Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
gab. Gleichzeitig enthielt der Bericht sehr scharfsinnige, begründete Bemerkungen über die Zukunft der australischen Kolonie.
    Nach langem und fruchtbringendem Aufenthalte setzte die »Uranie« am 25. December 1819 ihre Fahrt fort und steuerte einen südlichen Kurs, um unter Neu-Seeland und der Campbell-Insel hinweg den Weg nach dem Cap Horn einzuschlagen. Einige Tage später entdeckte man an Bord ein Dutzend entflohener Sträflinge, war von Neu-Holland aber schon zu weit entfernt, um diese dahin zurückschaffen zu können.
    Die Küste von Feuerland wurde erreicht, ohne daß ein bemerkenswerther Zwischenfall die von aushaltenden Westwinden begünstigte Fahrt unterbrochen hätte. Am 5. Februar kam das Cap Desolation in Sicht. Das Cap Horn wurde ohne Unfall umschifft, und die »Uranie« ging im Hafen des Guten Fortgangs vor Anker, dessen mit hochaufstrebenden Bäumen bedeckte und von vielen Wasserfällen benetzte Ufer jene trostlose Dürre nicht zeigten, welche sonst die Länder dieses Theiles von Südamerika kennzeichnet.
    Der Aufenthalt hierselbst währte nur kurze Zeit, und die Corvette segelte auf der Weiterreise unter dichtem Nebel in die Lemaire-Straße ein. Hier war die See sehr unruhig, es herrschte ein heftiger Wind und so dicker Nebel, daß man Land, Meer und Himmel gar nicht mehr zu unterscheiden vermochte.
     

    Australische Meierei bei den Blauen Bergen. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    Der Regen und die vom Winde getriebenen Dunstmassen nöthigten die »Uranie«, wegen der einbrechenden Nacht nur das Schönfahrsegel und das eingeraffte große Marssegel beizubehalten, wobei sie dem Seegang recht gut Widerstand leistete. Man hatte den Wind im Rücken und beglückwünschte sich schon, von demselben weit von der Küste weggeführt zu sein, als plötzlich der Ruf »Land vor dem Bug und ganz in der Nähe!« allgemeinen Schrecken verbreitete, da unter diesen Umständen ein Schiffbruch unvermeidlich schien.
     

    Australischer Eingeborner. (S. 301.)
     
    Nur Freycinet gewann nach einem Augenblick des Zögerns seine Selbstbeherrschung wieder. Vor dem Schiffe konnte unmöglich Land sein; er ließ also mit geringer Abweichung nach Osten den nördlichen Kurs weiter einhalten, und es zeigte sich sehr bald, daß seine Annahme die richtige war.
    Am zweitfolgenden Tage klärte sich das Wetter auf, das Besteck wurde gemacht, und da dasselbe zeigte, daß man sich nicht weit von der Bai des guten Fortgangs befand, blieb dem Commandanten die Wahl, die Küste Amerikas oder eine der Malouinen anzulaufen. Er entschied sich für das letztere.
    Unter anhaltendem Nebel passirte man die Insel Conti, die Marville-Bai und das Cap Duras, während eine günstige Brise das Schiff nach der Bai der Franzosen trieb, wo demnächst angehalten werden sollte. Schon beglückwünschte man sich gegenseitig, so schweren Gefahren entronnen zu sein und eine so anstrengende Reise ohne ernsteren Unfall zurückgelegt zu haben. Für die Matrosen, wie Byron sagt:
    The worst was over, and the rest seemed sure
. 2
    Noch stand den Seefahrern aber eine harte Prüfung bevor.
    Beim Einsegeln in die Bai der Franzosen waren alle Hände bereit zur Thätigkeit. Ueberall standen Wachen und fortwährend sondirte man den Grund, als erst bei zwanzig, bald darauf bei achtzehn Faden Tiefe Felsen gefunden wurden. Das Schiff lag nur noch eine halbe Meile vom Lande.
    Freycinet ließ aus Vorsicht um zwei Viertelstriche schwenken, doch eben diese Maßregel sollte verderblich werden. Die Korvette stieß plötzlich sehr heftig gegen einen Felsen unter Wasser, während die Sonde auf jeder Seite desselben zwölf bis fünfzehn Faden Tiefe anzeigte. Das Riff, auf welches das Fahrzeug lief, konnte also nicht breiter sein als die Korvette selbst. Wirklich erwies es sich später nur als die hervorspringende Spitze einer größeren Felsenmasse.
    Zerbrochene Holzstücke, welche auf die Oberfläche des Wassers kamen, verriethen die Schwere der erlittenen Beschädigung. Alles eilte an die Pumpen, Freycinet befahl sofort, ein Stück Segelzeug unter dem Kiel wegzuziehen, das sich mit dem einströmenden Wasser dabei in das Leck eindrängt und dessen Oeffnung wenigstens verkleinert. Auch das genügte nicht. Obwohl alle Mann, Officiere und Matrosen, an den Pumpen arbeiteten, erreichte man doch nichts Anderes, als daß man das Schiff an der Stelle hielt. Es blieb nun kein anderer Ausweg übrig, als dasselbe auf den Strand zu setzen.
    Mit diesem Beschlusse war aber noch nichts geschehen,

Weitere Kostenlose Bücher