Der Traummann aus der Zukunft (German Edition)
sich beeilen zu müssen, damit Erik nicht einfach wieder verschwand.
Aber als sie auf den Balkon kam, saß Erik noch da.
„Du hast hier alles wunderschön bepflanzt. Wie das duftet!“
„Ich hab es in Gedanken an dich getan“, gab Emilia zu.
Erik verzog das Gesicht. Irgendwie raspelte er Süßholz, bis es triefte, aber wenn Emilia das tat, schien es ihm nicht wirklich zu gefallen.
Emilia versuchte locker zu bleiben. Jetzt bloß nicht unsicher werden. Irgendwie war er schüchtern. Das war sehr süß. Sie musste ihm ein gutes Gefühl geben und alles tun, damit er sich entspannte. Er bewunderte den Wein, den sie gekauft hatte. Er fand den Käse lecker. Er schien aufzutauen. Emilia fragte Erik, welche Länder er schon bereist hatte. Es waren eine ganze Menge. Erik griff die letzte Scheibe Brot.
„Ich schneide Neues ab, es ist noch genug da.“
Emilia nahm sich den Brotkorb und wollte aufstehen, doch Erik hielt sie zurück und zeigte auf seine Uhr.
„Nein, nein, danke. Ich bin satt.“
Er nahm ihre Hand und streichelte sie.
„Emilia, es war traumhaft in deinem neuen Reich. Und das Essen! Was für eine Überraschung. Aber ich glaube, ich muss jetzt los. Ich habe morgen einen harten Tag vor mir, weißt du…“
Er sah sie mit einem bedauernden Hundeblick an. Jetzt hatte Emilia definitiv das Gefühl, dass etwas nicht stimmte. So konnte der Abend doch nicht enden. Er liebte sie doch. Er versprach ihr das Blaue vom Himmel. Er behandelte sie wie eine Prinzessin. Was war denn nur los? War er wirklich impotent? Und wenn schon. Sie war in Erik verliebt über beide Ohren. Es war ihr egal. Sie musste ihm seine Ängste nehmen.
„Erik stand auf und atmete tief durch.“
Emilia sprang auch auf. Er wollte seine Hand zurückziehen, aber sie hielt sie fest.
„Ich hab dir noch nicht alle Zimmer gezeigt.“
„Wo ist eigentlich dein Sohn?“, fragte Erik fast hilflos.
„Er übernachtet bei seiner Freundin. Wir sind ganz ungestört.“
Emilia zog Erik in ihr Schlafzimmer. Sie hatte die Vorhänge zugezogen. Es war schummrig gemütlich. Sie versuchte, ihn dazu zu bewegen, sich aufs Bett zu setzen. Er leistete definitiv Widerstand. Das konnte man nicht mehr fehldeuten. Also stand sie wieder auf, fiel ihm um den Hals und fing an, ihn wild abzuküssen, endlich diesen makellosen Körper mit der braungebrannten Haut berühren. Sie fuhr ihm unter das Hemd. Er fühlte sich warm und seidig an wie in ihrem Traum. Er wollte ihre Hände abwehren. Er versuchte, den Mund wegzudrehen. Aber Emilia ließ sich nicht beirren.
Und plötzlich schien er es sich anders zu überlegen. Er küsste sie unerwartet gierig zurück. Erik verhielt sich überraschend wie immer. Vielleicht gehörte das einfach alles zu seiner Dramaturgie. Emilia frohlockte. Ihre große Liebe war einfach umwerfend, im wahrsten Sinne des Wortes. Er warf sie aufs Bett, so dass ihr angst und bange wurde. Aber dann war er sanft und leidenschaftlich zugleich. Er schien hundert Münder und tausend Hände zu haben. Er war überall und sein Duft war betörend. Er war leidenschaftlich wie in einer außerordentlich gelungenen Filmszene. Sie waren wie Sehnsüchtige, die sich nach langer Zeit und Entbehrung endlich wiedersahen. Emilia musste an Jack und Rose im Auto tief unten im Bauch der Titanic denken. Erik war kein bisschen impotent. Emilia stöhnte, stieß leise Schreie aus, und war sich selbst dabei fremd. Als er zum Höhepunkt kam, nahm er sie fest in die Arme und ließ sie nicht mehr los. Er schlief auf ihrer Brust ein wie ein kleiner Junge. Sie fuhr ihm durch die schwarzen Locken und konnte ihr Glück kaum fassen. Sie war in einem Film mit dem größten Star aller Zeiten.
Es war stockdunkel draußen, als Emilia von einem Rascheln in ihrem Zimmer erwachte. Erik suchte seine Sachen zusammen.
„Gehst du?“, flüsterte sie.
„Träum süß“, sagte er nur und dann schloss er leise die Tür.
Sie sah auf die Uhr: kurz nach Mitternacht. Warum war er denn gegangen? Emilia fühlte eine Leere. Sie versuchte sich zu beruhigen. Er hatte gesagt, er habe morgen einen harten Tag. Bestimmt schlief er zuhause einfach besser. Das war nachzuvollziehen. Die erste Nacht mit einer großen Liebe war einfach nichts zum Ausruhen. Der Abend war etwas unglücklich gewählt. Das erklärte auch sein Zögern.
Aber Emilia wollte einfach nicht weiter warten. Sie war glücklich. Jetzt waren sie zusammen.
Emilia konnte niemanden etwas vormachen. Jo am Frühstückstisch, Claudia in der
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