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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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es galt auch, so schwierig es sein mochte, denselben auszuführen. Ueberall nämlich rahmten steile Felsenmassen das Ufer ein, und nur im Grunde der Bai entdeckte man eine seichte Stelle, welche sich zum Stranden eignete. Der Wind war inzwischen umgesprungen, allmählich brach die Nacht herein und das Schiff stand schon halb voll Wasser.
    Man kann sich wohl leicht vorstellen, welche Seelenangst der Commandant erleiden mochte. Zum Glücke gelang es jedoch, am Strande der Pinguin-Insel aufzulaufen.
    »Jetzt hatte die Erschöpfung meiner Leute, sagt Freycinet, einen solchen Grad erreicht, daß an keinerlei Arbeit zu denken war und ich ihnen eine längere Ruhe bewilligen mußte, da unsere gegenwärtige Lage später gewiß noch manche Anstrengung nöthig machte. Ich selbst freilich konnte keine Ruhe finden. Von tausend quälenden Gedanken bestürmt, erschien mein ganzes Leben mir nur noch wie ein Traum. Dieser plötzliche Uebergang aus Verhältnissen, wo sich Alles zum Besten zu wenden schien, in die, in welchen ich mich augenblicklich befand, bedrückte mich wie ein lästiger Alp; es war mir wirr und wüst im Kopfe, und nur schwierig konnte ich die nöthige Sammlung gewinnen, welche die jetzige Lage vor allen Dingen erheischte. Meine Reisegefährten alle hatten bei dem Unglück, dem wir beinahe zum Opfer fielen, nach Kräften ihre Schuldigkeit gethan, und es ist mir ein Bedürfniß, ihnen öffentlich dieses Lob zu ertheilen.«
    Als es wieder Tag wurde, bemächtigte sich der Schiffbrüchigen beim Anblicke der Umgebung eine düstere Traurigkeit.
    Auf dem unfruchtbaren Strande grünte kein Baum, kein Hälmchen Gras. Rings herrschte das Schweigen der Einöde, ganz ähnlich wie in der Bai der Seehunde.
    Jetzt war aber keine Zeit, den Kopf hängen zu lassen. Es galt, die Journale, das Beobachtungsmaterial, Alles, was unter so vielen Gefahren und Mühen gesammelt worden war, vor dem Untergange zu retten.
    Wenn dies auch nach Wunsch gelang, so erlitt die Sammlung doch manchen Schaden. Einzelne Kästen mit reichlichem Inhalt, die im untersten Raume verstaut waren, gingen ganz verloren, andere wurden wenigstens durch Meerwasser arg beschädigt. Am meisten zu leiden hatten von diesem Unfall die naturgeschichtlichen Sammlungen und das große Herbarium, auf dessen Erwerbung Gaudichaud so unendliche Mühe verwendet hatte. Die Merinoschafe, welche man der Freigebigkeit des Herrn Mac Arthur in Sidney verdankte und deren Einführung in Frankreich versucht werden sollte, sowie die übrigen lebenden Thiere wurden an’s Land geschafft.
    Zunächst errichtete man nun Zelte, sowohl für die Kranken des Schiffes, als auch für die Officiere und Matrosen. Lebensmittel, Schießbedarf holte man aus dem Wrack und brachte sie geschützt vor der Unbill des Wetters unter. Die Branntweinvorräthe wurden bis zu der Zeit zurückgestellt, wo man von hier wieder abreisen würde, und es verdient rühmlich hervorgehoben zu werden, daß während des dreimonatlichen Aufenthaltes der Franzosen an diesem Platze nicht ein einziger Rum-oder Branntweindiebstahl vorkam, obwohl sich Alle nur mit Wasser begnügen mußten.
    Ein Theil der Mannschaft bemühte sich nun nach Kräften, die größeren Beschädigungen der »Uranie« auszubessern, ein anderer Theil erhielt den Auftrag, durch Jagd und Fischfang den Unterhalt der Schiffbrüchigen zu sichern. Seelöwen, Möven, Enten, Sarcellen und Bekassinen gab es zwar in großer Menge; es hätte aber zu viel Pulver gekostet, von diesen Thieren so viel zu erlegen, als man täglich zur Nahrung brauchte. Zum Glück fand man da auch zahlreiche, sehr stumpfsinnige Plattfische, welche mit Stöcken erschlagen werden konnten, und diese in so überreicher Menge, daß sich fünfundzwanzig Mann vier bis fünf Monate bequem davon ernähren konnten. Endlich gelang es, einige Pferde zu tödten, die seit der Niederlassung der hier von Bougainville gegründeten Kolonie in Wildheit lebten.
    Am 28. Februar kam man zu der Ueberzeugung, daß die geringen Hilfsmittel, über welche man gebot, unzureichend seien, die Havarien der Korvette auszubessern, zumal da die wiederholten Stöße des Schiffes auf den Grund jene eher noch verschlimmert hatten.
    Was war da zu thun?
    Sollte man warten, bis zufällig ein Schiff in die Bai der Franzosen einlief?
    Das hieß, die Matrosen dem Müßiggange überlassen und der Unordnung Thür und Thor öffnen.
    Erschien es nicht vortheilhafter, aus den Trümmern der »Uranie« ein kleineres Fahrzeug zu erbauen?
    Man

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