Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
dann ruft die Ex an, diese Übermutter. Wegen irgendeinem unwichtigen Kram. Dann wird ewig um den heißen Brei geredet. Das ist einfach total nervig. Aber das ist gar nicht der Punkt. Ich mein, wie soll ich sagen, also, Geld hat er nicht. Naja, ich will ja nicht ausgehalten werden oder sowas, aber…“
„Keine schönen Restaurants, kein Schmuck…“
„Genau! Stell dir mal vor, letztens kam er mit einem hölzernen Blümchenring vom Flohmarkt an! Na, hab ich gleich aus Versehen auf der nächstbesten Toilette vergessen.“
Was für eine blöde Kuh! Emilia musste Miguel unbedingt die Augen öffnen. Aber wie?! Sie spürte aufsteigende Übelkeit.
„Aber du fandest ihn am Anfang doch so…perfekt!“
„Ja, war er ja auch. Aber da wusste ich noch nicht, dass er Jacketts nur zu Geschäftstreffen trägt, und dass er darunter diesen Bauchansatz hat, und dass seine Ex nervt, und dass er kein Geld hat, und dass er mich nie einlädt. Musst du dir mal vorstellen, ich muss an jeder Kasse und in jedem Café mein Portmonee rausholen. Dass dem das nicht peinlich ist! Hattest du schon mal so einen Mann?“
„Ach, du weißt doch. Inzwischen bin ich die, die das Geld hat.“
„Ich hab auch Geld, aber…!“
„Ja, schon klar… Aber was heißt das jetzt? Willst du ihn unter Affäre verbuchen und weiterziehen?“
„Hm, weiß noch nicht.“
„Hast du denn schon irgendwas angedeutet?“
„Nein. Irgendwie tut er mir leid. Ich glaube, er ist total verknallt. Er überschüttet mich mit Komplimenten und träumt jeden Tag von einem anderen Land, in das wir zusammen reisen. Und letztens blieb er sogar vor einem Brautausstatter stehen und überlegte, welches Kleid mir am besten stehen würde.“
Emilia wurde noch übler. War das wirklich der Mann ihrer Träume, von dem das Biest da redete? Oder übertrieb sie nur maßlos? Emilia blätterte eine Seite in ihrem Buch um. Umblättern hatte sie bisher ganz vergessen.
„Du meinst, du willst aus Mitleid mit ihm zusammen bleiben?“
„Weiß nicht, gibt bisher nichts Besseres. Aber das ist nicht der Punkt. Wenn ich keine Lust mehr habe, hab ich keine Lust mehr. Trotzdem ist er ein so lieber Kerl, denkt bestimmt, sein neues Glück gefunden zu haben und dann das zweite Desaster, kurz hintereinander weg.“
„Naja, zu einem Desaster gehören immer zwei. Vielleicht hast du noch nichts in die Richtung verlauten lassen, aber Zeichen muss es schon gegeben haben und wenn er davor die Augen verschließt, selbst schuld. Weißt du was?! Ich hoffe, du fällst jetzt nicht aus allen Wolken. Aber wenn du wirklich mit ihm fertig sein solltest, dann gib mir Bescheid. Ich hatte ja auch schon ein paar Mal das Vergnügen, mich mit deinem Miguel etwas länger zu unterhalten und ich muss sagen, ich finde ihn gar nicht so übel!“
Wer aus allen Wolken fiel, war nicht Sandra, sondern Emilia. Emilia starrte Sabine wie vom Donner gerührt an. Sie musste kämpfen, ihre Selbstbeherrschung wieder zu erlangen, um den Blick abzuwenden. Sabine schaute irritiert zurück. Dann riss Emilia an ihrem Kabel, drückte hektisch an den Knöpfen des iPods herum, murmelte: „Mist, manchmal wird das Ding einfach höllisch laut und dann kriegt man einen tierischen Schreck!“Emilia sprach extra ganz laut, wie Leute es zu tun pflegen, wenn sie Knöpfe mit lauter Musik in den Ohren haben.
Sabine verdrehte die Augen. Sandra ignorierte Emilia wie gehabt.
„Echt? Du stehst auf Miguel?“ Sandra seufzte erleichtert und legte ihrer Schwester die Hand auf den Arm.
„Du, ich finde das gar nicht schlimm. Dann wäre er in guten Händen und ich bräuchte kein schlechtes Gewissen haben.“
„Na, das hört sich an, als wärst du doch schon ziemlich mit ihm durch.“
„Ich mein, ihr habt auch beide Kinder und er könnte mit in dein Haus einziehen. Und ich, ich könnte ja mit ihm befreundet bleiben.“
„Okay, nächsten Samstag Grillabend bei mir. Ich lade noch ein paar Statisten ein und dann machen wir die „Übergabe“?
„Darauf trinken wir einen Sekt!“
Sandra hob die Hand, Sabine schlug ein und Emilia prustete das Stück Streuselkuchen, das sie sich gerade in den Mund gesteckt und vergessen zu kauen hatte, über den Tisch. Das war einfach zu viel. Was für ein gemeiner, dreckiger Kuhhandel! Menschenhandel! Männerhandel! Emilia suchte in Gedanken nach dem richtigen Wort für so eine Unverfrorenheit. Die Schwestern schüttelten sich ihre V-Ausschnitte. Die silbernen Kettchen wackelten. Emilia
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