Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
Dialog. Jeder eine Zeile. Das war eine Entwicklung. Aber Emilia wollte gar keine Entwicklung. Sie trat in die Pedale, verfehlte sie in ihrer Hektik, schrammte sich die untere Wade auf, fand sie dann beim zweiten Mal und machte, dass sie davonkam. Sie hörte noch, wie die große Tochter sagte: „Tja, Fahrrad fahren müsste man können.“
Blöde Kuh. Die wollte sie gar nicht kennenlernen. Gut, dass das alles vorbei war. Abends rief sie laut in der Küche „Stopp“, weil sich alle Gedanken um Miguel drehten. Sandra bzw. Sabine war nicht dabei gewesen. Ob sie noch zusammen waren? Aber das war ihr doch egal, völlig. Trotzdem, wäre ja interessant. Halt, was war daran interessant? Für sie war das kein bisschen interessant. „Stopp!!“, rief sie noch mal und Jo fragte:
„Was?“, während er den Kopf in die Küche steckte.
„Nichts, alles in Ordnung. Der Wasserhahn soll aufhören zu laufen.“
Endlich brach der heiß ersehnte Mittwoch an. Emilia hatte sich per Express-Versand bei Amazon einen fliederfarbenen Rock mit Rüschen bis zu den Knien und eine weißes Bluse bestellt, die unter der Brust ein Bändchen hatte. Alles passte wie angegossen und sah absolut romantisch aus. Sie wollte Erik besonders gefallen. Sie waren zusammen, irgendwie. Aber so richtig zusammen war man als Erwachsener doch erst, wenn man miteinander geschlafen hatte. Davor blieb es immer noch ein Werben, auch wenn man noch so verliebt war. Hilda wollte das nicht so genau trennen, obwohl sie es ziemlich seltsam fand, dass zwischen Emilia und Erik noch nichts passiert war. Man merkte doch, ob man zusammen war oder nicht. Das hatte Emilia verunsichert. Heute wollte sie jedenfalls richtig mit Erik zusammenkommen. Sonst würden sie den Zeitpunkt noch verpassen.
Erik strahlte, als er Emilia in ihrem neuen Outfit sah.
„Wie eine echte Edeldame! Du bist der hellste Stern an meinem Firmament!“ Er nahm sie in die Arme und küsste sie. Er reichte ihr den Arm wie ein Edelmann. Dann lustwandelten sie durch die Gärten der Welt . China, Kambodscha, Japan - für jeden Garten hatte Erik ein paar Worte der jeweiligen Sprache parat und beeindruckte Emilia damit. Sie tranken im chinesischen Garten Tee. Erik wollte zu Abend bestellen, doch diesmal setzte sich Emilia durch.
„Ich hoffe, du bringst mich noch nach Hause.“
„Aber selbstverständlich. Man bringt seine Dame immer nach Hause. Wer das nicht tut, ist kein Edelmann.“
„Ich habe dort eine Überraschung vorbereitet. Deshalb essen wir jetzt nichts.“
Erik zögerte, als würde er um die richtige Antwort ringen.
„Eine Überraschung. Ich liebe Überraschungen.“
Es klang ein bisschen gequält.
„Freust du dich nicht? Ich habe immer den Eindruck…“
„Doch, ich bin gespannt…wirklich“, beeilte er sich zu sagen.
Trotzdem war er auf dem Weg zum Ausgang stiller. Oder kam es Emilia nur so vor?
Im Auto sagte Emilia ihm die Adresse und er gab sie in sein Navi ein.
„Du wohnst jetzt im Haus von Claudia“, stellte er fest.
„Ja, Neubau, Marzahn, von außen ist es eben Marzahn, aber die Wohnung, ich mochte sie auf Anhieb, viel mehr als meine Altbauwohnung.“
„Ich habe nichts gegen Neubauten. Ich bin mir sicher, dass du deiner Umgebung immer deinen Zauber gibst, egal, wo es dich hin verschlägt.“
Emilia lächelte. Das war ein schönes Kompliment. Sofort waren ihre Sorgen, dass es Erik nicht bei ihr gefallen könnte, weil sie in so einer unromantischen Umgebung wohnte, wie weggeblasen.
Als Erik in ihrem Flur stand, wirkte er beklommen. So kannte sie ihn gar nicht. War er vielleicht doch schüchtern, wenn er sich auf das Hoheitsgebiet von anderen begab? Sowas war ja öfter der Fall bei Machtmenschen und führenden Persönlichkeiten. Emilia schloss die Wohnungstür auf und strahlte ihn an.
„Da sind wir also. Das ist mein bescheidenes Reich. Fühl dich wie Zuhause.“
Erik nickte nur und zog die Schule aus. Ohne Schuhe wirkte er noch unsicherer.
„Du kannst sie ruhig anlassen. Wir gehen auf den Balkon.“
Erik stand da wie versteinert, ließ die Schuhe stehen, wo er sie hingestellt hatte, und sagte nichts. Sie führte ihn in die Wohnstube und auf den Balkon.
„Setz dich einfach hier hin.“ Emilia schob ihm einen der Korbsessel hin. Er setzte sich. Emilia ging in die Küche und holte ihr kleines, bereits auf Silbertabletten angerichtetes Buffet hervor. Sie schnitt schnell das Baguette und warf immer wieder einen Blick in die Wohnstube. Sie hatte das Gefühl,
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