Der Triumph des 19. Jahrhunderts
Nähe einer Grotte mit einem Götzenbilde. Von einer Ecke derselben lief ein Seitengang aus, dem Bougainville folgte und der ihn nach einer »ungeheuren Rotunde mit Oberlicht führte, welche eine mindestens sechzig Fuß hohe Bogenwölbung abschloß. Stelle man sich verschiedenfarbige Marmorsäulen vor, von denen einige freilich aus Bronze zu bestehen scheinen, weil Zeit und Feuchtigkeit einen grünlichen Ueberzug auf denselben hervorgebracht haben, Lianen, welche durch die Giebelsteine gewachsen sind und, die einen bündelförmig, die anderen als einzelne Seile herabhängen, als sollten Kronleuchter daran befestigt werden; ferner Gruppen von Stalaktiten über unseren Köpfen, welche riesigen Orgelpfeifen ähnlich erscheinen; ältere, verstümmelte Statuen, häßliche, aus Stein gemeißelte Ungeheuer; endlich eine große Pagode, welche freilich nur einen sehr kleinen Theil des gewaltigen Raumes einnimmt, dann denke man sich alle diese Gegenstände in einem Rahmen vereinigt und von unbestimmtem, zitterndem Lichte erhellt, so wird man annähernd eine Vorstellung von dem Eindruck gewinnen, den wir an dieser Stelle erhielten.«
Am 25. Januar 1825 gesellte sich die »Espérance« wieder zu der Fregatte. Zwei Tage später erschienen zwei Gesandte des Hofes von Huë, welche von Bougainville den Brief, den dieser mitbrachte, verlangten. Da der Befehlshaber aber Auftrag hatte, jenen nur dem Kaiser selbst zu überreichen, so führte dies ziemlich lange und recht kindische Verhandlungen herbei.
Die ceremoniösen Förmlichkeiten, welche die cochinchinesischen Gesandten beobachteten, erinnerten Bougainville an die Erzählung von jenem Gesandten und dem Gouverneur von Java, welche, um sich an äußerer Würde und diplomatischer Gewandtheit zu überbieten, vierundzwanzig Stunden beisammen blieben und dann schieden, ohne daß Einer von ihnen nur das Wort genommen hätte. Der Commandant gehörte nun zwar nicht zu den besonders langmüthigen Leuten, er konnte aber die nachgesuchte Audienz auf keine Weise erhalten, und die ganze Sache lief zuletzt auf einen Austausch von Geschenken hinaus, der keinen Theil irgendwie verpflichtete.
Erreicht wurde dabei nur das eine Resultat, daß der Kaiser die bestimmte Versicherung abgab, er werde stets mit Vergnügen französische Schiffe in seine Häfen einlaufen sehen, wenn dieselben die Gesetze des Landes beachteten.
Seit 1817 waren die Franzosen fast die einzigen gewesen, welche mit Cochinchina, Dank der Gegenwart ihrer Residenten in Huë, erträglich ausgekommen waren, und es hing eigentlich nur von ihnen ab, diese Ausnahmestellung, welche ihnen alte freundschaftliche Beziehungen zu der cochinchinesischen Regierung erworben hatten, fort und fort zu bewahren.
Die beiden Fahrzeuge verließen die Bai von Tourane am 17. Februar mit der Absicht, die Anambas-Inseln zu besuchen, die bisher noch nicht erforscht worden waren. Am 3. März kam dieser Archipel in Sicht, der aber seiner Gestalt nach keineswegs mit den auf der englischen Karte des chinesischen Meeres eingezeichneten Anambas übereinstimmte. Mit großer Befriedigung sah Bougainville vor seinen Augen eine Menge Inseln und Eilande auftauchen, welche für die Zeit der Moussons treffliche Ankerplätze bieten mußten.
Die beiden Schiffe segelten in die Mitte des Archipels ein, den sie hydrographisch aufnahmen. Während die Boote mit dieser Arbeit beschäftigt waren, näherten sich zwei zierlich gebaute Canots. Das eine derselben legte an der »Thetis« an, und ein Mann von etwa fünfzig Jahren, die Brust mit Narben bedeckt und die rechte Hand zweier Finger beraubt, stieg an Bord. Er war schon bis zum Zwischendeck hinabgekommen, als der Anblick der Waffenständer und der Kanonen ihn veranlaßte, eiligst nach seiner Pirogue zurückzukehren.
Am nächsten Tage kamen zwei andere, von wild aussehenden Malayen besetzte Canots herbei. Diese brachten Bananen, Cocosnüsse und Ananas, die sie gegen Schiffszwieback, ein Taschentuch und zwei kleine Beile eintauschten.
Es fanden noch wiederholte Zusammenkünfte mit den, mit Kris (das sind Malayendolche) und halblangen, eisernen zweischneidigen Lanzen bewaffneten Eingebornen statt, die im Grunde doch weiter nichts waren, als ehrlose Seeräuber.
Obwohl die Franzosen nur einen Theil dieser Insel untersuchten, zeichnen sich die Informationen derselben doch durch ihre Neuheit vortheilhaft aus.
Die erste Bedingung für die Existenz einer zahlreichen Bevölkerung ist stets hinreichendes Wasser. Das giebt es
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