Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
linken Seite ein Grübchen, auf der Rechten dagegen keins. Sein Lachen war strahlend. Fast war es zu perfekt. Vielleicht hatte Blondzopf das zuerst gesehen und dabei den Bauchansatz übersehen, der nicht wirklich in ihr Weltbild passte, was sie jetzt zu korrigieren versuchte. Miguel musste einen guten Zahnarzt haben. Ob er ihr verraten hatte, dass sein Werbelächeln in Wirklichkeit aus Gold und Porzellan bestand? Wahrscheinlich nicht. Deshalb war es nur scheinbar perfekt. Und das war perfekt, fand Emilia.
Miguel erweckte nicht den Eindruck, als wenn ihm der Sport besonderen Spaß machte. Sein Schritt auf dem Laufband wirkte schleppend. Am liebsten wäre Emilia einfach zu ihm hinübergegangen und hätte gesagt:
„Ach komm, was soll der Stress! Lass uns verschwinden und lieber ein großes Schokoladeneis essen!“ Aber das ging natürlich nicht. Nicht wegen dem schicksalhaften Umstand, dass es eh nicht gehen würde, sondern weil man das nicht machte, wenn der Typ eine Freundin dabei hatte. Nicht nur aus Anstand, sondern weil das keinen Erfolg brachte, selbst wenn der Typ die Freundin vielleicht gar nicht mehr so mochte.
Barbie stakste rüber zu Miguel an das Laufband. Emilia spitzte die Ohren. Barbie kniff Miguel noch einmal in den Bauch.
„So eine Unverschämtheit!“, zischte Emilia aufgebracht und erschrak gleichzeitig. Hoffentlich hatte das niemand gehört. Aber keiner beachtete sie.
„Los, komm, das reicht fürs erste. Fünf Mal die Woche und in zwei Monaten kann man sich wieder mit dir am Strand sehen lassen!“, sagte Barbie. Miguel lächelte gequält und stieg vom Band.
„Und jetzt gehen wir Kuchen essen!“, versuchte er zu scherzen. Aber sie antwortete ganz ernst: „Du weißt doch, ich bin mit meiner Schwester verabredet. Ich muss mich beeilen.“
„Sehen wir uns dann heute Abend?“
„Weiß noch nicht. Ich ruf dich an.“
„Soll ich dich nach Tegel fahren?“
„Nee, lass mal, das geht mit der S-Bahn schneller bei dem Verkehr um die Zeit. Und das Café ist ja gleich an der Seepromenade.“
„Aber wir sehen uns noch draußen nach dem Duschen.“
„Kommt drauf an, wie schnell du bist. Wenn nicht, warte nicht auf mich, ja?!“
Miguel gab ein definitiv enttäuschtes „Okay. Dann grüß mal Sabine von mir.“ zurück.
„Ja, mach ich.“
Und schon verschwand Barbie im Umkleidebereich für Frauen. Die Schwester hieß also Sabine. Dann war‘s ja bis „Susanne“ nicht mehr weit. Ansonsten klang das alles nicht besonders frisch verliebt, eher wie ein altes Ehepaar. Oder bildete Emilia sich das nur ein, weil sie wollte, dass es so war? Wie auch immer, sie fasste spontan einen Entschluss: Sie würde der Blonden zu ihrem Treffen folgen. Sie hatte ja Zeit. Sie wusste selbst nicht, warum. Einfach, um mehr zu erfahren. Und weil Miguel folgen nun mal keinen Sinn ergab.
Emilia stellte ihr Laufband ab und beeilte sich, in die Umkleiden zu kommen. Ob Barbie wirklich Susanne hieß? Zu ihrer Erscheinung fielen Emilia nur Namen wie Trixi, Susi, Steffi, Anja ein, besonders, als sie noch einen kurzen Blick auf die nackte Barbie unter der Dusche erhaschte, bevor sie sich ein Handtuch umband. Die Brüste sahen nicht nur in ihrem Anzug perfekt aus wie bei Barbie (nur ein bisschen kleiner, statt D wohl eher B), was normalerweise einem Sport-BH geschuldet war. Aber bei Blondzopf reckten sie sich auch im nackten Zustand in die Höhe und waren ideal geformt.
Das konnte nicht echt sein. Und das war auch nicht echt. Emilia entdeckte eine kleine rote Linie unterhalb der Brustwarze, die durch das heiße Wasser und den beanspruchten Kreislauf sichtbar geworden war. Barbie hatte operierte Brüste! Ob Miguel das schon wusste???
Als Barbie in einer der Umkleidekabinen verschwand, duschte Emilia schnell und hoffte, nicht den Anschluss zu verlieren. Schließlich wollte sich Barbie beeilen. Aber Emilia hatte richtig getippt. Vor dem Spiegel mit dem Fön holte Emilia sie ein. Barbie pinselte an ihrem Gesicht herum, so dass Emilia in Ruhe ihre Haare trockenföhnen konnte. Dann verließen sie gemeinsam das Fitnesscenter.
Miguel war nirgends zu sehen. Bestimmt war er schneller gewesen als Barbie, aber er hatte den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden und sich verdrückt.
Es würde leicht sein, Barbie zu folgen. Blondzopf würdigte Emilia keines Blickes. Sie war der Typ Frau, der sich einbildete, alle anderen Frauen in den Schatten zu stellen und sich im Spiegel immer nur selbst betrachtete, auch wenn noch andere Frauen im
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