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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Kouakini, mit dem Beinamen John Adams (so hieß derselbe), versicherte dem Kapitän, daß er Alles finden werde, um sein Schiff nach Bedarf zu verproviantiren.
    Dieser junge Mann von etwa neunundzwanzig Jahren und von riesigem, aber proportionirtem Körperbau überraschte den Kapitän durch seine ausgebreiteten Kenntnisse. Als er gehört, daß die»Uranie« auf einer Entdeckungsreise begriffen sei, fragte er:
    »Habt Ihr das Cap Horn umschifft oder seid Ihr um das Cap der Guten Hoffnung gekommen?«
    Dann erkundigte er sich nach Napoleon und ob es wahr sei, daß die Insel St. Helena mit der ganzen Bevölkerung untergegangen sei. Es war das jedenfalls ein Scherz eines lustigen Walfischfahrers gewesen, den jener schon nur halb geglaubt hatte.
    Kouakini theilte Freycinet ferner mit, daß, wenn nach Kamehameha’s Tode auch der Friede nicht eigentlich zerstört worden wäre, doch die Einheit der Monarchie durch einige Häuptlinge, welche nach Unabhängigkeit strebten, etwas bedroht gewesen sei. In den Regierungskreisen herrschte in Folge dessen noch eine gewisse Unsicherheit, doch hoffte man, dieselbe bald verschwinden zu sehen, vorzüglich wenn der Commandant sich herbeiließe, eine Freundschaftserklärung zu Gunsten des jungen Fürsten abzugeben.
    Freycinet ging mit dem Fürsten an’s Land, um ihm einen Besuch abzustatten, und kam in dessen Wohnung, wo seine Gattin, eine große, wohlbeleibte Frau, auf einem mit Matten bedeckten europäischen Bettgestell lag. Hierauf wollten Beide die Schwestern Kouakini’s, Kamehameha’s Witwen, aufsuchen, trafen diese aber nicht an und begaben sich nun nach den Werften und Werkstätten des verstorbenen Königs.
    Hier waren vier Schuppen, bestimmt zum Bau von Kriegspiroguen; unter anderen standen europäische Boote; ferner lag daselbst Schiffsbauholz aufgespeichert neben Kupferzainen und einer Menge Netzen; außerdem fanden sich eine Schmiede-, eine Faßbinderwerkstätte, und in den, dem ersten Minister Kraïmokou gehörigen Räumen vielfache Instrumente, wie Compasse, Sextanten, Barometer, Uhren und sogar ein Seechronometer.
    Man verwehrte den Fremden den Eintritt in zwei andere Magazine, in denen Pulver, Munition, starke Branntweine, Eisen und Stoffe verschiedener Art aufbewahrt wurden.
    Uebrigens lagen diese Etablissements jetzt ziemlich öde, da der neue König seinen Sitz in der Bai von Koaïhaï aufgeschlagen hatte.
    Freycinet segelte auf dessen Einladung dorthin und wurde von einem Lootsen geführt, der sich sehr aufmerksam erwies und den Eintritt von Witterungswechseln ziemlich sicher vorherzubestimmen wußte.
    »Der Monarch, berichtet der Commandant, erwartete uns am Strande in der Parade-Uniform eines englischen Schiffskapitäns und umgeben von seinem ganzen Hofe. Trotz der entsetzlichen Dürre und Unfruchtbarkeit dieses Theiles der Insel bot die wunderliche Versammlung von Männern und Frauen ein wirklich großartiges und pittoreskes Bild. Der König stand vorn allein, seine ersten Officiere in einiger Entfernung hinter ihm; die Einen trugen prächtige Mäntel aus rothen und gelben Federn oder aus scharlachfarbenem Tuche, Andere einfache Kragen von denselben Stoffen, in denen zwischen den beiden, grell von einander abstechenden Farben schwarze Streifen sichtbar waren; Einige derselben trugen eine Art Helme.
     

    Alte Pfeiler-Ruinen zu Tinian. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    Eine ziemlich große Anzahl an verschiedenen Stellen aufmarschirter Soldaten verliehen dem Bilde durch ihr buntes, aber keineswegs gleichmäßiges Costüm große Abwechslung und einen eigenthümlichen Reiz.«
    Es war derselbe Fürst, der später mit seiner jungen, hübschen Frau nach England kam, wo Beide starben, und von wo deren sterbliche Ueberreste vom Kapitän Byron auf der Fregatte »la Blonde« nach Hawaï überführt wurden.
    Freycinet erneuerte sein Gesuch um Proviant, und der König versicherte ihm, daß nicht zwei Tage vergehen sollten, bis alle seine Wünsche erfüllt wären. Wenn an dem guten Willen des jungen Fürsten gewiß nicht zu zweifeln war, so mußte der Befehlshaber leider die Erfahrung machen, daß die obersten Beamten sich nicht im mindesten beeilten, ihm zu gehorchen.
    Bald nachher statteten die Officiere den Witwen Kamehameha’s einen Besuch ab. Quoy entwirft von dem ergötzlichen Empfange folgendes pikante Bild.
    »Es war, sagt er, ein wirklich fremdartiges Schauspiel, in einem beschränkten Gemach acht oder zehn Massen halbnackten menschlichen Fleisches zu sehen, von

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