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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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bemächigten sich mehrerer kleiner Schiffe und entwickelten eine unerwartete, anfangs mit barbarischer Wildheit gepaarte Energie, welche indeß eine vorwiegende Neigung zu socialen Verbesserungen erkennen ließ. Zu dieser Zeit trat einer jener außerordentlichen Männer auf, welche niemals fehlen, wenn sich große Ereignisse vorbereiten, und führte die von Europäern begonnene Umwälzung vollends zu Ende. Kamea Mea (Kamehameha), ein Häuptling, der sich schon bei dem letzten, unheilvollen Besuche Cooks bemerkbar gemacht hatte, riß die königliche Gewalt an sich, unterwarf die benachbarten Inseln an der Spitze einer Armee von sechszehntausend Mann und strebte, seine Eroberungen zur Durchführung seiner weitaussehenden fortschrittlichen Pläne auszunutzen. Er kannte die Ueberlegenheit der Europäer und setzte seinen Stolz darein, es ihnen möglichst gleich zu thun. Schon im Jahre 1796 schickte der Usurpator, als Kapitän Broughton die Insel anlief, zu diesem mit der Frage, ob er einen Anspruch auf den Salut seiner Artillerie habe. Im Jahre 1817 soll er eine Armee von siebentausend mit Flinten bewaffneter Soldaten besessen haben, unter denen sich mindestens fünfzig Europäer befanden. Begann Kamea Mea auch seine Laufbahn mit Blutvergießen und Usurpation, so endete er doch geliebt und bewundert von seinen Unterthanen, die ihn als überirdisches Wesen verehrten und seinen Tod mit aufrichtigeren Thränen beweinten, als vielleicht jemals auf den Sarg eines Monarchen gefallen sind.«
    So war der Zustand der Dinge, als die russische Expedition vor Waihon eintraf. Der junge König Rio-Rio befand sich mit seiner Gattin in England und die Regierung der Insel wurde einstweilen von der Königin-Mutter Kaahou Manon geführt.
    Kotzebue machte, da Letztere, ebenso wie der erste Minister, auf einer benachbarten Insel weilte, einer anderen Gemahlin Kamea Mea’s seinen Besuch.
    »Das Zimmer, sagte der Reisende, war nach europäischer Art mit Stühlen, Tischen und großen Spiegeln ausgestattet, den Fußboden bedeckten schöne Matten, auf welcher Nomo Hana, die nicht über vierzig Jahre zu zählen schien, nachlässig ausgestreckt lag; sie maß gewiß fünf Fuß acht Zoll in der Länge und mindestens vier Fuß im Umfang. Ihre schwarzen Haare waren sorgfältig auf einem wirklich ballonrunden Kopfe aufgesteckt. Ihre platte Nase und vorspringenden Lippen verliehen dem Gesichte zwar keinen besonderen Reiz, doch fehlte diesem nicht der Ausdruck wohlwollender Freundlichkeit.«
    Die »gute Dame« erinnerte sich, Kotzebue vor zehn Jahren gesehen zu haben. Sie empfing ihn auch sehr zuvorkommend, konnte von ihrem Gatten aber kein Wort sprechen, ohne daß ihr die Thränen in die Augen traten – ein Schmerz, der uns wirklich vom Herzen zu kommen schien. Um den Todestag des Fürsten immer vor Augen zu haben, hatte sie sich auf ihrem Arme die einfache Inschrift: »6. Mai 1819« tätowiren lassen.
    Als eifrige Christin, gleich der großen Mehrzahl der Bevölkerung, führte die Königin Kotzebue nach der Kirche, einem schmucklosen geräumigen Gebäude, ohne eine solche gedrängte Volksmenge wie in Tahiti. Nomo Hana erschien recht intelligent, konnte lesen und bildete sich vorzüglich viel auf ihre Fertigkeit im Schreiben ein, dieser Kunst, »welche uns die Entfernten näher bringt«. Um dem Befehlshaber gleichzeitig mit einem Beweise ihrer Zuneigung auch einen solchen ihrer Kenntnisse zu geben, sandte sie ihm durch einen besonderen Boten eine vor mehreren Wochen von ihr vollendete Epistel.
    Die anderen Damen bemühten sich, es ihr gleich zu thun, und Kotzebue sah sich bald von einer solchen Menge von Sendschreiben überfluthet, daß er, um dieser Schreibwuth ein Ziel zu setzen, sich nicht anders helfen konnte, als die Anker zu lichten und das Weite zu suchen.
    Vor der Abfahrt empfing er die Königin Nomo Hana, welche in Gala erschien, noch einmal an Bord. Ihr Costüm bestand dabei aus einem prachtvollen pfirsichfarbenen Seidenkleid mit breiter schwarzer Stickerei, ein Kleid, das freilich für eine europäische Figur angefertigt sein mochte und ihr also viel zu kurz und zu eng war. So blieben z. B. nicht nur ihre Füße sichtbar, Füße, gegen welche diejenigen Karl’s des Großen noch Chinesenfüßchen gewesen wären, und die in ein paar tüchtigen Männerstiefeln staken, sondern zum Theile auch die braunen, dicken, nackten Beine, welche schon mehr an Balkonsäulen erinnerten. Ein Halsband von rothen und gelben Federn, eine Guirlande von

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