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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Goldberg in der Adderley Street. Ein sehr schicker Laden. Die Sachen sind sehr teuer. Ich bin dort einmal hingegangen,
     als ich in der Stadt war, nur um es mal zu sehen und ihm hallo zu sagen, aber dort gab es nur hochgezogene Augenbrauen und
     Kreditkarten.«
    »War er unverheiratet? Geschieden?«
    »Unverheiratet. Ich habe immer gesagt, Drew braucht keine Frau. Sie müssen sich nur einmal sein Haus von innen anschauen.
     Es ist schöner als mein Haus.«
    Bob Venter brummte etwas Unverständliches.
    »Bob, das kannst du nicht sagen«, sagte sie. »Kümmern Sie sich nicht um Bob. Drew war bloß begabt …«
    »Was haben Sie gesagt, Mr. Venter?«
    »Bob, laß es gut sein.«
    Der Mann brummte wieder. Joubert beobachtete seine Lippen. Er entschlüsselte die Worte. »Das war ein Schwuler«, sagte Bob.
    »Bob glaubt, alle, die nicht dreißig Jahre lang Rugby gespielt haben, sind schwul. Er war bloß ein Künstler. Er hatte eben
     andere Talente. Kümmern Sie sich nicht um Bob.«
    »Er war ein Schwuler«, sagte Bob entschlossen und überkreuzte seine dicken Arme vor der Brust.
    »Er war bloß begabt«, sagte Shirley und zog ein Taschentuch aus dem Halsausschnitt ihres Kleides.
     
    Joubert ging Griessel aus der Polizeiwache in Edgemead holen. Der Constable, der ihm die Tür aufschloß, wirkte unsicher |134| und schaute weg. Griessel ging schweigend zum Wagen.
    Joubert fuhr. »Wie kriege ich dich in die Klinik, die dir letztes Mal geholfen hat, Benny?«
    »Setz mich einfach davor ab.«
    »Gehst du dann rein?«
    Griessel rieb sich mit einer schmutzigen Hand über die Bartstoppeln. Seine Stimme klang müde. »Hilft mir das, Mat? Wenn ich
     rauskomme, bin ich trocken, aber sie können nichts tun gegen die … wegen der Arbeit.«
    Joubert sagte nichts. Griessel deutete das falsch. »Gott, Mat, ich träume nachts. Ich träume, daß meine Kinder tot sind. Und
     meine Frau. Und ich. Blut an den Wänden, Schußwunden im Kopf, die Eingeweide quellen auf den Fußboden. Das kriegen sie nicht
     weg, Mat. Ich träume sogar, wenn ich nüchtern bin. Selbst wenn ich keinen Tropfen trinke.«
    »De Wit hat mich gezwungen, zu einer Psychologin zu gehen.«
    Griessel seufzte, als wäre das alles zuviel für ihn.
    »Vielleicht kann sie dir auch helfen, Benny. Vielleicht kann sie die Träume verjagen.«
    »Vielleicht.«
    »Aber erst mußt du nüchtern werden.«
    Schweigend fuhren sie die M5 nach Muizenberg, wo sich das Sanatorium befand. Joubert zog die Winstons heraus, bot Griessel
     eine an, drückte den Anzünder des Sierra hinein. Schweigend rauchten sie eine Weile.
    »Wieder eine Tokarew?«
    »Ja. Zwei Schüsse. Zwei leere Patronenhülsen. Aber etwas ist anders. Das Opfer ist möglicherweise homosexuell.«
    |135| Griessel stieß hörbar Rauch aus. »Das könnte die Sache einfacher machen.«
    »Wenn es derselbe Mörder ist. Irgendwie habe ich so ein Gefühl bei der Sache, Benny.«
    »Nachahmer?«
    »Vielleicht. Oder der Anfang von etwas Größerem.«
    »Ein Serienmörder?«
    »Ich habe so ein Gefühl.«
    »Vielleicht«, sagte Benny Griessel.
     
    Joubert berichtete von Griessels Träumen. Er sagte, sein Kollege sei außerdem bereit, sich einer psychologischen Behandlung
     zu unterziehen.
    »Aber zuerst wird er trocken werden?«
    Joubert nickte. De Wit rieb seine Warze und starrte an die Decke. Dann erklärte er sich einverstanden.
    Joubert bedankte sich bei ihm und berichtet ihm vom zweiten Tokarew-Mord. De Wit hörte ihm zu, ohne ihn zu unterbrechen. Joubert
     erzählte ihm von Drew Wilsons Nachbarn, die vermuteten, daß er homosexuell sei. Wilsons Arbeitgeber und Kollegen hatten dies
     bestätigt.
    Sie hatten alle mitten zwischen den Arbeitsplätzen der Goldschmiede gestanden oder gesessen – Benjamin Goldberg, drei weitere
     Männer, eine Frau. Sie waren vollkommen entsetzt. Die Frau weinte. Sie konnten sich nicht vorstellen, wer Drew Wilson so etwas
     antun würde. Ja, er war schwul, aber er hatte seit fünf oder sechs Jahren keine Beziehung mehr zu einem anderen Mann gehabt.
     Er hatte es wirklich versucht, manchmal war er sogar mit einer Frau ausgegangen. Warum? Weil Drew Wilsons Mutter gedroht hatte,
     sich umzubringen.
    Joubert wischte sich den Schweiß von der Oberlippe.
    |136| »Drogen?« fragte de Wit und nahm schon im voraus einen verletzten Ausdruck an.
    Joubert fand es eigenartig, daß er sich nach einem Besäufnis stets besser konzentrieren konnte. Vielleicht, weil sein Geist
     dann bloß eine Sache auf einmal schaffte. Er

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