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Der Tribun

Der Tribun

Titel: Der Tribun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Kammerer
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wurden von der Menge mit dröhnendem Lärm begrüßt. Arminius verteilte die aus der Winterruhe zurückgekehrten Truppen an seine Unterführer.
    Dicht neben ihm stand ein alter Mann, in dem Cinna Arminius’ Vater Segimers, den höchsten Fürsten der Cherusker, erkannte; er stützte sich auf einen Stab und nickte mühsam zu jeder Entscheidung.
    Als der Letzte seiner schwerbewaffneten Mitläufer sich unter Jubel zu seinen Kämpfern begab, wandte sich Arminius Inguiotar zu.
    »Hier, im Angesicht der Krieger, welche die Legionen von Vetera vernichtet und die Besatzungen der Lager vertrieben haben, verlange ich die Herausgabe des Gefangenen, den du unrechtmäßig zurückhältst, Inguiotar, Sohn des Liubagastis.«
    Cinna biss die Zähne zusammen, als er spürte, wie ein scharfer Ruck durch seinen Körper ging. Hrabans Finger pressten kurz und warm sein Handgelenk, doch es half nicht gegen die Kälte, die ihn erfasste, jedes Haar sträubte und Schweiß über die Schläfen perlen ließ. Er krampfte die Hände zu Fäusten und bohrte die Nägel in die Handflächen, als könne er sich damit seiner selbst versichern.
    »Mein Sohn Liuba brachte den Gefangenen in mein Haus, Ermanamers, Segimers’ Sohn«, entgegnete Inguiotar. »Was mein Sohn in mein Haus bringt, gehört mir, nicht dir – selbst wenn du sein Gefolgsherr bist!«
    »Er war beauftragt, den Gesandten abzufangen und so schnell wie möglich zurückzukehren.«
    »Hast du ihm befohlen, den Gesandten abzufangen? Oder sollte er ihn gefangen nehmen und zu dir bringen?«
    »Dazu war keine Zeit. Was hätten wir mit diesem Mann tun sollen, während wir die Legionen angriffen?«
    Ein Schatten schob sich zwischen die Kontrahenten. »Also sollte er den Gesandten abfangen, um zu verhindern, dass er meinen Hof erreicht? Keine weiteren Befehle? Keine Gefangennahme?«
    Ein hochgewachsener Mann war vorgetreten und dicht vor Arminius stehen geblieben. Er trug den dunkelrot gefärbten Mantel eines Präfekten und italische Stiefel aus feinem Leder, sein brauner Haarknoten war durchzogen von grauen Strähnen. Unter den Versammelten erhob sich ein Murren, einzelne Verwünschungen, Beschimpfungen schallten über den Platz und wurden von wütenden Rufen aus den hinteren Reihen beantwortet. Die weiß gewandeten Priester hoben ihre Arme, woraufhin wieder Ruhe einkehrte. Der Neuankömmling verneigte sich vor dem Greis, ein Gruß, der unerwidert blieb, während sich auf Arminius’ Zügen ein Grinsen ausbreitete.
    »Dass du kommen würdest, hätte ich nicht zu hoffen gewagt, Segigastis.«
    Atemlos starrte Cinna den Rücken des Mannes an, zu dem Asprenas ihn vor mehr als einem halben Jahr geschickt hatte, Segestes, dessen Warnungen sich auf das Schlimmste bewahrheitet hatten.
    »Deine Handlungen lassen mir keine andere Wahl. Du hast uns alle zu Feinden des Imperiums gemacht – jetzt müssen wir zusehen, wie wir damit umgehen.«
    »Warum müssen wir damit umgehen? Wenn sie es wagen sollten, den Rhenus zu überschreiten, werden wir einen ruhmreichen Krieg führen. Wir werden sie zurückwerfen bis tief in die gallischen Provinzen und mit gewaltigen Schätzen und einem Heer von Sklaven zurückkehren.«
    Wieder brauste Jubel auf.
    »Große Worte!«, übertönte Segestes das Geschrei. »Der erste Versuch ist ja an einem gewissen Caedicius gescheitert. Dann hat Asprenas verhindert, dass deine Truppen den Rhenus überquerten. Und wie lautete Marhabadws’ Antwort darauf, dass du ihm den Kopf des Varus schicktest?«
    Einzelne Zurufe wollten Arminius ermuntern, der mit vorgeschobenem Unterkiefer an seiner Oberlippe nagte. Der Greis zog eine angestrengte Miene und schien kaum zu verstehen, was Segestes sagte.
    »Er hat nicht die Absicht, sich in diese Sache hineinziehen zu lassen«, fuhr dieser fort, »ebenso wenig wie viele andere Fürsten, denen du Bündnisse anbietest, nachdem du zwar die drei Legionen des Varus niedermachen ließest, aber weit vor den Ufern des Rhenus von den beiden Cohorten des Caedicius und den von Mogontiacum nachrückenden Legionen aufgehalten wurdest. Dieser Asprenas ist dir überlegen, Ermanamers, und auch dein alter Förderer Tiberius Caesar, der den Oberbefehl übernommen hat, weiß genau, mit wem er es zu tun hat.« Segestes schien zu wachsen, als er sich straffte. »Du bist ein meineidiger Verräter, Ermanamers, eine Schande für deinen Vater und eine Schande für unser Volk.«
    Die letzten Worte drohten im ausbrechenden Tumult unterzugehen. Arminius’ Soldaten und Krieger

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