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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Stück Land ab und bekehrte sich selbst, was viele der hervorragenden Einwohner bestimmte, seinem Beispiele zu folgen.
    Kotzebue überzeugte sich zwar von dieser Umwandlung, zweifelte aber doch sehr daran, daß europäische Gewohnheiten in Tahiti festen Fuß fassen würden.
    Auf den Kanonenschuß, der die Ankunft der Russen verkündete, stieß ein Boot unter tahitischer Flagge vom Ufer und ein Lootse führte die »Predpriatie« sehr geschickt nach einem sicheren Ankerplatze.
    Am nächsten Tage, einem Sonntage, erstaunten die Russen über die weihevolle Ruhe, die auf der ganzen Insel herrschte. Das feierliche Schweigen wurde nur durch Loblieder und Psalmen unterbrochen, welche die Eingebornen in ihren Hütten sangen.
    Die Kirche, ein einfaches, reinliches Gebäude von regelmäßiger Form und bedeckt von Rosengezweig, zu dem eine lange und breite Allee von Cocospalmen hinführte, war von einer aufmerksamen, andächtigen Menge gefüllt, die Männer auf der einen, die Frauen auf der anderen Seite, und Alle mit einem Gebetbuche in der Hand. Die Stimmen der Neubekehrten begleiteten den Gesang der Missionäre, öfter freilich mit mehr gutem Willen, als im richtigen Zusammenklang und Takt.
    Machte die Frömmigkeit der Insulaner auch einen erbaulichen Eindruck, so wirkte doch das Costüm der merkwürdigen Gläubigen einigermaßen störend und zerstreuend auf den Zuschauer. Während ein schwarzer Rock oder eine englische Uniformweste die ganze Bekleidung der Einen bildete, trugen Andere wieder nur einen Brustlatz, ein Hemd oder ein paar Beinkleider. Die Reichsten unter ihnen erschienen zwar in Tuchmänteln, von dem Gebrauche von Schuhen oder Strümpfen hatten aber Alle, Reiche und Arme, als unnütz, gänzlich abgesehen.
    Auch die Frauen waren nicht weniger seltsam ausstaffirt; einige von ihnen trugen ein weißes oder gestreiftes Mannshemd, andere nur ein einfaches Stück Leinen, Alle aber hatten europäische Hüte auf dem Kopfe. Wenn die Frauen der Ariis als höchsten Luxus gar ein farbiges Oberkleid anhatten, so bildete ein solches dann überhaupt das einzige Kleidungsstück.
    Am folgenden Montag vollzog sich eine großartige Ceremonie. Die Regentin und die königliche Familie statteten Kotzebue ihren Besuch ab. Den hohen Persönlichkeiten ging ein Ceremonienmeister voraus, ein wahrer Narr, der nichts als eine rothe Weste trug, während die Tätowirung seiner Beine etwa eine gestreifte Hofe darstellte; der Rücken desselben zeigte einen Viertelkreis mit sehr genauen Abtheilungen, und er begleitete seine Capriolen, Verrenkungen, Grimassen und Schwenkungen mit dem drolligsten Ernste.
    Auf dem Arme der Regentin ruhte der kleine Pomare III. An ihrer Seite schritt die Schwester des Königs, ein hübsches Mädchen von etwa zehn Jahren. War das königliche Baby auch wie seine Angehörigen in europäischer Weise gekleidet, so fehlten ihm die Schuhe doch ebenso, wie dem Aermsten seiner Unterthanen. Auf Bitten der Minister und der Großen von Tahiti ließ ihm Kotzebue ein Paar Stiefeln anfertigen, die es bei der Krönung tragen sollte.
    Was gab es da für Jubel und Vergnügen, was für begehrliche Blicke nach allen den Kleinigkeiten, die unter die Damen des Hofes vertheilt wurden! Welche Kämpfe um eine unechte Tresse, deren kleinste Stücke sich jene aus den Händen rissen!
    »War es wohl eine besonders wichtige Angelegenheit, welche so viel Männer, die uns Früchte und Schweine in Ueberfluß anboten, nach dem Deck der Fregatte verlockte? O nein, das waren nur die Ehemänner der unglücklichen Tahitierinnen, welche bei der Vertheilung jener unechten goldenen Tresse nicht zugegen sein konnten, jenes Prachtstückes, das für die Naturkinder einen bedeutend größeren Werth zu haben schien als für Europäerinnen ein ganzer Diamantschmuck.«
    Nach Verlauf von sechs Tagen beschloß Kotzebue, dieses merkwürdige Land, in dem Civilisation und Barbarei so friedlich neben einander bestanden, zu verlassen und nach dem, durch die Niedermetzlung der Mannschaft La Pérouse’s berüchtigten Samoa-Archipel zu steuern.
    Welch’ ein Unterschied gegenüber den Einwohnern von Tahiti! Wild und grausam, mißtrauisch und unfreundlich, machten die Bewohner der Insel Rose sogar Miene, das Deck der »Predpriatie« zu erklettern. Als einer den entblößten Arm eines Matrosen sah, gab er durch unzweideutige Zeichen sein Verlangen zu verstehen, dieses derbe und voraussichtlich saftige Fleisch zu kosten.
    Je mehr sich die Anzahl ihrer Piroguen vergrößerte,

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