Der Triumph des 19. Jahrhunderts
acht Schooner umfaßte. Den Ackerbau betrieb man mit regem Fleiße, Kaffee, Thee und Gewürzpflanzen bedeckten weite Felder, ebenso suchte man das in dem Archipel vorzüglich gedeihende Zuckerrohr zu verwerthen. Nachdem die »Blossom« im April eine Zeit lang vor der Mündung des Canton-Flusses gelegen, segelte sie ab zur Erforschung des Liou-Kieou-Archipels, jener Inselreihe, welche Japan mit Formosa verbindet, und weiter nach der Bonin-Sima-Gruppe, wo der Seefahrer keine anderen Thiere als große grüne Schildkröten fand.
Noch später nahm die »Blossom« nun ihren nördlichen Kurs wieder auf; die atmosphärischen Verhältnisse erwiesen sich dieses Jahr aber noch ungünstiger, so daß das Schiff nur bis 70°40’ vordringen konnte. In dieser Höhe ließ man an der Küste nun Lebensmittel, Kleidungsstücke und Instructionen zurück für den Fall, daß es Parry oder Franklin glückte, bis hierher zu gelangen. Bis zum 6. October kreuzte Beechey noch mehrfach umher, mußte sich dann aber zu seinem Bedauern entschließen, nach England heimzukehren.
Ein Moraï zu Kayakakowa. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
Er lief dabei die Häfen von Monterey, San Francisco, San Blas und Valparaiso an, umschiffte das Cap Horn, hielt sich kurze Zeit in Rio de Janeiro auf und traf am 21. September wohlbehalten in Spithead wieder ein.
Wir haben nun die Expedition des russischen Kapitän Lütke zu schildern, eine Fahrt, welche von großen Erfolgen begleitet war. Der hochinteressante Bericht von derselben ist gleichzeitig wirklich geistreich abgefaßt. Im Nachfolgenden fügen wir einige Auszüge aus demselben ein.
Die »Senjavine« und die »Möller« waren zwei in Rußland gebaute Gabaren (Lastschiffe), welche zwar beide das Meer sehr gut hielten, von denen das zweite Schiff aber ein sehr schwacher Segler war, so daß die beiden Fahrzeuge während der ganzen Reise fast stets getrennt operirten. Die »Senjavine«, führte Lütke selbst, die »Möller« der Kapitän Staniukowitsch.
Am 1. September 1828 verließen die beiden Schiffe Kronstadt und liefen Kopenhagen und Portsmouth an, wo physikalische und astronomische Instrumente eingekauft wurden. Kaum aus dem Kanal heraus, wurden dieselben getrennt. Die »Senjavine«, der wir in der Hauptsache folgen, lief Teneriffa an, wo Lütke das Begleitschiff zu finden hoffte.
Diese Insel war vom 4. bis 8. November von einem entsetzlichen Sturme verheert worden, wie man einen solchen seit der Besitznahme derselben noch nicht erlebt hatte. Unter demselben waren drei Fahrzeuge auf der Rhede von St. Croix gesunken, zwei andere an den Strand geworfen und zerschlagen worden. Die durch furchtbare Regengüsse geschwellten Bergströme hatten Gärten, Mauern, Gebäude und viele umfängliche Anpflanzungen zerstört, eines der Forts fast ganz demolirt, eine Menge Häuser in der Stadt unterwaschen und mehrere Straßen ganz ungangbar gemacht. Drei-bis vierhundert Einwohner fanden bei jener entsetzlichen Katastrophe einen jähen Tod, und der angerichtete Schaden wurde auf mehrere Millionen Piaster geschätzt.
Im Monate Januar hatten sich beide Schiffe in Rio de Janeiro wieder zusammengefunden und segelten vereinigt bis zum Cap Horn. Hier überfielen sie die gewöhnlichen Stürme und Nebel, wobei sie einander nochmals aus dem Gesichte verloren. Die»Senjavine« begab sich nun zuerst nach Conception.
»Am 15. März, sagt Lütke, befanden wir uns, meiner Schätzung nach, kaum acht Meilen von der nächsten Küste, konnten in Folge eines dichten Nebels aber nicht das mindeste davon wahrnehmen. Während der Nacht zerstreute sich der Nebel und der anbrechende Tag bot uns einen Anblick von wahrhaft unbeschreiblicher Großartigkeit und Schönheit. Am azurblauen Himmel, den die ersten Strahlen der Sonne vergoldeten, zeigte sich die ausgezackte Kette der Anden mit ihren spitzigen Gipfeln. Ich will nicht die Zahl Derjenigen vermehren, welche sich schon vergeblich abgemüht haben, Anderen die Gefühle, welche sie beim ersten Anblick solcher Naturbilder empfunden, zu verdeutlichen. Diese sind ebenso wenig mit Worten wiederzugeben, wie die Majestät des Schauspieles selbst. Der reiche Wechsel der Farben, das Lichtspiel beim Aufgange der Sonne am Himmel selbst, wie an den Wolken, war von unnachahmlicher Schönheit. Leider währte dieses Schauspiel, wie so häufig die herrlichsten Erscheinungen in der Natur, nur sehr kurze Zeit. Je mehr die Erleuchtung der ganzen Scenerie zunahm, desto schneller schienen die
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