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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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schloß die Tür. Er mühte sich, eine Lösung zu finden. Schnell
     ging er zu Griessel, drehte ihn um, legte seine Hände auf seine Schultern.
    »Benny, hör mir zu.« Er flüsterte, er schüttelte Griessels Schultern.
    |124| »Ich will sterben, Mat.«
    »Benny.«
    »Lieber sterben.«
    »Großer Gott, Benny, du bist ja völlig betrunken.«
    Griessel begann zu weinen.
    Joubert starrte ihn an, seine Hände lagen immer noch auf den Schultern des anderen, aber er hatte keine Ahnung, was er nun
     tun sollte. Die Schluchzer erschütterten den Körper des Mannes vor ihm. Joubert drehte Griessel um und marschierte mit ihm
     ins Wohnzimmer. Er würde seinen Kollegen aufs Sofa setzen und dann Yvonne warnen. Er schaffte es mit Griessel bis zur Couch.
     Das Schluchzen brach ab, als Griessel die Kerzen sah. Er schaute Joubert an, runzelte die Stirn und bemühte sich, zu verstehen.
    »Sind die für dich, Mat?« sagte er leise. Joubert fragte sich, welche Dämonen durch Griessels Hirn tanzten. Er bemitleidete
     ihn.
    Yvonne erschien in der Tür.
    »Nachtisch«, sagte sie, und in dem einen Wort lag bereits ein Versprechen.
    Ihre Brüste und das dunkle Liebesdreieck des Schamhaars waren deutlich erkennbar unter ihrem durchsichtigen Hauch von Nachthemd.
     Sie trug hochhackige Schuhe. In jeder Hand hielt sie eine Schale Pudding. Sie hatte die Arme ausgestreckt, eine Einladung
     zu dem zweiten Nachtisch.
    Sie sah Griessel.
    Griessel sah sie.
    »Mat?« wiederholte Griessel leise, und dann sackte sein Kopf vor Suff und Überforderung auf seine Brust. Joubert schaute zurück
     zu Yvonne. Seine Gedanken formlos, panisch.
    Sie schaute an sich herunter, sah, wie sie sich dargeboten |125| hatte, sah sich, wie die Männer sie sahen. Ihre Lippen wurden plötzlich dünn.
    »Bonnie«, sagte er, aber er wußte, daß es nichts helfen würde. Sie warf mit der rechten Hand eine Puddingschüssel nach ihm.
     Sie traf seine linke Schulter, der Duft von gebackenem Pudding und Eiscreme stieg ihm in die Nase. Der Pudding lief an seinem
     Hemd und seiner nackten Brust herunter. Sie wirbelte herum und lief stolpernd auf ihren hohen Schuhen durch den Flur davon.
    »Bonnie.«
    »Fick dich!« schrie sie, und dann knallte die Schlafzimmertür zu.

[ Menü ]
    |126| 13
    Drew Wilson fuhr in seinem Golf nach Hause. Im Radio lief eine nächtliche Talkshow, aber er hörte gar nicht zu. Hinter seinen
     Augen pochte es dumpf, sein Rücken war verspannt und müde von der langen Sitzerei.
    Die Müdigkeit störte ihn nicht, weil es ihm guttat, endlich wieder zu tun zu haben. Selbst wenn er nicht für sich selbst tätig
     war. Es war gut, jeden Tag kreativ zu sein, mit Gefühl und Geschick das Gold in etwas zu verwandeln, das eine Frau derart
     begeistern würde, so daß sie mit echt weiblichem Charme den Mann in ihrem Leben davon überzeugen konnte, es ihr zu kaufen.
    Er phantasierte von jedem seiner Werke, er fragte sich, welche Art Frau – oder manchmal auch Mann – es tragen würde. Zu welcher
     Kleidung. Zu welchem Anlaß. Dann und wann kamen ausländische Touristen in den Ausstellungsraum, aber er bemühte sich, sie
     zu ignorieren. Sie waren nie so schön oder so gut gekleidet wie in seinen Träumen.
    Er wohnte im Stadtteil Boston in einem alten Haus mit großen Zimmern und hohen Decken, das er selbst renoviert hatte. Die
     Auffahrt zu der Einzelgarage war kurz, aber wie immer hielt er an, um das Tor zu öffnen, dann stieg er wieder in den Wagen
     und fuhr auf das Garagentor zu.
    Als er gerade nach dem Türgriff langte, tauchte jemand, etwas, neben ihm im Dunkeln auf.
    |127| Sein Kopf zuckte herum, und er sah die Pistole.
    »O Gott.«
    Drew Wilson hatte in der letzten Woche nicht Zeitung gelesen. Die Überstunden und der Termindruck bei der Arbeit hatten ihm
     einfach nicht genug Zeit dafür gelassen. Er wußte nichts vom Tod von James J. Wallace, aber er erkannte das Gesicht hinter
     der Pistole.
    Die Wirkungsweise eines Schocks ist vorhersehbar. Das Hirn sendet Signale, die auf Aktion aus sind, schnelle, unmittelbare
     Aktivität. Adrenalin wird ins Blut ausgeschüttet, der Herzschlag wird schneller, Blutgefäße erweitern sich, die Lungen pumpen.
    Er aber konnte bloß hinter dem Steuer sitzen bleiben, denn der Lauf dieser eigenartigen Waffe preßte sich an seinen Kopf,
     direkt oberhalb seines rechten Auges. Sein Körper jedoch mußte irgendwie reagieren. Also zitterte er, seine Hände und Knie
     zitterten vor Angst.
    »Ich …«, sagte er, und eine Träne lief

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