Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Spiegel zu sehen waren. Warum war Miguel bloß in so eine verknallt? Schon wieder diese Frage. Es gab mehrere Antworten und keine.
Barbie stieg in die S-Bahn und Emilia stieg in den Wagen daneben. An der Endstation Tegel beeilte sich Emilia aus dem Zug zu kommen. Blondzopf stiefelte einige Meter vor ihr in Richtung Ausgang. Emilia setzte sich zur Sicherheit eine Sonnenbrille auf, zog ihre Strickjacke an und band sich ein Halstuch um, damit sie nicht genau so aussah wie im Fitnesscenter.
Tegel war für Emilia wie eine andere Stadt. Hier war sie höchstens zweimal im Leben gewesen. Der See kam in Sicht und mit ihm viele Tische und Stühle. Barbie steuerte auf das erste Eiscafé zu.
Von einem der Tische am Wasser winkte eine blonde Frau. Barbie winkte zurück und tippelte auf sie zu. Küsschen links und rechts, dann setzte sie sich. Emilia wollte sich einen Tisch in der Nähe suchen, aber leider waren alle besetzt. Sie entschloss sich, noch eine kleine Runde zu drehen.
Nach ein paar Minuten war immer noch kein Tisch neben den Schwestern frei. Im Gegenteil, inzwischen waren sogar alle Tische des Cafés besetzt. So ein Ärger. Alles umsonst. Verschwendete Zeit. Obwohl… Wenn Emilia jetzt Mumm in den Knochen hatte, bot sie eine einmalige Gelegenheit! Sie stellte sich vor, wie sie Hilda von ihrem Ausflug erzählen würde: Hinterherfahren und Zurückfahren klang totlangweilig. Aber hinterherfahren und sich an den gleichen Tisch setzen…
Emilia bekam Herzklopfen. Trotzdem, irgendwas trieb sie, es einfach zu tun:
„Ist hier noch ein Platz frei?“
Die Schwestern im Gespräch vertieft, schauten etwas missbilligend hoch und dann in die Runde. Ihre Blicke sagten: tatsächlich, kein Tisch frei. Barbie wich Emilias Blick aus, aber ihre Schwester lächelte jetzt freundlich und nickte.
Emilia setzte sich hin und holte sogleich iPod und Buch heraus. Sie bestellte bei dem Kellner einen Milchkaffee. Dann steckte sie sich die Kopfhörer in die Ohren und tat so, als würde sie Musik aufdrehen. Die Schwestern entspannten sich sichtlich. Sie würden also weiter ungestört reden können. Emilia drehte sich ein bisschen weg und öffnete das Buch auf ihrem Schoß. Sie tat ganz versunken, spitzte dabei die Ohren und wunderte sich, was für eine verrückte Person in ihr steckte.
„Echt, du hast ihn heute ins Fitnesscenter geschleift?“
„Ja, im Prenzlauer Berg gibt es auch ein Nautilus, ganz praktisch.“
„Und er war nicht sauer, dass du seinen Bauch nicht magst? Ich mein, ihr kennt euch erst drei Wochen.“
Emilia schluckte. Thematisch ging es ja gleich zur Sache. Miguel und Barbie kannten sich tatsächlich erst drei Wochen. Miguel war also nicht wegen Barbie ausgezogen. Er hatte sie erst kurz danach kennengelernt. Hatte Emilia irgendein Zeitfenster verpasst? Aber welches? Es hatte doch nirgends eine Gelegenheit gegeben.
„Na und, aber jemand, der sich gehen lässt, ich meine, also, jetzt geht’s vielleicht noch, aber so‘n Bäuchlein wächst langsam und stetig und dann haste in zehn Jahren so‘n Fettsack zuhause zu sitzen. Nee, nee, das ist nichts für mich.“
„Oh man, Sandra, Immerhin machst du ja langfristige Pläne.“
Sie hieß Sandra! Wow, das war verdammt nah dran gewesen.
Sandra hob abwehrend die Hände und stieß dabei beinahe ihren Latte um.
„Oh, oh… langsam, langsam!“
Sabine hob verwirrt die Augenbrauen. Sie war eindeutig die große Schwester, vielleicht drei oder vier Jahre älter. Sie wirkte erwachsener, so, als hätte sie schon mehr erlebt. Vielleicht hatte sie Kinder. Sie war lange nicht so hübsch wie ihre jüngere Schwester, aber ihr Lächeln wirkte lebendiger und wärmer. Emilia fand sie auf Anhieb sympathischer, auch wenn ihr Frauen, die dünne Kaschmirpullover mit V-Ausschnitt an kühlen Abenden im Spätsommer trugen und dazu feingearbeitete Silberkettchen um den Hals, grundsätzlich immer fremd bleiben würden.
„Hey, was ist los? Erst so verliebt und zwei Wochen später…“
„Naja, er ist schon süß. Aber, weißt du, ehrlich gesagt, ich hab mir das etwas anders vorgestellt. Er hält irgendwie nicht, was er verspricht.“
„Wegen der Kinder?“
„Nein, die sind ja nett … Obwohl sie auch nicht sein müssten.“
„Du bist eine echte Kinderhasserin, warst du schon immer!“
„Quatsch, nein, deine Jungs mag ich, weißt du doch. Seine Mädels sind auch…“
„Nett, aber…?!“
„Naja, du sitzt gerade mit ihm zusammen, knutschst ein bisschen, und
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