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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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in Wirklichkeit mit dichtem Gehölz bedeckt ist, das auch auf die höchsten Gipfel hinaufsteigt.
    Rota freilich bildet ganz und gar ein undurchdringliches Gebüsch, aus dem überall Brotfruchtbäume, Tamarinden, Feigenbäume und Cocospalmen hervorragen.

    Tinian endlich bietet einen keineswegs verlockenden Anblick. Obwohl die Franzosen nirgends Landschaften trafen, wie sie von früheren Reisenden so prächtig geschildert wurden, so kamen sie doch, im Hinblick auf den Erdboden und die große Menge abgestorbener Bäume, zu der Ueberzeugung, daß die alten Schilderungen nicht als gänzlich aus der Luft gegriffen anzusehen seien, umsomehr, als der südöstliche Theil der Insel durch dichte Wälder jetzt so gut wie unzugänglich geworden war.
    Die Bevölkerung erschien zur Zeit Freycinet’s sehr gemischt und die Zahl der Eingebornen betrug wohl kaum die Hälfte derselben.
    Die vornehmeren Classen der Bewohner der Mariannen übertrafen ehedem die Europäer durchgängig an Größe und Stärke; jetzt war die Race degenerirt, und nur auf Rota bekam man sie noch in unverfälschter Reinheit zu Gesicht.
    Als unermüdliche Schwimmer, geschickte Taucher und tüchtige Fußgänger mußten die Bewohner der Mariannen bei Gelegenheit ihrer Verheiratung ihre Gewandtheit in allen diesen Körperübungen durch Proben bethätigen. Auch jetzt findet man diese Eigenschaften deutlich ausgebildet, obwohl der allgemeine Volkscharakter den Stempel der Trägheit oder wenigstens der Gleichgiltigkeit trägt.
    Ehen werden im Allgemeinen sehr frühzeitig geschlossen; die Männer zählen dabei fünfzehn bis achtzehn Jahre, die Mädchen nur zwölf bis fünfzehn; gewöhnlich sind dieselben sehr fruchtbar, und man erzählt Beispiele von Familien mit zweiundzwanzig von derselben Mutter gebornen Kindern.
    Wenn man in Guaham verschiedenen, von den Europäern eingeschleppten Krankheiten begegnet, wie der Lungenschwindsucht, den Blattern und anderen, so scheinen wieder andere doch hier heimisch gewesen zu sein, oder haben sich mindestens ganz eigenthümlich und abnorm umgestaltet. Zu den letzteren gehört die Elephantiasis und der Aussatz, von denen auf Guaham drei, ihren Symptomen und Folgezuständen nach verschiedene Formen vorkommen.
    Vor der Besitznahme der Insel lebte das Volk hier von Fischen, den Früchten des Brotfruchtbaumes, von Reis, Sago und anderen stärkmehlhaltigen Pflanzen. War ihre Nahrung eine sehr einfache, so gilt ganz dasselbe noch mehr von der Kleidung. Sie gingen eben gänzlich nackt – ohne ein Wein-oder Feigenblatt. Auch heute noch laufen die Kinder bis zum zehnten Lebensjahre völlig nackt herum.
    Ein Reisender aus dem 18. Jahrhundert, der Schiffskapitän Pages, erzählt z. B., daß er zufällig in die Nähe eines Hauses gekommen sei, »vor dem eine Indianerin von zehn bis elf Jahren sich behaglich sonnte. Sie kauerte ganz nackt am Boden und hatte das Hemd neben sich liegen. Als sie meiner ansichtig wurde, fährt der Reisende fort, stand sie sofort auf und nahm dasselbe um. Obwohl sie jetzt keineswegs decent aussah, hielt sie selbst sich doch für genügend bekleidet, da sie mit jenem primitiven Kleidungsstücke ja – die Schultern bedeckt hatte; nun incommodirte es sie nicht im geringsten, mir gegenüberzutreten.«
    Die Bevölkerung muß früher bedeutender gewesen sein, wofür noch die Ruinen zeugen, die man fast überall findet, Trümmer von Wohnstätten, welche von aufgemauerten Pfeilern getragen wurden. Der erste Reisende, der das erwähnt, war Lord Anson. Von ihm rührt auch eine etwas phantastische Abbildung einer solchen Wohnung her, welche die Gelehrten von der »Uranie« indeß, wie der nachfolgende Passus beweist, wenigstens erkannt haben müssen.
    »Die Beschreibung, welche man in Anson’s Reisebericht findet, ist zutreffend; die Ruinen aber und die auf verschiedene Weise mit dem Mauerwerk halbverwachsenen Bammzweige verleihen allen Bauwerken ein anderes Aussehen als damals; die Kanten der Pfeiler sind allmählich stumpf geworden und die sie bekrönenden Halbkugeln haben ihre Rundung eingebüßt.«
    Von den neuen Wohnungen besteht nur ein Sechstel aus Stein, doch findet man in Agagna Bauwerke, von denen einige wegen ihres Umfanges, andere auch wegen der Eleganz, Majestät und Feinheit ihrer Verhältnisse hoch interessant sind; hierzu gehören das Colleg St. Jean de Latran, die Kirche, das Presbyterium, der Palast des Gouverneurs und die Kaserne.
    Vor der Unterwerfung unter spanische Gewalt zerfielen die Bewohner der

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