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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Richtung
     fiel.
    »Ich habe nur ein paar Fragen. Sie müssen mir sagen, wenn Sie zu müde sind.«
    Sie nickte.
    »Wissen Sie, ob Ihr Ehemann Ferdy Ferreira oder Drew Wilson kannte?«
    Sie brauchte eine Weile, bevor sie den Kopf schüttelte. Nein.
    »Carina Oberholzer?«
    Nein.
    »Jacques Coetzee?«
    Nein.
    |371| »Hester Clarke?«
    »Nein.« Eine dünne Stimme.
    »Hat Ihr Mann normalerweise seine Pistole in seinem Aktenkoffer bei sich gehabt?«
    Ihre Augen schlossen sich. Die Zeit verging. Draußen im Flur waren Schritte zu hören.
    Hatte sie ihn gehört?
    Ihre Augen öffneten sich. »Nein«, sagte sie, und eine Träne bildete sich unter einem ihrer Augen, lief über die blasse Wange,
     fiel auf den blauen Kragen ihres Nachthemdes und lag dort einen Augenblick, bevor der Stoff sie aufsaugte.
    Widerstreitende Gefühle schlugen über ihm zusammen. Einerseits wollte er sie unbedingt fragen, ob ihr Mann ihr treu gewesen
     war, andererseits wußte er, daß er das nicht konnte, nicht jetzt. Vielleicht ein Euphemismus? Waren sie glücklich verheiratet?
     Er sah, wie sie ihn anschaute, ihre Augen warteten, ein Reh, das in einen Gewehrlauf starrte.
    »Ich danke Ihnen, Mrs. Nienaber«, sagte er. »Ich wünsche Ihnen alles Gute.«
    Danke. Ihre Lippen formten das Wort, aber sie gab kein Geräusch von sich. Sie wandte ihren Kopf ab, zum Fenster.
     
    Joubert war zurück im Büro, der Telefonhörer klemmte an seinem Ohr.
    Julio da Costa sagte, Carina Oberholzer habe vielleicht Namen wie Jacques Coetzee oder Hester Clarke erwähnt, aber er konnte
     sich nicht daran erinnern. »Sie hat viel geredet, Captain. Andauernd. Und gelacht. Sie war ein sehr lebendiges Mädchen. Sie
     hatte gern Spaß, sie mochte Feiern und Menschen. Sie hatte ihren Job nur, um Geld zu verdienen und sich den Tag zu vertreiben.
     Sie war ein Nachtmensch. So haben |372| wir uns kennengelernt. Sie ist Freitag nachts hier aufgetaucht, nach Mitternacht, mit einem Haufen Freunde.«
    »Und dann?«
    »Ach, Captain, Sie wissen ja, wie es ist. Man kann nicht immer nur arbeiten. Und Sie wissen ja, wie es ist, wenn man eine
     Frau zu Hause hat.«
    Joubert sagte nichts. Denn er wußte es nicht mehr.
    »Es ist nicht verboten«, verteidigte da Costa sich. »Außerdem war es nicht ihr erstes Verhältnis mit einem verheirateten Mann.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ein Mann weiß so etwas, Captain. Wenn Sie bei ihr gewesen wären, hätten Sie auch gewußt, was ich meine. Sie war eine heiße
     Nummer.«
    »Hat sie je darüber gesprochen?«
    »Sie hat nur gesagt, daß sie nicht wollte, daß das Leben an ihr vorüberging. Sie wollte jede Minute genießen.«
    Joubert beendete das Gespräch.
    Carina Oberholzer aus Keimoes. Sie lachte, redete viel und lebte ihr kurzes Leben in vollen Zügen. Das willige Mädchen vom
     Land, der gerissene portugiesische Katholik, und Gott weiß, wer noch. Hatte denn niemand sie lange genug gekannt, um zu wissen,
     was sie wußte?
    Er besorgte sich die Nummer ihrer Eltern, wählte die vielen Ziffern, wartete. Es klingelte lange. Schließlich antwortete eine
     Frau, eine Angestellte.
    »Die Herrschaften sind nicht hier. Sie holen ihren Sohn aus Johannesburg ab.«
    Er zog den Tupperware-Behälter aus seiner Schreibtischschublade und öffnete ihn: 60 Gramm fettfreier Hüttenkäse, vier Reiscracker,
     Tomate, Avocado, Salat mit einer kleinen |373| Portion fettfreiem Dressing. Er würde verhungern. Wenigstens wartete eine Winston auf ihn, der Höhepunkt seines Tages, sein
     größtes Vergnügen.
    Jemand kam durch den Flur gerannt.
    Sie haben jemanden gefunden, dachte er.
    Es war Louw. »Er hat Jacques Coetzee erschossen, Captain. Vor weniger als einer Stunde. Und jemand hat ihn gesehen.«
     
    Die beiden Schuljungen waren in der sechsten Klasse und wollten unbedingt die Leiche sehen, aber die Polizei erlaubte das
     nicht. Die Jungen mußten zur Seite treten, sie mußten zwischen den Seilen warten, die das Zelt spannten, sie sahen zu, wie
     ein Polizeiwagen nach dem anderen vorfuhr. Aber auch das war schon besser als die Doppelstunde Biologie, die sie verpaßten.
    Einer der ersten Detectives, die am Tatort gewesen waren, kam mit einem anderen Mann, einem Riesen, zu ihnen.
    »Das sind die Jungs, Captain.«
    »Danke«, sagte der Riese. Er streckte eine große Hand aus. »Mat Joubert«, sagte er.
    »Ich bin Jeremy, Sir.«
    »Neville«, sagte der Junge andere.
    »Ihr müßt mir alles erzählen.«
    »Waren Sie nicht neulich im Fernsehen, Sir?«
    Er zuckte mit

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