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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merelie Weit
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verstellte komplett den Blick auf die Bühne. Die Größe, der Haarschnitt, er musste es sein. Emilia war sich absolut sicher, nur noch drei Leute zwischen ihnen. Sie musste an denen vorbei. Danach würde das Gedränge ihr erlauben, sich neben Miguel zu lehnen, Seite an Seite, es wäre ganz normal. Sie würde zusammen im Rhythmus der Musik bewegen, wie es alle machten. Sie würden sich anschauen, klatschen und jubeln und sich so auf die einfachste Weise der Welt kennenlernen. Sie schob die kleine, dicke Frau vor sich einfach zur Seite, dann das Pärchen davor und dann noch eine Frau. Sie hörte das Gepöbel nicht. Und dann stand sie direkt hinter dem Rücken von Miguel. Er war so groß. Sie reichte ihm gerade so bis zur Achselhöhle. Sollte sie sich recht oder links neben ihn schieben? Im selben Moment offenbarte sich, dass sich diese Frage gar nicht stellte, weil sich stattdessen der Boden unter Emilias Füßen aufzutun schien. Ja, es war Miguel, eindeutig. Aber er war nicht allein. Links neben ihm stand eine Frau mit glatten blonden Haaren, langen Beinen und gut einen Kopf größer als Emilia, die Miguel gerade fest in den Arm nahm und an sich drückte. Gemeinsam wippten sie vor Emilia hin und her und er gab ihr dabei einen Kuss auf den Haaransatz. Emilia spürte nichts mehr. Von links, rechts, oben, unten drängte sich Schwärze heran. In der Mitte nur noch ein Satz: Das ist total falsch!“
    „DAS IST FALSCH!!!“, schrie Emilia gegen die Musik an und versuchte, sich zwischen die beiden zu drängen, um die falsche Umarmung zu lösen. Die Blonde sah sich nur kurz um. Miguel sah über Emilia hinweg und zog seine Blonde einfach ein Stück weiter nach rechts. Emilia stand hilflos da. Die beiden bewegten sich weiter gemeinsam zur Musik. Sie hatten sie nicht gehört und das Ganze nur als ungeplante Schubserei aufgefasst. „Das ist doch total falsch“, sagte Emilia noch mal etwas leiser, diesmal mehr zu sich selbst. Was war nur geschehen? An welcher Stelle hatte Emilia die Zeichen falsch gedeutet? Miguel hatte doch nur eine Karte gekauft. Wer war die blonde Frau? Hatte er seine Familie etwa wegen diesem Flittchen verlassen? War Emilia doch nur ein Fall für die Psychiatrie, eine einsame, unglückliche Frau am Abgrund, die ein unerreichbares Traumbild stalkte? Miguel küsste sich mit der Blonden. Sie war schön und sie passten von der Größe. Sie trug Jeans, die perfekt saßen und sah darin kein bisschen langweilig aus, sondern einfach nur perfekt. Sie war die Prinzessin und Emilia nicht mal Aschenputtel, sondern einfach nur irgendeine Statistin am Bildrand. Martin Gore begann jetzt auch noch Somebody zu singen. Feuerzeuge gingen zu Tausenden an. Emilia liefen die Tränen die Wangen herunter. Sie wollte nur noch raus hier. Sie bahnte sich ihren Weg. Mit den Tränen im Gesicht und Richtung Ausgang ließ man sie irgendwie leichter durch.
    „Was denn, schon genug?“, fragte ein Typ von der Security am Ausgang.
    Emilia nickte: „Es ist alles falsch. Alles.“
     
     

Teil 2
     
    Emilia ließ ihr Fahrrad vor der Konzerthalle stehen und irrte durch die Stadt. Sie wollte laufen, einfach nur laufen, weglaufen vor der Realität. Wahrscheinlich tat sie das schon die ganze Zeit. Aber konnte man denn völlig vernebelt sein und sich trotzdem so klar und sicher fühlen? Emilia lief an der Spree entlang. Sie hasste die fröhlichen Leute, die in Abendstimmung durch die Gegend flanierten. Bernhard war dieses Wochenende nicht da. Das kam einmal in drei Jahren vor und Emilia hatte sich nichts Besseres vorgenommen, als einem Hirngespinst nachzujagen. Das Strandbad am Bode-Museum kam in Sicht, der Ursprungsort allen Übels. Wie gerne würde Emilia jetzt diesen desaströsen Abend gegen den Abend eintauschen, den sie hier noch vor nicht allzu langer Zeit mit Hilda verbracht hatte. Emilia hatte sich so unbeschwert gefühlt. Die Welt war in Ordnung gewesen, zumindest bis diese Zigeunerin aufgetaucht war. Warum war das Ganze nur passiert und warum nahm Emilia das alles so ernst?
    Emilia streunte durch die Reihen mit Liegestühlen. Keine Spur von der Wahrsagerin, natürlich. Der Schmerz saß in Emilia fest wie ein Felsbrocken in einer Schlucht. Emilia konnte nur einzelne Tränen hervor pressen, bis sie ein Bettler unter der Brücke aus dem Dunkeln anzischte: „Du“! Ja, Du. Du wandelst auf dem Pfad der Vergessenen.“ Er streckte ihr eine schmutzige Hand entgegen. Emilia wich erschrocken zurück. Es war offensichtlich, dass dieser

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