Der Traurige Polizist
– Hemdkragen, Manschetten,
Ohren. Sie begaben sich in den Saal, in dem James J. Wallace unter einem grünen Laken lag.
Pagel zog es beiseite.
»O mein Gott«, sagte Walter Schutte und wandte sich ab.
»Ist das James J. Wallace?« fragte Joubert.
|56| »Ja.« Schutte war blaß, und seine Bartstoppeln zeichneten sich deutlich auf seiner Haut ab. Joubert war erstaunt, wie unglaublich
haarig der Mann war. Er faßte ihn an der Schulter und führte ihn zurück in Pagels Büro, wo Schutte ein Formular unterschrieb.
»Wir möchten Ihnen gern später in Ihrem Büro ein paar Fragen stellen.«
»Warum?« Schuttes Selbstsicherheit kehrte langsam zurück.
»Routine.«
»Natürlich«, sagte Schutte. »Jederzeit.«
Als Joubert zurückkehrte, schaltete Pagel die helle Lampe an, stopfte seine kurzen, kräftigen Finger in die durchsichtigen
Plastikhandschuhe, zog die Stoffbahn beiseite, die den verstorbenen James J. bedeckte, führte den Arm eines großen, fest montierten
Vergrößerungsglases zu sich hin und griff nach einem kleinen Skalpell.
Der Pathologe begann mit seinem systematischen Vorgehen. Joubert kannte all die Geräusche, die der Mann von sich gab, das
unverständliche Gemurmel, wenn er etwas Wichtiges entdeckte. Doch Pagel gab seine Entdeckungen nur preis, wenn er sich seiner
Schlüsse relativ sicher war. Deswegen wartete Joubert und starrte das sterile Waschbecken an der Wand an, in dem alle vierzehn
Sekunden ein Wassertropfen auf das Metall fiel.
»Die Kopfwunde könnte den Tod verursacht haben. Eintritt durch die linke vordere Stirnhöhle, Austritt zwei Zentimeter über
der Fontanelle. Die Austrittswunde ist sehr groß. Eine Kugel mit weicher Spitze? Könnte sein … Wir müssen die Flugbahn überprüfen.«
Er schaute Joubert an. »Schwierig, das Kaliber einzuschätzen. Die Eintrittswunde ist an der falschen Stelle.«
Joubert nickte, als verstünde er das.
|57| »Der Schuß in den Kopf wurde aus der Nähe abgegeben – zwei, drei Meter. Der Schuß in den Thorax wahrscheinlich aus ähnlicher
Entfernung. Auch der könnte den Tod verursacht haben. Die Wunde ist typisch. Die weiteren Anzeichen sind weniger offensichtlich.
Natürlich die Kleidung. Spuren von Hitzeeinwirkung. Überreste von Schießpulver. Rauch. Durch das Sternum. Keine Blutung.«
Er schaute wieder auf. »Ihr Mann war bereits tot, Captain. Nach dem ersten Schuß. Egal, welcher das war. Er war tot, bevor
er zu Boden fiel. Der zweite Schuß war völlig unnötig.«
Futter für de Wits Mafia-Manie, dachte Joubert, aber er schwieg.
»Dann schauen wir mal hinein«, sagte Pagel und griff nach einem größeren Skalpell.
Walter Schutte stand nicht auf, als Joubert und Griessel von der Sekretärin hereingeführt wurden. »Setzen Sie sich, Gentlemen.«
Er deutete jovial auf die modernen Sessel aus Leder und Chrom vor seinem großen Schreibtisch mit einer Glasplatte. »Tee oder
Kaffee? Ich trinke auch etwas, also zögern Sie bitte nicht.« Die blasse Unsicherheit aus dem Leichenschauhaus war verschwunden.
Die Detectives entschieden sich beide für Tee und setzten sich. Die Sekretärin schloß die Tür hinter sich.
Es war noch nicht spät am Vormittag, aber Schuttes Bart hatte schon einen Schatten über seine Wangen geworfen. Er ließ seine
Zähne bei einem schnellen, strahlenden Lächeln blitzen. »Nun, was kann ich für Sie tun?« Dann verschwand das Lächeln wie ein
Licht, das ausgeschaltet worden war.
»Wir möchten gern mehr über James Wallace wissen, Mr. Schutte. Sie müssen ihn gut gekannt haben?« fragte Joubert.
|58| »Ich habe James vor zwei Jahren kennengelernt, als Promail mich hierher versetzte. Er war ein wunderbarer Mann.« Schuttes
Stimme drückte Verehrung aus.
»Haben Sie ihn so genannt? James?«
»Die meisten von uns haben ihn Jimmy genannt. Aber jetzt klingt das so …« Schutte hob eine Hand und lächelte.
»Wie kam er mit den Mitarbeitern klar?«
»Wir mochten ihn alle. Oh, warten Sie, ich sehe schon, worauf Sie hinaus wollen. Nein, Captain, hier werden Sie seinen Mörder
nicht finden.« Schutte wedelte mit beiden Händen vor sich, als müßte er einen bösen Geist verscheuchen. »Hier sind wir wie
eine große Familie. Und James war ein Mitglied dieser Familie, ein von allen sehr geliebtes Mitglied. Nein, Captain, Ihren
Mörder müssen Sie woanders suchen.«
»Wissen Sie, ob der Verstorbene noch andere Geschäftsinteressen unterhielt?«
»Nein … Ich glaube nicht. Jim …
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