heut noch nicht draußen und sie nerven schon.
Emilia: Was, heute noch?
Hilda: Ja, warum nicht?!
Emilia: Doch, find ich großartig! In circa einer Stunde im Park beim großen Klettergerüst?
Hilda: Okay, bis gleich!
Emilia hatte Herzklopfen, als hätte sie in einer Stunde ihren Hochzeitstermin. Dieser Zustand befand sich in keinem vernünftigen Verhältnis zur tatsächlichen Situation. War sie denn völlig übergeschnappt? Sie schaltete ihr Laptop aus und stand mit einem schwammigen Gefühl in den Beinen auf. Dabei musste sie erst mal nichts weiter tun, als mit Hildas Töchtern auf dem Spielplatz spielen. Sie warf einen Blick aus dem Fenster, es sah nach Regen aus. Emilia zog ihr gelbes Sommerkleid aus und streifte sich eine Jeans über. Sie entschied sich für ihre alten Turnschuhe, dann konnte sie besser mit den Kindern herumtollen. Draußen fielen bereits ein paar Tropfen. Emilia zog ihre Regenjacke über und atmete tief durch. Eigentlich benahmen sie und Hilda sich wie Teenager. Aber es war ein gutes Gefühl, als würde eine Zeit zurückkehren, die eigentlich verloren war. Emilia fühlte sich lebendig wie schon lange nicht mehr.
Marie und Elli stürmten auf Emilia zu. Emilia stellte das Fahrrad an die Bank und schleuderte beide nacheinander einmal hoch. Das war das Ritual. Dann umarmte sie Hilda.
„Spielen wir Fange?“, wollte Marie wissen. Elli bildete sogleich einen Sprechchor: „Fange! Fange! Fange!“ und zerrte an Emilias Jacke.
Emilia sah Hilda erwartungsvoll an.
„Also, Nummer 2…“
„Ja, ja, hab das Haus schon gesehen. Bin mit dem Auto dran vorbei.“
„Okay, oh man, ist das nicht total kindisch?“
„Natürlich ist es das!“
Hilda grinste.
“Also, bis gleich! Ich komm‘ gleich wieder Elli, ja?!“
Hilda winkte. Elli nickte und wollte von Emilia wissen, was kindisch ist.
„Kindisch ist, wenn man sich als Erwachsener wie ein Kind benimmt. Zum Beispiel, wenn ich dich jetzt fange.“
Elli quietschte vor Vergnügen und rannte los, Richtung Klettergerüst, wo Marie inzwischen hinaufgeklettert war. Emilia schlug Elli ab, Elli Marie und Marie wieder Emilia. Die Bewegung tat gut und machte den Kopf frei. Inzwischen war das Tröpfeln in einen feinen Sprühregen übergegangen. Marie und Elli versuchten, aus dem feucht werdenden Zuckersand etwas zu bauen. Emilia setzte sich völlig aus der Puste auf eine Bank. Der Spielplatz hatte sich inzwischen geleert. Nur noch ein Vater drehte auf der anderen Seite ein kleines Mädchen auf einem Minikarussell. Ein helles Lachen drang herüber. Er machte die ganze Zeit faxen mit ihr und schien selber ziemlichen Spaß daran zu haben. Emilia erinnerte sich an ihre Spielplatzjahre mit Jonathan. Bernhard war nie mit auf den Spielplatz gekommen, einer der Orte, die er nicht mochte. Und Jonathans biologischer Vater hatte sich zu der Zeit jahrelang nicht blicken lassen. Armer Jo. Emilia hoffte, dass sie ihm ausgereicht hatte, auch wenn sie nicht solche akrobatischen Kunststücke mit ihm vollführen konnte wie der Papa mit seiner Tochter. Jetzt balancierte er sie auf seinen Schultern und ließ sie von dort auf das Klettergerüst klettern. Emilia fand diese beiden sympathisch. Und nicht nur das. Es war auch noch ein sehr gut aussehender Vater, soweit man das unter der Regenkapuze erkennen konnte. Er hatte ein strahlendes Lachen. Dazu wartete sicher eine schöne Frau mit einem ähnlich strahlenden Lachen zu Hause. Warum hatte Emilia nie das Glück einer solchen kleinen heilen Familie gehabt?
Elli rief nach Emilia und riss sie aus ihren Gedanken. Sie sollte sich den tollen Sand-Turm ansehen, den sie gebaut hatten. Emilia stand auf und ging zu ihnen
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