Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Aufenthaltes der »Coquille« in Conception auch keineswegs günstig, so vermochte der allgemeine Jammer doch nicht, die traditionellen Lustbarkeiten des Carnevals ganz zu unterdrücken. Diners, Gesellschaften und Bälle kamen wieder auf die Tagesordnung und man bemerkte den Abmarsch der Truppen eigentlich nur daran, daß es etwas an Herren fehlte. Die französischen Officiere veranstalteten aus Dankbarkeit für den ihnen zu theil gewordenen ausgezeichneten Empfang in Talcahuana zwei Bälle, und mehrere Familien aus Conception scheuten selbst die Reise dahin nicht, um denselben beizuwohnen.
Leider schließt der Bericht Duperrey’s mit dem Zeitpunkte, wo er Chili verließ, und wir besitzen kein officielles Document, um die Einzelheiten dieser interessanten und erfolgreichen Fahrt zu schildern. Außer Stande, dem Originale Schritt für Schritt folgen zu können, wie das bezüglich der anderen Reisenden der Fall war, sind wir gezwungen, uns mit einem Auszuge aus den uns zugänglichen Auszügen zu begnügen, eine undankbare, für den Leser ebenso unangenehme, wie für den Schriftsteller schwierige Aufgabe, der sich nur an dürre Thatsachen halten kann und seine Arbeit nicht mit persönlichen Beobachtungen und mancherlei fesselnden Anekdoten der Reisenden zu würzen vermag.
Zum Glück sind einige Briefe des Seefahrers an den Marineminister veröffentlicht worden, und wir entnehmen diesen die hier folgenden Details.
Am 15. Februar 1823 segelte die »Coquille« von Conception nach Payta ab, von wo aus sich im Jahre 1595 Alvarez de Mendana und Fernandez de Quiros zu der Entdeckungsreise eingeschifft hatten, die ihre Namen so berühmt machen sollte; vierzehn Tage später überfiel die Korvette aber in der Nähe der Insel Laurenzo eine Windstille, welche Duperrey veranlaßte, in Callao zur Einnahme frischer Nahrungsmittel Halt zu machen.
Bekanntlich bildet Callao den Hafen von Lima. Die Officiere benutzten also die Gelegenheit, auch der Hauptstadt von Peru einen Besuch abzustatten. Sie trafen es hiermit nicht gerade glücklich. Die Damen der besseren Gesellschaft befanden sich in den Seebädern von Miraflores und die hervorragendsten Männer waren ihnen dahin gefolgt. Jene mußten sich also darauf beschränken, die Wohnstätten und bedeutendsten öffentlichen Bauwerke der Stadt in Augenschein zu nehmen, worauf sie am 4. März nach Callao zurückkehrten. Am 9. desselben Monats warf die Korvette schon in Payta Anker.
Die Lage dieses Ortes zwischen dem terrestrischen und dem magnetischen Aequator machte ihn vorzüglich geeignet zur Beobachtung der täglichen Schwankungen der Magnetnadel. Die Naturforscher unternahmen gleichzeitig wiederholte Ausflüge nach der Wüste von Piura; sie sammelten daselbst interessante Muschelpetrefacte in tertiärem Boden, der mit den Erdschichten in der Nähe von Paris vollkommen übereinstimmte. Nach Sammlung alles Dessen, was irgend ein wissenschaftliches Interesse bieten konnte, nahm die »Coquille« ihren Weg wieder auf und segelte auf Tahiti zu.
Bei dieser Fahrt ereignete sich ein Zwischenfall, der vielleicht den Untergang der Expedition herbeiführen, jedenfalls aber schwere Hindernisse für die Fortsetzung derselben mit sich bringen konnte. In der Nacht zum 22. April befand sich die »Coquille« in der Nähe des Gefährlichen Archipels, als der wachthabende Officier plötzlich das Geräusch von an Rissen sich brechenden Wellen vernahm. Er ließ sofort beilegen, und am Tage darauf überzeugte man sich, daß das Schiff damit einer großen Gefahr entgangen war.
Kaum anderthalb Meilen trennte die Korvette von einer niedrigen, dichtbewaldeten und rings mit Felsen umgebenen Insel. Diese ernährte einige Bewohner und es kam auch eine Pirogue in die Nähe des Fahrzeugs; die Besatzung derselben weigerte sich aber, an Bord zu kommen; Duperrey mußte davon absehen, dieses Land zu besuchen, das den Namen Clermont Tonnerre erhielt; überall donnerte die Brandung heftig an den Felsenriffen und er vermochte nur, der Küste vorsichtig in kurzer Entfernung zu folgen.
Am nächsten Tage und an den darauffolgenden wurden einige unwichtige Eilande entdeckt, denen man die Namen Augier’s, Freycinet’s und Lostanges’ beilegte.
Am 3. Mai mit Sonnenaufgang bekam man endlich den grünen Strand und die bewaldeten Höhen von Tahiti in Sicht. Wie seine Vorgänger, fand auch Duperrey die totale Umänderung der Sitten und Gebräuche der Einzelnen bestätigt.
Keine Pirogue ruderte der »Coquille« entgegen. Es
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