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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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sagte er nervös.
     
    Anwalt Kemp trug einen eleganten dunkelgrauen Anzug und eine modische Krawatte, er war so groß wie Mat Joubert. Er saß auf
     der Kante eines unordentlichen Schreibtisches, Joubert und Louw hockten in den Sesseln vor ihm. Der Anwalt telefonierte mit
     East London, denn dort lebte mittlerweile seine Mandantin, Mrs. Ingrid Johanna Coetzee.
    Er war sofort bereit gewesen, den Detectives zu helfen. Ein hastiger, effizienter Mann mit einer tiefen Stimme und schrecklich
     ordentlich geschnittenem und gekämmtem Haar.
    Joubert betrachtete noch einmal die Kleidung des Mannes – den Zweireiher, die feinen Streifen des Stoffes.
    Joubert hatte nichts anzuziehen für die Oper morgen abend. Er mußte sich auch so einen Anzug kaufen. Er mußte sich die Haare
     schneiden lassen. Es mußte einfach alles stimmen. Wenn Hanna Nortier ihm heute nachmittag sagte, daß sie mitkäme. Wenn er
     es überhaupt schaffte, zu Hanna Nortier zu gehen.
    »Ich verstehe«, sagte der Anwalt in den Hörer. »Ich verstehe. Gut. Vielen Dank. Auf Wiederhören.« Er legte den Hörer auf.
     »Sie macht Urlaub. Sie ist beim Tauchen. Ich wußte nicht einmal, daß sie taucht. Eine kleine, farblose Frau.«
    Der Anwalt ging um seinen Schreibtisch herum zu seinem großen Sessel. »Ich wollte den Tod des Mannes nicht erwähnen.« Er schrieb
     etwas auf einen großen Notizblock, dann |381| riß er die Seite ab und reichte sie Joubert. »Dort arbeitet sie. In der Buchhaltung. Sie haben gesagt, sie ist erst am Montag
     wieder zurück im Büro.«
    »Du mußt hinfliegen«, sagte Joubert zu Louw. Dann sah er den Anwalt an. »Warum haben die beiden sich scheiden lassen?«
    »Sein Glauben«, sagte Kemp. »Er war Fernsehmechaniker oder so was. In einer Werkstatt hier in Bellville. Doch plötzlich entdeckte
     er Gott und verlor seinen Job, weil er den ganzen Tag in der Kirche verbrachte, in einer von denen, wo sie jeden Abend Hallelujah
     singen und in die Hände klatschen. Sie hat es nicht mehr länger ertragen. Glücklicherweise hatten sie keine Kinder. Er wollte
     sich erst nicht scheiden lassen. Es war gegen das Gesetz und gegen seinen Glauben. Aber wir haben ihm die Hölle auf Erden
     bereitet. Und die Unterhaltszahlungen … Sie hat nie gearbeitet. Er wollte, daß sie zu Hause bleibt. Er hatte keine Ahnung
     vom wirklichen Leben …«
    »Und dann hat er seine eigene Kirche gegründet?«
    »Das war nach der Scheidung. Ich weiß nicht viel davon, nur was sie mir am Telefon berichtet hat. Sie konnte nicht glauben,
     daß er in der Lage war, zu predigen. Er war immer ein stiller, mürrischer Mann gewesen, doch das gibt es, wem die Stunde schlägt
     … Er hat es sich mit allen anderen Kirchen verdorben und seine eigene gegründet. Damit kann man gut Geld verdienen.«
    »Wo hat er gearbeitet?«
    »Das weiß ich nicht. Das müssen Sie seine Exfrau fragen.«
    »Vielen Dank.« Joubert stand auf, Louw ebenfalls.
    »War mir ein Vergnügen. Ich helfe Gesetzeshütern, so gut ich kann. Werden Sie den Mauser-Mann kriegen?«
    »In den nächsten Stunden.«
    |382| Joubert blieb in der Tür stehen und wandte sich noch einmal um. »Wenn ich das fragen darf, wo kaufen Sie Ihre Anzüge?«
    »Queenspark«, sagte der Anwalt lächelnd. »Aber ich muß gestehen, meine Frau erledigt das. Ich bin zu dumm dafür.«
     
    Christie’s
war jetzt leer. Griessel saß an seinem Tisch, sein Hemd und seine Krawatte waren einigermaßen sauber, aber sehr feucht, weil
     sie eine ganze Weile mit einem nassen Tuch daran herumgewischt hatten. Stewart saß ihm gegenüber. Sie rauchten Stewarts Gunstons.
    »Ich überfalle keine Banken«, sagte Stewart. Sein Afrikaans war gut, aber nicht ohne Akzent.
    »Können Sie das beweisen?«
    »Fragen Sie Steve«, sagte er und deutete mit seiner Zigarette auf den anderen Mann mit der Fliege. Der zweite Kellner räumte
     soeben den Tisch einiger schwarzer Frauen ab. »Ich bin hier jeden Tag von zehn Uhr morgens bis Mitternacht.«
    »Eine Krähe hackt der andere nicht das Auge aus …«
    »Ach, Steve gehört der Laden. Er verdient das Geld. Warum sollte er lügen?«
    »Warum arbeiten Sie hier?«
    »Weil es nicht genug Arbeit für Maskenbildner hier am Kap gibt. Ich hätte nie herkommen sollen.«
    »Warum sind Sie gekommen?«
    »Wegen einer Frau. Und wegen der Berge, des Meers und der Atmosphäre. Jetzt hat sie mich sitzenlassen, weil ich kein Geld
     verdiene. Ich habe Schulden bei der Bank und kaum Arbeit als Maskenbildner. Der letzte Job ist zwei

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