Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Und wer weiß, was er noch für schlimme Geheimnisse hütet. Vielleicht hatte seine Ex einen guten Grund, ihn vor die Tür zu setzen. Langsam echt schwer nachzuvollziehen, was du an dem findest!
Emilia: Besorgnis erregende Zusammenfassung.
Hilda: Gehst du jetzt wieder in Bernhards Schlafzimmer?
Emilia: Nein, man…
Hilda: Wie ist das überhaupt? Stänkert er gar nicht, dass du wieder im Wohnzimmer schläfst?
Emilia: Irgendwie nicht. Er scheint völlig in seinem Projekt verschwunden zu sein. In zwei Wochen fährt er wieder nach Kassel, sogar drei Tage.
Hilda: Na, das ist doch ein Fortschritt. Morgen ist das Bewerbungsgespräch bei Ikea.
Emilia: Erinner mich bloß nicht daran.
Hilda: Hast du dir überhaupt was zum Anziehen gekauft?
Emilia: Ich hab mein rotes Kleid.
Hilda: Aber das ist doch nichts für eine Bewerbung!
Emilia: Na und. Ich will mich nicht als Verkäuferin bewerben, sondern als Dekorateurin. Da darf man doch wohl Farbe bekennen! …Und außerdem fang ich jetzt auch mal an, mir alles zu schnappen, was nicht bei 3 auf den Bäumen ist, so!!
Emilia fühlte sich wie ein Pfeil auf einem gespannten Flitzbogen, der endlich losrasen musste, damit der Bogen nicht zerbrach. Sie wollte schnell weit weg und irgendwohin, wo alles anders war. Ihr Treibstoff aus vergeudeter Lebensenergie, gewonnen durch sinnloses Warten sollte sie auf einen anderen Planeten katapultieren. SOFORT.
Emilia lief über eine riesige Fläche von Parkplätzen auf das neue gelbblaue Gebäude zu. Sie betrat ein geräumiges Büro, das noch nach Zement, Holz und Baustaub roch. Es war riesig, hell und lichtdurchflutet und bestand natürlich nur aus Ikea-Möbeln. Sie sah drei Personen, die an einem Konferenztisch auf sie warteten und von oben bis unten musterten. Im selben Moment bereute sie ihren Aufzug, knallroter Lippenstift, knallrote Schuhe und knallrotes Kleid. Zwei Frauen saßen dort im typischen gelben T-Shirt und blauer Hose. Emilia war irritiert, als sich der Mann als stellvertretender Filialleiter vorstellte. Er wirkte viel zu jung, höchstens Anfang dreißig und war mit seiner Jeans und einem bedruckten grünen Shirt alles andere als förmlich gekleidet.
„Reinbeck, meine Name. Freut mich, Frau… ha, ich hab mir nur den Vornamen gemerkt… Emilia … wirklich schöner Name, mag ich!“
Emilia spürte, wie sie rot wurde. Herr Reinbeck war groß und gut aussehend, hatte olivfarbene Haut, schwarze Locken und blitzte sie aus dunklen Augen an. So ein offensichtlich jüngerer Mann konnte ihr doch nicht einfach solche Komplimente machen!
„Liebig“, sagte Emilia.
„Mag ich, lieb ick, sag ich doch!“
Die zwei Frauen grinsten, sogar die ältere mit der strengen Brille an einer goldenen Kette, die Emilia zuerst für die Filialleiterin gehalten hatte. Herr Reinbeck machte eine einladende Geste mit weit ausholendem Arm. Fast sah es aus, als bot er zur Begrüßung eine Umarmung an. Emilia bewegte sich verwirrt einen Schritt auf ihn zu und machte dann schnell einen Schritt zur Seite.
„Lassen Sie sich von unserm Herrn Reinbeck bloß nicht einschüchtern!“, sagte jetzt die zweite Frau. Sie hatte lange, schwarz gefärbte Haare und war vielleicht Ende zwanzig. Emilia wollte sich auf keinen Fall einschüchtern lassen, genau! Schließlich war sie nur deshalb hier, weil ihr eigentlich alles egal war. Insgeheim hoffte sie sogar, abgelehnt zu werden. Dann hatte sie ihre Pflicht getan, ihre Bereitschaft gezeigt und war wieder frei, zumindest vom täglichen Berufsverkehr und vom Smalltalk mit Kollegen, mit denen man vielleicht nichts anfangen konnte. Die Fahrt durch das Neubaugebiet mit dem Auto, das Emilia selten benutzte, war alles andere als ein Spaß gewesen. Irgendwie würde sich schon noch was finden ohne Anfahrtsweg mit dem Auto. Irgendwas, per Raumschiff, auf einem anderen Planeten. Emilia stellte sich die drei Gestalten vor sich in einem Schlafanzug vor, steuerte auf den Tisch zu, nahm sich einen Stuhl, setzte sich, blickte Herrn Reinbeck geradewegs in die Augen und fragte:
„Und? Raus mit der Sprache, jetzt möchte ich aber wissen, ob man sich ihren Vornamen auch besser merken kann als den Nachnamen.“
Jetzt war Reinbeck verwirrt. Man merkte es kaum, aber Emilia sah es an der linken Augenbraue, die kurz nach oben schnellte.
„Erik!“ Er grinste.
„Erik, Okay, ehr ick.“ Emilia taxierte Erik genau so, wie er vorher sie. Was der konnte, konnte sie auch. Er war
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