Der Triumph des 19. Jahrhunderts
hier aber sehr wenig. Die fruchtbare Erde bildet ebenfalls nur eine sehr dünne Lage, und die Berge sind alle durch enge Schluchten, nicht durch sanfte Abhänge von einander getrennt, so daß an einen Anbau derselben kaum zu denken ist. Mit einziger Ausnahme der Cocospalmen erreichen selbst die Bäume nur eine mittelmäßige Höhe. Nach Aussage der Eingebornen soll sich die Bevölkerung auf zweitausend Seelen belaufen, doch schien Bougainville auch diese Zahl zu hoch gegriffen.
Die günstige Lage der Inseln an den beiden Straßen der Schiffe, welche mit China Handel treiben, hätte dieselben schon längst der Aufmerksamkeit der Seefahrer empfehlen müssen. Jedenfalls trägt der Mangel an Allem, was Seeleute brauchen, die Schuld, daß man dieselben so gut wie unbeachtet gelassen hat.
Die geringe Zuvorkommenheit und das Mißtrauen, das Bougainville bei diesen Insulanern fand, der hohe Preis der Waaren und der Wechsel des Moussons in den Sundameeren bestimmten den Commandanten, die Erforschung dieses Archipels aufzugeben, um so schnell als möglich nach Java zu gelangen, das er seinen Instructionen gemäß anlaufen sollte.
Am 8. März lichteten beide Fahrzeuge die Anker, fuhren längs der Inseln Victory, Barren, Saddle und Camel hin, passirten die Gaspar-Straße, wozu sie nur zwei Stunden brauchten, während die Durchfahrt bei widrigen Winden zuweilen mehrere Tage in Anspruch nimmt, und trafen dann in Surabaya ein, wo sie die erste Nachricht von dem Tode Ludwig’s XVIII. und der Thronbesteigung Karl’s X. erhielten.
Da die Cholera, welche auf Java 1822 nicht weniger als zweimalhunderttausend Opfer gefordert hatte, noch immer wüthete, gebrauchte Bougainville die Vorsicht, seine Mannschaft, geschützt vor der Sonne, an Bord zu behalten, und untersagte ausdrücklich jeden Verkehr mit den mit Früchten beladenen Schiffen, da der Genuß dieser Früchte für Europäer, vorzüglich zu Anfang der Regenzeit, sehr gefährlich und schädlich ist. Trotz seiner weisen Vorsicht brach doch die Ruhr auf der »Thetis« aus und veranlaßte mehrere Todesfälle.
Die Stadt Surabaya liegt eine Stunde von der Mündung des Flusses, und man kann nach derselben nur auf kleinen, durch Seile gezogenen Fahrzeugen gelangen. Die Umgebung ist sehr belebt, und Alles zeugt für eine thätige und geschickte Bevölkerung.
Frauen aus der Bai von Tourane. (S. 348.)
Da eine Expedition nach der Insel Celebes alle Mittel der Regierung erschöpft hatte und alle Magazine leer waren, mußten die Franzosen sich an chinesische Händler wenden, das heißt an die unverschämtesten Diebe, die man sich nur denken kann. Es giebt keine List. deren sie sich nicht bedienten, keine Art von Betrug, die sie nicht versuchten. So ließ der Aufenthalt bei Surabaya eigentlich bei Allen einen keineswegs angenehmen Eindruck zurück.
Dagegen konnten die Franzosen die Aufnahme seitens der Notablen der Kolonie und die Zuvorkommenheit aller Beamten nur loben.
Nach Surabaya zu kommen, ohne den Sultan von Madura zu besuchen, dessen Gastfreundlichkeit einen Weltruf erlangt hat, wäre ebenso unmöglich, als in Paris zu sein, ohne Versailles und den Trianonpark gesehen zu haben.
Nach einem am Lande eingenommenen kräftigen Frühstück bestieg das Officiercorps der Schiffe mehrere vierspännige Kutschen. Die Straßen waren aber in so schlechtem Zustande und die Pferde so abgetrieben, daß man mehr wie einmal im Morast stecken geblieben wäre, wenn nicht viele, an den schlimmsten Stellen des Weges als Wachen aufgestellte Leute die Wagen weiter geschoben hätten. Endlich kam man in Bacalan an, und die Kutschen hielten in dem dritten Hofe des Palastes daselbst, am Fuße einer Treppe, auf der der Erbprinz und der erste Minister die Reisenden erwarteten.
Einfahrt in die Bai von Sydney.
Der Fürst Adden Engrate gehörte zur berühmtesten Familie des Indischen Archipels. Er trug das Civilcostüm der javanischen Häuptlinge. Ein langer geblümter indischer Rock verhüllte fast die chinesischen Pantoffeln, ein weißes Vorhemd mit goldenen Knöpfen unter einer kurzen Weste aus braunem Tuch mit Diamantenknöpfen und ein um den Kopf geknüpftes Taschentuch, über das noch ein mit Visir versehener Helm emporragte, gaben dieser hohen Persönlichkeit fast das groteske Aussehen einer Carnevals-Amazone, wenn die Feinheit seines Benehmens und die Würde seiner Haltung nicht den halb lächerlichen Eindruck seiner Kleidung gemildert hätten.
Der Palast oder »Kraton« bestand
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