Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Erstaunen sah er aber drei junge Leute in einem Boote heranrudern, welche ganz gut englisch sprachen. Der Kapitän richtete mehrere Fragen an sie und erfuhr denn, daß ihre Väter unter dem Befehle des Lieutenants Bligh gedient hatten.
Die Irrfahrt des Letzteren war damals aller Welt bekannt und in Mußestunden auf dem Verdecke der Schiffe jeder Nation wiederholt erzählt worden. Der amerikanische Kapitän bemühte sich also, über diese eigenthümliche Thatsache Näheres zu erfahren, da sie ihm die Erinnerung an das Verschwinden der Meuterer von der »Bounty« wieder wachrief.
Beim Betreten des Landes begegnete er einem Engländer, Namens Smith, der noch selbst zur Besatzung der »Bounty« gehört hatte, und erhielt von demselben folgende Auskunft:
Als Christian von Tahiti wegfuhr, steuerte er direct nach Pitcairn, dessen isolirte Lage im Süden der Pomotu-Inseln ihm schon früher aufgefallen war und jetzt seinen Zwecken am Besten zu entsprechen schien. Nachdem Alles, was die »Bounty« enthielt, an’s Land geschafft und von dem Schiffe Alles entfernt worden war, was uns vielleicht nützen konnte, verbrannte man das Fahrzeug, nicht allein um jede Spur desselben zu vertilgen, sondern um auch jeden späteren Fluchtversuch Einzelner von vornherein zu vereiteln.
Anfangs fürchtete man nach verschiedenen Anzeichen, daß die Insel bewohnt sein könne, überzeugte sich aber bald von dem Gegentheile. Man errichtete also Hütten und machte da und dort den Boden urbar. Die Engländer behandelten dabei jene Wilden, welche ihnen freiwillig gefolgt waren, nicht anders denn als Sklaven. Immerhin vergingen zwei Jahre ohne nennenswerthe Streitigkeiten. Da schmiedeten die Eingebornen aber ein Complot gegen die Weißen, das Letzteren nur durch eine Tahitierin verrathen wurde, und zwei der Ersteren bezahlten diesen mißglückten Versuch mit dem Leben.
Weitere zwei Jahre herrschte nun Ruhe und Friede; dann aber lehnten sich die Wilden von Neuem auf und ermordeten fünf Engländer, darunter Christian selbst. Auf der anderen Seite ermordeten die Frauen, welche den Tod der Engländer betrauerten, nun die überlebenden Tahitier.
Die Entdeckung einer Pflanze, aus der sich eine Art Branntwein gewinnen ließ, veranlaßte später den Tod eines der übrig gebliebenen vier Engländer; ein zweiter wurde von seinen eigenen Gefährten ermordet, der dritte starb an einer Krankheit und ein gewisser Smith, der den Namen Adams annahm, lebte nun allein unter einer Bevölkerung von zehn Frauen und neunzehn Kindern, welche meist erst sieben bis acht Jahre zählten.
Dieser Mann, der über das geschehene Unrecht mehrfach nachgedacht und den die Reue darüber völlig umgewandelt hatte, mußte nun die Pflichten und Obliegenheiten eines Vaters, Priesters, Beamten und Königs gleichzeitig auf sich nehmen. Durch Gerechtigkeit und Festigkeit wußte er sich auch einen allmächtigen Einfluß auf diese eigenthümliche Einwohnerschaft zu erwerben und zu erhalten.
Der sonderbare Moralprediger, der in seiner Jugend jedes Gesetz verachtet und dem nichts auf der Welt heilig gewesen, lehrte nun die Frömmigkeit, Liebe und Eintracht, stiftete gesetzliche Ehen zwischen den Kindern verschiedener Familien, und die kleine Ansiedlung gedieh vortrefflich unter der sanften und doch sicheren Führung jenes erst in späteren Tagen bekehrten Sünders.
In diesem Zustande fand Beechey die Colonie Pitcairn, als er daselbst landete. Sehr freundlich aufgenommen von einer Bevölkerung, deren Tugenden ihn an das goldene Zeitalter erinnerten, verweilte er hier achtzehn Tage lang. Das Dorf, welches die Insulaner bewohnten, bestand aus hübschen, sauberen Hütten und war von Pandanen und Cocospalmen eingefaßt; die Felder zeugten von fleißiger Cultur und die Einwohner hatten sich unter Adam’s Anleitung mit wahrhaft erstaunlicher Geschicklichkeit alle nöthigen Geräthe selbst angefertigt. Meist von angenehmen, sanften Gesichtszügen, hatten diese Mestizen alle einen recht wohlgebauten Körper und strotzten von außergewöhnlicher Kraft.
Nach Pitcairn besuchte Beechey die Inseln Crescent, Gambier, Hood, Clermont-Tonnerre, Serles, Withsunday, Queen Charlotte, Techaï, der Lanciers, welche alle zum Pomotu-Archipel gehören, sowie ein Eiland, das er Byam-Martin nannte.
Hier fand der Seefahrer einen Wilden, Tou-Wari, den ein Sturm hierher verschlagen hatte. Derselbe war in Begleitung von hundertfünfzig Mann in drei Piroguen von Anaa abgefahren, um Pomare III, der eben den Thron
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