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Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)

Titel: Der Traummann aus der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merelie Weit
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hochgezogen:
    „Du? Auf ein Konzert?“
    „Wieso, früher war ich öfter auf Konzerten. Außerdem war Depeche Mode meine Lieblingsband.“
    „Ja, früher…“
    Mehr hatte Bernhard nicht gesagt, weil ein wichtiges Fax ankam. Damit war das Thema vom Tisch und wurde nicht wieder aufgewärmt. Nur heute früh war es ihm noch mal eingefallen, als er kurz den Kopf in Emilias Zimmer steckte, um sich zu verabschieden:
    „Tschüss. Aber schmink dich heute Abend nicht wieder so, wie letzten Montag. Besonders zwischen lauter Jugendlichen wirken zu stark geschminkte ältere Frauen peinlich, wenn sie versuchen, einen auf jung zu machen.“
    „Das war doch nur Probeschminken am Montag, Außerdem will ich mich gar nicht auf jung schminken, wollte ich noch nie.“
    „Und Probeschminken verpflichtet zum Kauf aller Produkte? Naja, egal, ich mein ja bloß ... Viel Spaß heut Abend.“
    Emilia ärgerte sich, dass sie sich überhaupt gerechtfertigt hatte. Das tat man nur, wenn was Wahres dran war an dem, was der Andere sagte. War ja auch, Emilia hatte wirklich gestaunt, wie jung sie auf einmal aussah und wollte das tatsächlich heut Abend wiederholen, wenn auch ein wenig dezenter.
    Sie stand jetzt mit dem neuen blauen Kleid vor dem Spiegel, darüber ihre alte braune Lederjacke und die schwarzen, halbhohen Absatzstiefel zum Schnüren. Jetzt sah sie wieder ganz nach 80er Jahre aus. Aber nur, solange sie die Lederjacke anbehielt. Aber war es dafür nicht zu warm auf dem Konzert? Und Strumpfhosen oder lieber nicht? Auf dem Konzert definitiv zu warm, aber danach… Vielleicht in die Tasche stecken und dann auf dem Klo überziehen… Jo klopfte und kam herein:
    „Hey, sieht ja echt Retro aus!“
    Er nickte anerkennend.
    „Willst du so aufs Konzert gehen?“
    „Meinst du, nicht?“
    „Doch, find ich gut, echt!“
    „Seh, ich dann nicht auf zu jung gemacht aus?“
    „Man, du bist jung, Mama!“
    Das sagte Jo immer und das tat gut. Und manchmal verwies er dann noch auf die dicken, alten Mütter von seinen Freunden.
    „Danke! Wenn ich dich nicht hätte! Und, was machst du heut so?“
    „Wollten zum Liepnitzsee.“
    „Wer?“
    „Ich und Marleen.“
    „Ahh.“
    „Warst du eigentlich schon mal bei ihr?“
    „Nöö.“
    „Und herkommen will sie auch nicht? Also, ich mein, nicht als Antrittsbesuch, sondern einfach so.“
    „Och, nööö, dann muss ich ja mein Zimmer aufräumen.“
    „Aha, das wär dann also doch etwas peinlich?!“
    „Naja, n bisschen… Wir wollen vielleicht auf der Insel zelten.“
    „Übernacht? Alleine?“
    „Warum nicht?“
    Jo forschte in Emilias Gesicht.
    „Man, guck nicht so … Wenn du so ein Gesicht machst, wirkst du echt alt!“
    „Na, toll, danke auch!“
    „Man, war nicht so gemeint, aber…“
    „Schon gut! Ich bleib locker.“
    „Kann ich n bisschen Geld?“
    „In der Küche, du weißt ja, wo.“
    „Okay, danke, ich fahr gleich los.“
    „Viel Spaß!“ Jo verharrte noch einen Moment in der Tür.
    „Die Augen solltest du wieder so anmalen wie letztens, dass sah irgendwie cool aus“, sagte er.
     
    Emilia machte sich eine Stunde früher auf den Weg als nötig. Wenn sie zuhause nur auf der Stuhlkante saß und wartete, dass es sieben wurde, konnte sie genauso gut vor der Konzerthalle warten und somit die Chance erhöhen, Miguel auf keinen Fall zu verpassen. Sie hatte sich ganz auf Jo verlassen und sich für ihr blaues Kleid, schwarze Schuhe, schwarze Augen und Lederjacke entschieden. Ihr Magen knurrte, sie hatte den ganzen Tag nichts gegessen, aber sie fühlte sich satt bis oben hin. Die Aufregung ließ nichts durch.
    Emilia schloss ihr Fahrrad an einen Fahrradständer. Es war schnell klar, dass das Ausharren vor der Konzerthalle sinnlos war. Das Gelände war einfach zu groß und es gab zu viele Eingänge, von Norden und von Süden. Also spazierte Emilia hinein und holte sich ein Bier. Die Fläche direkt vor der Bühne war natürlich schon proppenvoll mit Hardcorefans, die sich sicher seit mittags vor den verschlossenen Eingängen gedrängt hatten. Emilia beobachtete die anderen. Von wegen alte Frau zwischen lauter Jugendlichen. Eher fühlte sie sich unter ihresgleichen ziemlich gut aufgehoben. Depeche Mode war immer noch erfolgreich, aber es war eine Band ihrer Zeit und nicht die der heutigen Jugend. Jo hatte auch nicht gleich so genau gewusst, wer Depeche Mode war. Emilia musste ihm erst ein Bild zeigen und ein paar Hits vorspielen.
    Emilia merkte gar nicht, wie sie aus Nervosität ihr

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