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Der Traurige Polizist

Titel: Der Traurige Polizist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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breit. »Die Mauser-Sache kann einen schon verrückt machen. Ich will den Fall gar nicht.«
    »Sie …« De Wit sah Vos ungläubig an, dann blickte er zu Joubert und zurück zu Vos.
    Plötzlich klopfte es an der Tür.
    »Jetzt nicht!« brüllte de Wit. Er starrte die Polizisten vor ihm an. »Sie haben …«
    Das Klopfen an der Tür wurde lauter.
    »Jetzt nicht!« schrie de Wit beinahe hysterisch. Er schüttelte den Kopf, als wäre er in ein Spinnennetz geraten. Er deutete
     mit dem Finger auf Joubert und Vos. »Sie betreiben eine Verschwörung gegen mich.« Seine Stimme zitterte.
    Das Klopfen ließ nicht nach.
    De Wit sprang auf. Hinter ihm fiel der Stuhl zu Boden. Er eilte zur Tür und riß sie auf. Gerrit Snyman stand da.
    »Sind Sie taub?« rief de Wit mit schriller Stimme.
    »Colonel …«
    »Ich habe gesagt: jetzt nicht.« De Wit machte Anstalten, die Tür wieder zu schließen.
    »Es hat einen weiteren Mord gegeben, Colonel«, sagte Snyman, bevor die Tür ganz zufiel. De Wit hielt inne. Alle drei schauten
     Snyman an.
    »Sie suchen Captain Joubert per Funk. Ein Mann in Hout Bay. Zwei Schüsse, beide Kaliber 7,63.«
    Sie starrten Snyman an, als erwarteten sie, daß er jeden Moment sagen würde, es wäre nur ein Scherz gewesen. De Wit beruhigte
     sich, langsam und kaum wahrnehmbar.
    »Danke, Constable«, sagte er mit normaler Stimme. Snyman drehte sich um und ging. De Wit schloß die Tür. Er kehrte zu seinem
     Stuhl zurück, stellte ihn wieder hin und setzte sich.
    |230| Joubert bedachte noch seine Worte, als er bereits zu sprechen begann; er war sich bewußt, daß dieser Mauser-Fall sein Rettungsanker
     war und daß er de Wit eine Möglichkeit geben mußte, einen Weg aus der Konfrontation zu finden. »Colonel, es gibt keine Verschwörung.
     Captain Vos und ich konnten doch gar nicht im vorhinein wissen, was Sie mit uns besprechen wollten. Aber ich bitte Sie, es
     sich noch einmal zu überlegen.«
    Er begriff, daß das nicht genug war – nicht für einen Mann wie de Wit. Er begriff, daß er sich an einen Strohhalm klammern
     mußte. »Colonel, Sie haben recht, wenn Sie sagen, daß meine Leistungen in den letzten Jahren nicht gut gewesen sind. Vielleicht
     haben Sie auch recht, daß meine Einstellung falsch war. Selbst was den Mauser-Fall angeht – ich hätte mehr Kraft in ihn investieren
     können. Aber ich gebe Ihnen mein Wort: Ich werde alles tun, was ich kann. Doch nehmen Sie mir diesen Fall nicht weg!«
    Er hörte selbst, daß er nahe dran war, den Colonel anzuflehen, aber es kümmerte ihn nicht.
    De Wit schaute ihn an. Seine Hände lagen auf dem Tisch. Seine Rechte bewegte sich langsam in Richtung Gesicht. Joubert und
     Vos wußten, welches Ziel sie hatte.
    »Ich kann die Presse nicht aufhalten, wenn sie etwas herausfinden«, sagte er, als seine Hand die Warze erreicht hatte.
    »Ich weiß, Colonel.«
    »Und wenn sie es herausgefunden haben, wird der Commissioner Sie abziehen. Ist Ihnen das klar?«
    »Ja, Colonel.«
    De Wit deutete mit einem Finger auf Joubert. »Sie müssen sich eines vor Augen halten: Sie haben Ihre letzte Chance bekommen.«
    |231| »Ja, Colonel.« Er war dankbar, daß de Wit die Gelegenheit zur Versöhnung nutzte und dazu, verlorene Achtung zurückzugewinnen.
    »Sie werden beobachtet werden, wie noch nie ein Polizist beobachtet worden ist. Und damit meine ich nicht die Medien – ich
     rede von mir selbst.«
    »Ja, Colonel.«
    »Ein einziger Fehler, Captain …«
    Das Telefon klingelte. De Wit hatte seine Augen immer noch drohend auf Joubert gerichtet. Er nahm den Hörer ab. Sein Lächeln
     kehrte schlagartig zurück. »Guten Morgen, Brigadier.« Er wedelte mit der Hand und bedeutete Vos und Joubert, sie könnten gehen.
     Die Polizisten standen auf und schlossen die Tür hinter sich. Sie gingen den Flur hinunter.
    »Danke, Gerry.«
    »Das war eine miese Sache.«
    Sie gingen stumm weiter, ihre Schritte geschäftig auf den nackten Fliesen. Vor seinem Büro hielt Vos inne. »Darf ich dich
     etwas fragen, Mat?«
    Joubert nickte.
    »Wie, verdammt, hast du deine Schuhe so glänzend gekriegt?«
     
    Zuerst einmal ließ er das ganze Gebiet absperren – das Grundstück, das kleine Holzhaus, den Gehsteig und einen Teil der Straße.
    Er war erstaunt über die Schönheit der Gegend. Die Straße hob sich gegen den Hang des Karbonkelbergs ab; die Holzhäuser standen
     in einer lockeren Reihe wie auf einer Postkarte. Es war kein Ort für einen Mord.
    Er hatte die Uniformierten aus der örtlichen

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