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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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wo sie ihre Bürste mit gereizten Bewegungen durch ihr Haar zieht. Sieh,
     wie ihre Armmuskeln bei jeder Bewegung unter der gebräunten Haut hervortreten. Sieh, wie ihre Brüste sich heben, ihre nackten
     Brüste, die du im Spiegel betrachten kannst; ein Zittern, das Ärger ausdrückt, läßt ihre Brustwarzen auf und ab tanzen. »Mein
     Gott, Mat, wir verbringen jedes Wochenende zu Hause.«
    Und da bist du, liegst auf dem Bett, ein Buch auf der Brust. »Die Musik da macht mich taub«, sagst du leise, eine schwache
     Verteidigung. Sieh, wie sie sich dir zuwendet, sieh, wie sie vor Lebenslust strahlt. Sieh ihre Begeisterung, ihr Feuer. So
     sollte man leben – mit jeder Faser etwas fühlen, etwas erfahren und ausdrücken. »Ich werde allein gehen. So wahr Gott mein
     Zeuge ist, eines Tages werde ich allein gehen.«
    Da waren auch ihre Bilder – vor ihrem Tod, nach ihrem Tod. War der Dämon, der das Libretto seiner Träume dirigierte, auch
     der verrückte Drehbuchautor in seinem Kopf?
    Nun schwamm er noch verbissener, um die vielen Zigaretten loszuwerden und die Angst vor seinen Gedanken, die er nicht verstand.
    Er schwamm mehr Bahnen als jemals zuvor, doch er fühlte sich dadurch nur wenig besser.
     
    Der Bericht der Spurensicherung lag auf seinem Tisch. Er öffnete ihn. Eine Mauser-Broomhandle. Die Munition war alt.
    Sein Telefon klingelte. De Wit wollte ihn sehen. Er stand |227| auf und nahm den Bericht mit. Gerbrand Vos stand vor de Wits Büro.
    »Ich möchte nur kurz mit Captain Joubert sprechen«, sagte de Wit zu Vos. Er hielt die Tür für Joubert auf, ging hinein und
     setzte sich. Vos blieb auf dem Flur.
    »Sie müssen mich verstehen, Captain, es ist nichts Persönliches, aber die Sache mit der Mauser gerät uns außer Kontrolle.
     Der Brigadier kommt um elf. Er möchte einen vollständigen Bericht – und die Medien … sie stürzen sich auf die Morde. Es ist
     meine Pflicht, Sie zu schützen.«
    »Colonel?«
    »Ich fürchte, jemand könnte den Mund nicht halten, Captain. So sind die Leute hier. Ich möchte Sie von dem Fall entbinden,
     bevor es jemand herausfindet.«
    »Was herausfindet, Colonel?«
    »Daß Sie in psychologischer Behandlung sind. Die Polizei kann sich das nicht leisten. Stellen Sie sich vor, wie die Zeitungen
     reagieren würden!«
    De Wit sagte das so, als wäre Jouberts psychologische Behandlung ein Vergehen, für das er selbst verantwortlich gemacht werden
     könnte.
    »Ich verstehe nicht ganz, Colonel.«
    Das nervöse Lächeln kehrte auf de Wits Gesicht zurück. »Was gibt es da nicht zu verstehen, Captain?«
    »Wie man es herausfinden sollte. Sicherlich wissen doch nur Sie, ich und die Psychologin von der Sache?«
    Das Lächeln verschwand für einen Moment, dann kehrte es zurück. »Der Psychologe muß bezahlt werden, Captain. Es gibt Sachbearbeiter,
     die alles dokumentieren, die Akten verschicken … Hören Sie, es ist eine Vorsichtsmaßnahme. Es ist nichts Persönliches.«
    |228| Joubert fühlte sich überrumpelt. Er versuchte die losen Fäden zusammenzubekommen, Gegenargumente zu finden. De Wit erhob sich.
     »Ich bitte Captain Vos jetzt herein.«
    Er öffnete die Tür, rief Vos und setzte sich wieder. Vos nahm neben Joubert Platz.
    »Captain Joubert und ich haben uns soeben darauf verständigt, daß Sie den Mauser-Fall übernehmen müssen, Captain«, sagte de
     Wit.
    Joubert jagten die Gedanken durch den Kopf, panisch, als würden sie einen Ausgang suchen. Er mußte das alles aufhalten. Es
     war eine Notwendigkeit, um zu überleben; es war seine letzte Chance, aber er fand keine Argumente. Er blieb stumm.
    »Nein«, sagte er dann.
    Vos und de Wit blickten ihn an.
    »Wir haben uns nicht verständigt, Colonel«, sagte er kontrolliert.
    De Wit öffnete den Mund und schloß ihn wieder.
    »Colonel, die Gründe, die Sie mir genannt haben, die Gründe, aus denen Sie mir den Fall entziehen wollen, sind nicht akzeptabel.«
     Er wandte sich an Vos. »Ich bin in psychologischer Behandlung, Gerry. Ich schäme mich dafür, aber vielleicht ist es eine gute
     Sache. Der Colonel fürchtet, die Zeitungen könnten Wind davon bekommen; deswegen möchte er mich in der Versenkung verschwinden
     lassen. Aber ich werde weitermachen, Colonel, solange bis ich offiziell und auf dem amtlichen Weg von meinen Pflichten entbunden
     werde.«
    »Captain …«, sagte de Wit. Die Verwirrung war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Er konnte keine Worte finden, um ihr Ausdruck
     zu verleihen.
    |229| Vos lächelte

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