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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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heran, unterhandelte erst lange Zeit mit ihm in ernstem Tone und suchte ihn endlich, da er damit nichts zu erreichen schien, mit Gewalt fortzuziehen; Kadou stieß den Freund aber entschlossen zurück und die Piroguen entfernten sich langsam. Er brachte die Nacht in meiner Nähe zu, hocherfreut über die Ehre, neben dem Tamon des Schiffes zu schlafen, und gab deutlich seine Befriedigung über den gefaßten Beschluß zu erkennen.«

    Geboren auf Jouli, einer der Carolinen, dreihundert Meilen von der Insel, die er zuletzt bewohnte, war Kadou mit Edok und zwei anderen Landsleuten beim Fischfange von einem heftigen Sturme überfallen worden. »Acht« Monate lang irrten die Unglücklichen, ein Spiel der Winde und Strömungen, auf dem bald ruhigen, bald stürmisch erregten Meere umher. Während dieser Zeit hatte es ihnen zwar nie an Fischen gefehlt, dagegen hatten sie von Durst oft entsetzlich zu leiden. Wenn ihr Vorrath an Regenwasser, mit dem sie übrigens sehr sparsam umgingen, erschöpft war, konnten sie sich nicht anders als dadurch helfen, daß sie tief in’s Meer hinabtauchten, um vom Grunde ein weniger salziges Wasser herauszuholen, wozu sie eine ausgehöhlte und mit enger Oeffnung versehene Cocosnuß mit hinunternahmen. Endlich in Sicht der Aur-Inseln gelangt, konnte selbst der Anblick des Landes und die Aussicht auf das Ende ihrer Leiden sie kaum mehr aufrecht erhalten.
    Als die Einwohner von Aur die eisernen Geräthe sahen, welche sich in der Pirogue der Fremdlinge befanden, wollten sie diese erst ermorden, um sich ihrer Schätze zu bemächtigen; der Tamon aber nahm jene unter seinen Schutz.
    Seitdem waren nun drei Jahre verflossen, und die Caroliner hatten, in Folge ihrer größeren Kenntnisse, unter den Bewohnern der Insel es zu einem gewissen Ansehen und zu hervorragender Stellung gebracht.
    Als die »Rurik« sich näherte, befand sich Kadon eben fern von der Küste im Walde. Sofort wurde nach ihm geschickt, denn er galt für einen großen Reisenden und konnte vielleicht sagen, welches Ungethüm auf die Insel zukomme. Kadou, der europäische Schiffe schon früher gesehen, hatte seine Freunde dann auch bestimmt, den Fremden entgegen zu fahren und sie freundlich zu empfangen.
    Das waren die Abenteuer Kadon’s. Er blieb auf dem Schiffe, bezeichnete auch die anderen Inseln des Archipels und erleichterte den Russen sehr wesentlich den Verkehr mit anderen Eingebornen.
    Bekleidet mit einem gelben Mantel, den Kopf gleich einem Galeerensklaven mit einer rothen Mütze bedeckt, blickte Kadou nun etwas hochmüthig auf seine früheren Freunde herab und schien dieselben gar nicht mehr zu kennen. Nur bei dem Besuche eines ehrwürdigen Greises, Tigedien mit Namen, der sich durch einen prächtigen Bart auszeichnete, verstand sich Kadou dazu, die Handhabung des Segelwerkes und überhaupt Alles, was sich auf dem Schiffe befand, zu erklären. Wie so viele Europäer ersetzte er durch sicheres Auftreten den Mangel an Wissen und war auf keine Frage um die Antwort verlegen.
    Als er um Auskunft wegen eines kleinen Behälters ersucht wurde, aus dem ein Matrose etwas schwärzliches Pulver nahm und in die Nase einsog, gab Kadon sofort die ungeheuerlichsten Erzählungen darüber zum Besten und näherte den Behälter, um einen unwiderlegbaren Beweis zu liefern, auch seiner Nase. Sofort warf er denselben aber weit von sich und begann so entsetzlich zu niesen und zu schreien, daß seine Freunde entsetzt nach allen Richtungen auseinanderstoben; nach überstandener Krisis aber wußte er der fatalen Geschichte dennoch einen für ihn günstigen Anstrich zu verleihen.
    Kadon lieferte Kotzebue weitere Kundschaft über die Inselgruppe, bei welcher sich die Russen, mit Aufnahmen und Messungen beschäftigt, nun schon während eines ganzen Monats aufhielten. Alle diese Inseln standen unter der Botmäßigkeit eines einzigen Tamon, Namens Lamary, und hießen bei den Eingebornen Radak. Dumont d’Urville nannte sie einige Jahre später die Marshalls-Inseln. Nach Kadou’s Aussage lag westlich und parallel mit jenen eine andere Reihe von Eilanden, Atolls und Rissen, welche Ralik genannt wurden.
    Kotzebue fand keine Zeit mehr, diese zu besuchen, sondern wandte sich nach Norden und erreichte am 24. April Unalachka, wo er die schweren Beschädigungen ausbessern ließ, welche die »Rurik« durch zwei heftige Stürme erlitten hatte. Als er hier einige »Baïdaren«, das sind mit Häuten bespannte Boote, und fünfzehn an die Seefahrt im Polarmeer gewöhnte

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