Der Triumph des 19. Jahrhunderts
und diese ausnahmsweise Lage sichert ihr Vorzüge, um welche sie manche Hauptstadt beneiden dürfte.
Die Garnison betrug zu jener Zeit, die Milizen ungerechnet, zweitausend Mann. Neben der fortwährend durch einige Schiffe vertretenen Kriegsmarine des Staates war auch eine eigene Kolonialmarine organisirt worden, die man, entweder wegen der Kleinheit der Fahrzeuge oder wegen deren Schnelligkeit, mit dem Namen »Sutil« bezeichnete. Diese Seemacht, in der die Besetzung aller Officiersgrade dem General-Gouverneur überlassen war, bestand aus Goëletten und Kanonenschaluppen zur Vertheidigung der Küsten und Handelsschiffe gegen die Piraten der Sulu-Inseln. Obwohl diese Einrichtung ziemlich viel kostete, kann man doch nicht sagen, daß sie etwas Besonderes geleistet hätte. Bougainville belegt das mit einem sehr schlagenden Beispiele: Als die Suluaner im Jahre 1828 dreitausend Bewohner von den Küsten Luzons geraubt hatten, wurde ein Zug gegen sie ausgerüstet, der einhundertvierzigtausend Piaster Unkosten verursachte, um jenen – sechs Mann zu tödten!
Auf den Philippinen herrschte zur Zeit des Aufenthaltes der »Thetis« und »Espérance« eine gewisse Gährung, und der Rückschlag der Ereignisse, welche die Hauptstadt mit Blut befleckt hatten, machte sich hier sehr bedauerlich fühlbar. Die Niedermetzlung der Weißen durch die Indier am 20. December 1820, die Erhebung eines Regiments und die Ermordung eines früheren Gouverneurs, de Folgueras, 1824, waren die ersten Stöße, welche die Herrschaft Spaniens erschütterten. Die Mestizen, die im Verein mit den Tagals die reichste und fleißigste Volksclasse und die wirklich eingeborne Bevölkerung darstellen, machten damals den Behörden manche Sorge, denn es war bekannt, daß sie darauf ausgingen, Alles zu vertreiben, was nicht von den Philippinen selbst herstammte. Sie befehligten die einzelnen Regimenter und hatten die meisten öffentlichen Aemter inne, mit einem Worte, sie besaßen einen weitgehenden Einfluß und es lag die Befürchtung nahe, daß man jetzt vielleicht am Vorabend einer jener Revolutionen stehe, welche Spanien schon seiner schönsten Kolonien beraubt haben.
Die Fahrt der »Thetis« nach Macao wurde durch steife Böen, widrige Winde und eine desto fühlbarere kalte Temperatur erschwert, weil die Seefahrer mehrere Monate lang sich unausgesetzt in einer Wärme von 27 Grad befunden hatten. Kaum griff der Anker in den Grund des Cantonflusses ein, als auch schon eine große Anzahl einheimischer Fahrzeuge die Fregatte umringte, um Gemüse, Fische, Orangen und eine Menge der früher so seltenen, heutzutage zwar weitverbreiteten, aber immer noch ziemlich kostbaren Kleinigkeiten anzubieten.
»Die zwischen dürren Hügeln eingezwängte Stadt Macao, sagt der Bericht, macht sich schon aus weiter Ferne durch die glänzende Weiße ihrer Häuser bemerkbar. Sie liegt mit der Front nach Osten, und die am Strande errichteten eleganten Häuser folgen genau den Conturen des Ufers. Es ist dies das vornehme Quartier der Stadt, welches die Fremden bewohnen; hinter demselben steigt das Land steil empor: neben anderen Gebäuden zeichnen sich zwei Klöster durch ihre reiche Architektur aus, und alles das ist von den crenelirten Mauern des Forts umschlossen, auf denen die weiße Kriegsflagge Portugals weht. Im Norden und Süden der Stadt reichen die in drei Etagen angelegten Batterien bis zum Meere herab, und nahe vor der ersten erhebt sich eine Kirche, deren Porticus und äußere Decorationen einen geradezu bezaubernden Eindruck machen. Mehrere Sampanen, Dschonken und Fischerboote am Strande beleben das Bild, dessen Rahmen freundlicher erscheinen würde, wenn die Hügel rings um die Stadt nur nicht gar so kahl wären.«
Durch die günstige Lage für den Zwischenhandel Chinas mit der übrigen Welt erfreute sich Macao, eines der Ueberbleibsel des portugiesischen Kolonialbesitzes, lange Zeit des besten Gedeihens. Im Jahre 1825 war das nicht mehr der Fall, und die Stadt erhielt sich eigentlich nur noch durch den Schmuggelhandel mit Opium.
Die »Thetis« hielt sich in Macao allein zu dem Zwecke auf, Missionäre auszuschiffen und die französische Flagge zu zeigen.
Bougainville verließ die Stadt also schon am 8. Januar 1825 wieder.
Bis zur Bai von Tourane verlief die Weiterreise ohne jeden bemerkenswerthen Zwischenfall. Als Bougainville aber hier anlangte, hörte er, daß der französische Agent Chaigneau von Huë nach Saïgon gereist sei, um ein Barkschiff nach Singapore
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