Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
jünger, na und, höchstens fünf Jahre. Und wenn sie weiter so dreist blieb, würde sie ihn bestimmt nicht wieder sehen.
„Na, dann machen wir gleich mal so weiter“, entschied die Frau mit der Brille und zeigte auf die Schwarzhaarige:
„Claudia Mais, arbeitet bei uns schon einige Jahre als Dekorateurin und sehnt sich nach Verstärkung. Und ich bin Marion Meinke, Concierge der Deko-Hühner sozusagen. Ich leite die Deko-Abteilung. Mit mir bekommen Sie es zu tun, wenn sie rot mit lila kombinieren oder solche Sachen. Ansonsten lass ich die Hühner meistens in Ruhe, stimmt‘s Claudia?!“
„Stimmt einmal im Monat.“
Marion knuffte Claudia in die Seite. Emilia lächelte verlegen. Sie schlugen trotz ihres förmlichen Outfits einen ähnlichen Ton wie Emilia an. Gegen ihren Willen fühlte sie sich wohl in der Runde. Sie erwischte sich bei dem Gedanken, dass es vielleicht ganz schön war, täglich mit netten Kollegen Mittag zu essen und zu plaudern. Emilia spürte, wie der Blick von Herrn Reinbeck auf ihr lag. Scannten Chefs ihre Bewerber immer so intensiv? Emilia wusste es nicht, sie hatte zu wenig Bewerbungserfahrung.
Frau Meinke erklärte zuerst die Aufgabenbereiche. Hauptsächlich suchten sie noch zwei oder drei Mitarbeiter für Gestaltung und Aufbau der Ausstellungshallen in der ersten Etage. Sie fragte mit einem Augenzwinkern, ob Emilia schon mal Ikea-Möbel zusammengeschraubt habe.
„Natürlich, aber das ist lange her. Mein Mann, naja, oder Lebenspartner, oder besser Lebensabschnittspartner, mag keine Ikea- Möbel.“
Emilia wäre sich am liebsten selbst auf den Fuß getreten. Warum gab sie nur so eine dämliche Erklärung zu ihrem Privatleben ab? Musste doch nicht jeder wissen, dass sie in Gedanken schon lange bei einem Anderen war. Außerdem war das jetzt vorbei. Reinbeck stützte sein Kinn auf seine Hand, hob es dabei ein bisschen hoch und grinste Emilia unverhohlen an. War das etwa eine Anmache?! Nein, das konnte nicht sein. Wahrscheinlich war Reinbeck so ein Typ, der bei jeder Frau herausfinden musste, ob sein Äußeres zog, bei jeder von zwanzig bis sechzig. Solche Zwänge gab es manchmal bei zu gut aussehenden Männern, die trotzdem kein Selbstbewusstsein hatten.
Sie gingen Emilias Bewerbungsmappe durch. Frau Meinke fragte sie ausgerechnet über ihre Selbstständigkeit in den letzten Jahren aus. Natürlich waren sie skeptisch, weil ihre Festanstellung bei der Kosmetikkette so lange zurücklag. Das hatte Emilia sich gedacht und kam ein bisschen ins Stottern. Dummerweise wollte sie inzwischen den Job. Es würde sich gut anfühlen, auf einmal einen Kreis von Leuten zu haben. Irgendwas trieb sie, die Anekdote von dem roten Zimmer zu erzählen. Sie erntete damit einige Lacher und wieder ziemlich zweideutige Blicke von Herrn Reinbeck. Wahrscheinlich musste man mit dem einfach flirten, bis alle Schrauben aus den Ikea- Möbeln sprangen. Dann kam man mit ihm gut aus. Emilia fiel ihr iPod ein, auf dem sie Fotos vom Zimmer hatte und zeigte sie herum. Frau Meinke nickte anerkennend und Frau Mais sagte:
„Stimmt, englische Rosen mit einem Altrosastich wären perfekt gewesen.“
Herr Reinbeck gab zum Besten:
„Wow, das schließt auf einen Charakter mit Temperament… mag ich!“
Emilia wandte sich gespielt an Frau Meinke:
„Und was sagt der Chef, wenn er etwas nicht mag?“
Jetzt sah Frau Meinke Herrn Reinbeck zweideutig an:
„Unser Chef mag immer alles, stimmt‘s Herr Reinbeck?“
„Stimmt genau! Besonders Leute mit losem Mundwerk, stimmt‘s Frau Meinke?“
„Stimmt genau.“ Frau Meinke sagte das in einem eher ernsten Ton. Emilia kam nicht mehr mit. Im Subtext ging es um irgendwas, was sie nicht verstehen konnte. Emilia war es jetzt etwas peinlich, dass sie einen wildfremden Filialleiter einer neuen Ikea-Filiale in Berlin, der sie einstellen sollte, stichelte. Was war nur in sie gefahren? Claudia Mais meldete sich zu Wort:
„Also, ich übersetz mal, das versteht doch sonst kein Außenstehender. Was Herr Reinbeck sagt, wenn er was nicht mag, ist ziemlich eindeutig und klar zu verstehen: Sie sind gefeuert! Manchmal geht sein Temperament allerdings ein bisschen mit ihm durch und dann nimmt er es später wieder zurück.“
Marion Meinke nickte nachdrücklich:
„Ja, so kann man das auch ausdrücken.“
Herr Reinbeck winkte ab und zeigte auf Frau Mais und Frau Meinke.
„Ich mag sie, alle beide!“
Frau Mais und Frau Meinke senkten gleichzeitig die Augen. Waren sie auch nicht immun gegen
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