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Der Triumph der Heilerin.indd

Titel: Der Triumph der Heilerin.indd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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neben seinem furchteinflößenden Zwilling stehen sah. Mochten die Plantagenets Nachfahren des Teufels oder seines Weibs Melusine sein, ihr Ahn musste von stattlicher Gestalt gewesen sein. Und da fiel es ihr wieder ein. Wenn Edward Plantagenet und seine Schwester Nachfahren des Teufels waren, dann galt das für sie ebenso. Auch sie war eine Plantagenet.
    Ein seltsames Leuchten glitzerte in den Augen von Lady Anne de Bohun, als sie weißen Quark auf einen Brotkanten strich und sich dann ganz undamenhaft die Finger ableckte. »Also, wie können wir den Herzog dazu bringen, Euch zu treffen, Majestät?«
    Edward zog seine Augenbrauen hoch. Anne war in Gegenwart Dritter immer ehrerbietig zu ihm gewesen. Ihr Verhalten jetzt war zwar nicht gerade impertinent, aber es war dreist. Auch Margaret hatte es bemerkt, sie warf ihrem Bruder einen spöttischen Blick zu.
    Freundlich fragte Edward: »Pflegt der Herzog immer noch auf die Jagd zu gehen?«
    Die Herzogin bemühte sich gerade darum, dass die Spitzen ihres Schleiers nicht in den Quittensirup gerieten, als sie sich über den reich gedeckten Tisch beugte. Zerstreut antwortete sie: »Gewiss, wenn er Zeit hat«, und leckte sich mit einem lächelnden Blick auf Anne ebenfalls die Finger ab. Der Sirup war einfach zu köstlich.
    Anne sah erst den König, dann die Herzogin an. Sie lächelte. »Das sind gute Nachrichten, Herzogin. Die Jagd ist eine noble Beschäftigung.«
    Edward knackte mit einer Hand eine Walnuss und verteilte den Kern gerecht an Margaret und Anne. »Und ich bin ein leidenschaftlicher Jäger«, sagte er grinsend.
    Die Herzogin sagte bedächtig: »Jagen kann bekanntlich gefährlich werden, Bruder. Manchmal sehr gefährlich.«
    Edward nickte. »Gewiss, Schwester. Aber das ist gerade der Reiz, nicht wahr?«
    Ein Jagdausflug? Nicht Hirsche oder Keiler wurden gejagt. Edward Plantagenet machte Jagd auf den Thron von England.
    Kapitel 29
    »Pestbringer! Giftmischer! Verfluchter!« Der gespornte Stiefel flog durch die Luft und landete zielsicher auf dem gesenkten Kopf von Alaunce Levaux, Louis' oberstem Kammerdiener. »Ich habe dir vertraut, und so dankst du es mir!«
    Armer Alaunce. Wollte er sich rechtfertigen, wäre er verdammt, und wenn er es nicht tat, wäre das sein sicherer Untergang. »Euer Majestät hat immer recht, aber ...« Weiter kam er nicht.
    »Wage nicht, mir zu widersprechen!« Der andere Stiefel folgte und traf Levaux am Ohr. Der Sporn ritzte das Fleisch auf, das Blut troff auf seinen Hemdkragen.
    »Vergiftet sind sie! Sieh doch! Sieh her, das Leder ist mit einem Gift verunreinigt.«
    Es gab Befehle, die man befolgte, und Befehle, die man lieber nicht befolgte. Alaunce wusste, würde er auch nur ein klein wenig den Kopf heben, würde ihn ein weiteres Geschoss treffen. Leider hatte der König, der körperlich sonst eher ungeschickt war, einen sehr kräftigen Wurfarm. Und er konnte gut zielen.
    Alaunce brachte es fertig, bis zum Stuhl des Königs zu rutschen. Dieser schlenkerte aufgeregt mit den Beinen, damit sein Kammerdiener sie sich ansehe. Louis' Gesicht war schweißnass und so voller Erregung, dass Levaux tief beunruhigt war, als er es wagte, den Blick zu heben. Stückchen für Stückchen rutschte er näher heran, bis er nah genug war, nach vorn zu sehen, ohne den Kopf anheben zu müssen. Da entdeckte er, weshalb der König so aufgeregt war.
    Waden und Schienbeine von Louis de Valois, Herrscher aller Franzosen, waren mit nässenden Wunden übersät, auf der Haut waren große, entzündete Flächen, und die Zehen an den geschwollenen Füßen sahen aus wie violettfarbene Würstchen. Was auch immer es sein mochte, es musste äußerst schmerzhaft sein. Alaunce war so überrascht, dass er seine Angst vergaß. Er setzte sich auf und untersuchte neugierig die unteren Gliedmaßen des Königs. »Flöhe, Euer Majestät? Eiternde Flohstiche?« Er wusste, das klang nicht überzeugend, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein.
    »Flöhe? Flöhe! Das sind keine Flohstiche - außer die Flöhe hätten sich in Schweine verwandelt und Zähne bekommen. Schaut doch her! Da sind Löcher in meinen Beinen. Löcher! Das ist heute passiert, heute Morgen. Wie konnte das so schnell geschehen, außer die Stiefel waren vergiftet? UND DU BIST DER STIEFELKNECHT UND VERANTWORTLICH DAFÜR!« Für einen Mann, der eher klein und schmächtig war, konnte der König, wenn er wollte, brüllen wie ein Stier, und im Moment war sein Brüllen so laut und so dicht am Ohr des Kammerdieners, dass

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