Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
tut, bleibt es eben liegen.“
„Neben der Spur…“ Emilia machte immer noch ein grimmiges Gesicht.
„Man, Emilia.“ Hilda legte beschwichtigend den Arm um sie. „Dein Leben fängt sich an zu ändern. Das ist aufregend. Ich will doch nur, dass du auch mitmachst.“
Emilia zuckte mit den Schultern.
„Ich werde rausfinden, WANN!“, gab sie zu Protokoll, und schoss mit der Fußspitze einen zerknüllten Plastikbecher auf die Straße. Hilda ließ sich gegen die Banklehne sinken, verschränkte die Arme und musterte den Himmel:
„Ich hab immer noch tierischen Durst!“
Die nächsten Wochen verliefen wie gewohnt. Alles war wie immer, obwohl doch jetzt alles völlig anders war und das machte Emilia verrückt. Sie war verliebt in einen Mann, den sie nicht kannte und mit dem sie in naher oder ferner Zukunft ihr Leben verbringen würde. Obwohl, wer hatte das eigentlich gesagt? Mit jedem Tag wurden die Zweifel größer. Emilia glaubte inzwischen an die große Liebe und dass sie sich auch irgendwann begegnen würden. Aber würden sie auch glücklich sein? Würden sie alles Vergangene hinter sich lassen und zusammen ein neues Leben beginnen? Viele große Lieben fanden heimlich statt, neben dem gewohnten Leben. War es das, was vor Emilia lag? Würde sich Miguel nie trennen und sie auch nicht und dann würde irgendwann die Zeit reif für sie beide und dann würden sie eine Affäre beginnen, um im Trott ihres Lebens nicht zu ersticken? War es das? Und war Emilia dafür überhaupt geeignet?
Emilia hatte die letzten Wochen viel Zeit im Park verbracht. Sie hatte Miguel manchmal gesehen. Seine Tochter Linde hatte sie nicht wiedererkannt. Und für Miguel war sie nach wie vor ein Geist. Sie hatte ihm einen Ball zurückgeworfen, aber er hatte sich bei einer anderen Frau bedankt. Sie hatte sich neben ihn auf die Parkbank gesetzt, aber Linde hatte ihn im gleichen Moment weggezerrt. Sie kam in seinem Gesichtsfeld einfach nicht vor. Sie hatte herausgefunden, dass die große Tochter Celia hieß und sie hatte jetzt auch seine Frau gesehen. Natürlich war sie größer als Emilia, dunkelhaarig, hübsch, aber nicht Angst einjagend hübsch, vielleicht ein bisschen überbesorgt mit der Kleinen und immerhin hatten sie und Miguel sich nicht geküsst in ihrer Gegenwart, nicht einmal angefasst. Das gab Emilia Hoffnung.
Bloß Hoffnung worauf? Dass sich bald etwas ereignete? Mit jedem Tag kam ihr das Warten auf eine bestimmte und gleichzeitig unbestimmte Zukunft absurder vor.
„Es ist auch absurd! Die Zukunft ist nämlich nicht determiniert! Durch dein passives Gewarte verschiebst du die Zukunft wahrscheinlich in eine immer fernere Zukunft“, hatte Hilda gesagt und das ließ Emilia nicht mehr los. Dann hatte sie etwas getan, was sie noch nie getan hatte: Sie hatte Bernhard den Sex verweigert, nicht indirekt und mit Ausreden, sondern mit einem klaren und deutlichen „NEIN! Ich habe keine Lust. Lass mich in Ruhe.“ Es war an einem Abend, seit fünf Tagen kein Sex, Emilia hatte es bereits an seinen Launen tagsüber bemerkt. Sie war schon im Bett und fast eingeschlafen. Dann kam er und wollte sich holen, was ihm seiner Meinung nach zustand.
Für einige Momente hatten Bernhard die Worte gefehlt. Dann hatte er sich ruckartig umgedreht, so dass das ganze Bett wackelte und eine Drohung in den Raum geschickt, jedes Wort langsam und deutlich:
„Sowas – ist – der – Anfang – vom - Ende…. Ich - hoffe - dir – ist – das - klar!“
Bernhard wusste, dass Emilia solche Worte Angst machten. Mit Drohungen konnte er sie meistens dazu bringen, zu tun, was er wollte. Emilia hatte natürlich Angst. Trotzdem tat sie zum ersten Mal nicht, was er erwartete. Sie kam nicht wieder angekrochen, sie drehte sich ebenfalls ruckartig um und löschte das Licht, auch wenn sie den Rest der Nacht voller Befürchtungen war und nicht einschlafen konnte.
Bernhard redete volle drei Tage kein Wort mit Emilia. Emilia nahm Schlaftabletten, damit sie schon eingeschlafen war, wenn Bernhard ins Bett kam. Die einzige, die diese Entwicklungen sonnig fand, war Hilda. Am vierten Tag schlich Bernhard sich von hinten an, als Emilia in ihrem Skizzenbuch kritzelte: eine Frau mit Sommerkleid und roten Schuhen, allein im Weltall.
„Emilia, so geht das nicht!“, dröhnte er und Emilia fuhr erschrocken herum.
„Du bist nachlässig und schusselig. Du räumst den Kühlschrank überhaupt nicht mehr richtig ein, du hörst mir nicht zu, du krempelst meine Socken falsch
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