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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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mit dichter Vegetation bedeckte Insel in Sicht. Es war das ein damals viel besprochenes Eiland, weil daselbst die Nachkommen der letzten Meuterer von der »Bounty« wiedergefunden wurden, die das genannte Schiff in Folge eines Ereignisses, welches die öffentliche Meinung in England lebhaft beschäftigte, verlassen hatten.
    Im Jahre 1781 war der Schiffslieutenant Bligh, einer der Officiere, die sich schon unter Cook ausgezeichnet hatten, zum Befehlshaber der »Bounty« ernannt und beauftragt worden, in Tahiti Brotfruchtbäume und andere Pflanzen einzunehmen und diese nach den Antillen, welche die Engländer gewöhnlich Westindien nannten, überzuführen. Nach Umschiffung des Cap Horn hatte Bligh an den Küsten Tasmaniens geankert und die Bai von Matavaï angelaufen, wo er ebenso wie in Namouka, einer der Tonga-Inseln, eine Ladung Brotfruchtbäume einnahm.
    Bisher war seine Fahrt ohne bemerkenswerthe Zwischenfälle verlaufen und Alles sprach für eine glückliche Beendigung derselben. Der hochfahrende Charakter und das etwas rohe und despotische Auftreten des Kapitäns aber hatten diesem fast seine ganze Mannschaft verfeindet, so daß ein Complot gegen ihn angezettelt ward, das am 28. April vor Sonnenaufgang in der Gegend von Tofoua zum Ausbruche kam.
    Von den Meuterern noch im Bette überrumpelt, gebunden und gefesselt, so daß er sich unmöglich vertheidigen konnte, wurde Bligh im bloßen Hemd nach dem Verdeck geschafft, dort unter dem Vorsitze des Lieutenant Fletcher Christian eine Art Gericht über ihn abgehalten und er mit achtzehn treu gebliebenen Leuten in einer Schaluppe mit nur geringem Mundvorrath einfach in’s Meer ausgesetzt. Nachdem er von Hunger und Durst entsetzlich gelitten, die schrecklichsten Stürme ausgehalten hatte und dem Zahn der wilden Ureinwohner von Tofoua glücklich entgangen war, erreichte Bligh die Insel Timor, wo er wohlwollend aufgenommen wurde.
    »Ich ließ die Leute an’s Land gehen, sagt Bligh; einige derselben waren so von Kräften gekommen, daß sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnten; wir selbst waren wirklich nur noch sozusagen Haut und Knochen, überall mit Geschwüren bedeckt und unsere Kleidung hing nur noch in Fetzen um uns herum. Freude und Dankbarkeit gegen Gott preßten uns die Thränen aus den Augen und die Bewohner von Timor betrachteten uns schweigend mit Blicken, welche ebenso Entsetzen, wie Erstaunen und Mitleid erkennen ließen. So haben wir mit Hilfe der Vorsehung alles Mißgeschick, alle Schwierigkeiten einer höchst gefahrvollen Reise überstanden!«
    Gefahrvoll war jene Reise gewiß zu nennen, denn sie dauerte nicht weniger als einundvierzig Tage, und das auf völlig unbekannten Meeren, in einem nicht einmal überdeckten Boote; mit ganz unzulänglichen Nahrungsmitteln und unter wahrhaft unerhörten Leiden und Entbehrungen wurden dabei tausendfünfhundert Meilen zurückgelegt, während die umherirrenden Unglücklichen doch nur den Verlust eines einzigen Matrosen zu beklagen hatten, der schon zu Anfang der Fahrt von Eingebornen auf Tofoua ermordet wurde.
    Die Geschichte der Meuterer selbst ist höchst merkwürdig und bietet des Lehrreichen mancherlei.
    Diese waren nämlich nach Tahiti gesegelt, das ihnen die günstigsten Existenzbedingungen zu bieten schien, und wo sie mehrere Leute zurückgelassen hatten, welche sich bei der Meuterei nicht thätlich betheiligten. Christian war dann wieder in See gegangen, bei welcher Fahrt ihm acht Matrosen, zehn Einwohner von Tahiti und Toubouaï und wohl ein Dutzend Tahitierinnen folgten.
    Später hatte man von diesen nie wieder eine Silbe vernommen.
    Die auf Tahiti Zurückgebliebenen waren 1791 gefangen genommen worden, durch den Kapitän der »Pandora«, Edward’s mit Namen, den die englische Regierung zur Aufsuchung der Flüchtlinge und zu deren Zurückführung nach England ausgesendet hatte. Die»Pandora« scheiterte aber an einer Klippe in der Meerenge Entreprise, wobei vier der Empörer und fünfunddreißig Matrosen des Schiffes ihren Tod fanden. Von den zehn Mann, welche mit den Schiffbrüchigen der »Pandora« nach England zurückkamen, wurden nur drei zum Tode verurtheilt.
    Nun verliefen zwanzig volle Jahre, ohne daß man über das Schicksal Christian’s und der Uebrigen, die er mitgenommen, die geringste Aufklärung erhielt.
    Da lief im Jahre 1808 ein amerikanisches Kauffahrteischiff Pitcairn an, um der Robbenjagd nachzugehen. Der Commandant desselben hielt die Insel für unbewohnt; zu seinem größten

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