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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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war gerade die Stunde des Gebets, als sie in die Bai von Matavaï einfuhr, und die Missionäre hatten die gesammte Bevölkerung der Insel, gegen siebentausend Individuen, nach der Hauptkirche von Papahoa zusammengerufen, um über ein neues Gesetzbuch zu verhandeln. Die tahitischen Redner gaben, wie es scheint, den unsrigen nichts nach. Eine große Anzahl derselben besaß ein ausgesprochenes Talent, mehrere Stunden zu predigen, um nichts zu sagen und die schönsten Projecte unter den Blumen ihrer Beredtsamkeit zu begraben.
    D’Urville berichtet über eine dieser Sitzungen wie folgt:
    »Der Maler der Expedition, Lejeune, wohnte allein der Sitzung des nächsten Tages bei, wo der Volksversammlung verschiedene politische Fragen unterbreitet wurden. Diese währte mehrere Stunden, während der viele angesehene Männer der Reihe nach das Wort ergriffen. Der glänzendste Redner der Versammlung war der Häuptling Tati. Die Hauptfrage, welche zur Verhandlung kam, betraf eine jährliche Steuer, welche jeder Mann mit fünf Bambus 3 Oel erlegen sollte. Weiter debattirte man über gewisse Zölle, welche theils für Rechnung des Königs, theils für die Missionäre erhoben werden sollten.
    Wir erfuhren später, daß der erste Theil dieser Vorlage angenommen worden war, während der zweite, die Missionäre betreffend, von diesen selbst, in Erwartung eines Mißerfolges, zurückgezogen wurde. Etwa viertausend Personen nahmen an dieser Art Nationalversammlung theil.«
    Seit etwa zwei Monaten hatte Tahiti die früher geführte englische Flagge abgeschafft und eine eigene angenommen, doch beeinträchtigte diese friedliche Revolution in keiner Weise das Vertrauen zu den Missionären. Letztere nahmen die Franzosen sehr zuvorkommend auf und lieferten ihnen zu den gewöhnlichen Preisen Alles, was sie bedurften.

Die auffallendste und eigenthümlichste Umwandlung bei diesen Leuten zeigte sich in dem Auftreten der Frauen. Früher von unerhörter Leichtfertigkeit, wie Cook, Bougainville und andere Forscher jener Zeit bezeugen, trugen sie jetzt die größte Bescheidenheit, Zurückhaltung und Decenz zur Schau, so daß die Insel wirklich den ergötzlichen und doch offenbar unwahren Anblick eines einzigen großen Klosters darbot.
    Von Tahiti aus lief die »Coquille« die Nachbarinsel Borabora an, die zu derselben Gruppe gehört und gleichfalls europäische Gewohnheiten adoptirt hatte.
    Vom 9. Juni ab steuerte die Korvette nach Westen, kam nach und nach an den Inseln Salvage, Eoa, Santa Cruz, Bougainville und Bouka vorbei und ging endlich in dem, durch seinen prächtigen Wasserfall an der Küste Neu-Irlands bekannten Hafen Praslin vor Anker.
    »Die freundschaftlichen Beziehungen, welche sich hier zu den Eingebornen entwickelten, lieferten uns verschiedene Aufschlüsse über die Geschichte der Ureinwohner, welche frühere Reisende offenbar nicht zu erlangen im Stande gewesen waren.«
    Wir beklagen umsomehr die Nichtveröffentlichung des ganzen Berichtes dieser Reise, als der vorstehende Satz, der sich in einer kurzen Notiz in den »Annalen der Reisenden« findet, nur die Neugierde reizt, ohne sie zu befriedigen.
    Der Fähnrich Poret de Blosseville – derselbe, der später mit der »Lilloise« im Eise des Pols verschollen ist – begab sich trotz aller Einreden der Wilden einmal nach einem nahen Dorfe. Hier zeigten ihm diese eine Art Tempel, wo sich auf einer mit Mauern umschlossenen Plattform mehrere ungestaltete und merkwürdige Götzenbilder erhoben.
    Von dem Kanal St. Georges wurde eine genaue Karte aufgenommen; dann besuchte Duperrey die früher von Schouten im Nordosten von Neu-Guinea entdeckten Inseln, zu deren Erforschung er die drei Tage vom 26. bis 28. August verwendete. Vergeblich bemühte sich der Forscher dann, die Inseln Stephens und Carteret aufzufinden, und kam bei Vergleichung seines Kurses mit dem d’Entrecasteaux’, im Jahre 1792, zu dem Schlusse, daß diese Gruppe mit dem vor langer Zeit von Dampier entdeckten Providence-Archipel identisch sein werde.
    Am 3. September kam die Nordspitze Neu-Guineas in Sicht. Drei Tage später lief die Korvette in den beschränkten und felsigen Hafen von Offak, an der Nordwestküste von Waigion, einer der Papua-Inseln, ein. Forest ist der einzige Reisende, der dieses Hafens Erwähnung that.
    Duperrey gereichte es auch zu hoher Genugthuung, diesen fast noch jungfräulichen Erdwinkel, den kaum der Fuß eines Europäers betrat, untersuchen zu können. Von geographischem Standpunkte erschien es von

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