Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
überreichlich bewirthet werden müßten. Der Nachtisch stand an Ueberfluß und Abwechslung der eigentlichen Mahlzeit nicht im Geringsten nach, und auch auf diesen folgten noch Kaffee, Thee, Crêmes, verschiedene Liqueure u. s. w.
    Da nun das »Refresco« nach landesüblicher Sitte ebenfalls nur eine Stunde vorher verzehrt worden war, so wird man sehr leicht einsehen, daß selbst der unerschrockenste Gastronom hier über nichts Anderes als höchstens über die – Unzulänglichkeit seines Magens zu klagen gehabt hätte.«
     

    Die Flora ist wirklich überraschend reich decorirt (S. 286.)
     
    Diese Schmausereien und Feste ließen das eigentliche Ziel der Mission aber nicht aus den Augen verlieren. Man unternahm fleißig Ausflüge in naturgeschichtlichem Interesse und beobachtete die Magnetnadel, während Duperrey sich mit der Aufnahme des Uferlandes von Guaham beschäftigte.
    Die Corvette war inzwischen im Hafen von San Louis vor Anker gegangen, und das Officiercorps, sowie die Kranken, hatten in Agagna, der Hauptstadt der Insel und dem Sitze der Regierung, Unterkommen gefunden. Hier veranstaltete man zu Ehren der Fremdlinge Hahnenkämpfe, ein Schauspiel, das in allen spanischen Besitzungen in Oceanien allgemein beliebt ist, und führte Tänze auf, welche, wie man sagte, Ereignisse aus der Geschichte Mexikos darstellten. Die Tänzer, lauter Schüler des Collegium von Agagna, trugen reiche Seidencostüme, die erst unlängst von Jesuiten aus Neu-Spanien mitgebracht worden waren. Darauf folgten Uebungen mit Stöcken, ausgeführt von Carolinern, und andere Schaustellungen fast ohne Unterbrechung. Den meisten Werth legte Freycinet aber auf die Nachrichten über Sitten und Gebräuche der alten Bewohner des Landes, die er von dem Major Luis de Torres erhielt. Letzterer hatte sich, als Landes-Eingeborner, gerade mit diesen Fragen sehr eingehend beschäftigt.
    Wir werden nicht verfehlen, diese interessanten Aufschlüsse auszugsweise mitzutheilen, müssen aber zuerst von einem Ausfluge nach den Inseln Rota und Tinian berichten, deren zweite uns schon von den Schilderungen früherer Reisender her bekannt ist.
    Auf einem kleinen, aus acht »Proas« (Malayenbooten)bestehenden Geschwader brachte man die Herren Bérard, Gaudichaud und Jacques Arago nach Rota, wo ihr Erscheinen überall Verwunderung und Schrecken erregte. Es hatte sich nämlich das Gerücht verbreitet, daß die Corvette von Aufständischen aus Amerika besetzt sei.
    Von Rota aus fuhren die Proas nach Tinian, dessen unfruchtbare, öde Ebenen die Reisenden an die Gestade des Endrachtslandes erinnerten. Hier muß sich demnach seit der Zeit, da Lord Anson die Insel als ein irdisches Paradies schilderte, Vieles geändert haben.
    Von Magellan am 6. März 1521 entdeckt, erhielt der Archipel der Mariannen zuerst den Namen Islas de las Velas latinas (Inseln der lateinischen Segel), und wurde später los Ladrones (Diebes-Inseln) benannt.
    Nach Pigafetta soll der berühmte Admiral davon nur Tinian, Saypan und Agoiguan gesehen haben. Fünf Jahre später besuchte der Spanier Loyasa die Inseln wieder und fand hier, anders als Magellan, einen sehr freundlichen Empfang; im Jahre 1565 wurden sie darauf von Miguel Lopez de Legaspi als spanische Besitzungen erklärt. Erst 1669 begann jedoch der Pater Sanvitores dieselben zu kolonisiren und mit dem Christenthum bekannt zu machen. Wir übergehen Freycinet’s Schilderungen der Ereignisse, welche mit der Geschichte dieses Archipels zusammenhängen, als unzuverlässig, obwohl er Manuscripte und Werke aller Art zur Hand hatte, die es ihm ermöglichen mußten, gerade hierüber weitere Aufschlüsse zu geben und der Wissenschaft recht erwünschte Dienste zu leisten.
    Da die Reisenden die wahrhaft unglaubliche Fruchtbarkeit der Papua-Inseln und der Molukken noch in frischem Gedächtniß hatten, machte der Reichthum mancher Inseln der Mariannen auf sie einen weniger tiefen Eindruck. Die Wälder von Guaham bieten, trotz ihrer Ueppigkeit, doch nicht den gigantischen Anblick der Urwälder in den Tropen; sie bedecken den größten Theil der Insel, während man da und dort auch ungeheuere Weideplätze findet, auf denen weder ein Brotfruchtbaum, noch eine Cocospalme zu sehen ist.
    Im Innern der Wälder wurden von den Eroberern künstliche Rasenplätze geschaffen, um für das Hornvieh, das sie in großer Menge eingeführt hatten, Futter zu gewinnen.
    Agoignan, eine Insel mit Felsgestade, erscheint aus der Ferne dürr und unfruchtbar, obschon dieselbe

Weitere Kostenlose Bücher