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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu miethen. Der Commandant wußte nun nicht, an wen er sich wenden sollte, und er befürchtete schon, da die einzige Person, welche seine Absichten befördern konnte, abwesend war, einen totalen Mißerfolg seiner Mission. Er sandte in Folge dessen eiligst einen Brief an den Agenten, in dem er diesem den Zweck seines Erscheinens mittheilte und ihn ersuchte, sich in Begleitung einiger Officiere möglichst bald wieder in der Hauptstadt Huë einzufinden. Die Zeit bis zum Eintreffen einer Antwort benutzten die Franzosen zu einer eingehenden Untersuchung der Bai und ihrer Umgebungen, sowie der berühmten Marmorfelsen, welche alle Reisenden aufsuchen.
    Einzelne Schriftsteller, und vorzüglich Horsburgh, nennen die Bai von Tourane eine der schönsten und geräumigsten der ganzen Erde. Bougainville ist anderer Meinung und erklärt nur einen sehr kleinen Theil derselben für sicher. Das Dorf Tourane liegt am Ufer des Meeres, nahe dem Eingange des Kanals von Faye-Foë, an dessen Ufer sich ein von französischen Ingenieuren erbautes Fort mit Glacis, Bastionen und trockenen Gräben erhebt.
    Die als alte Verbündete betrachteten Franzosen wurden stets wohlwollend und ohne Mißtrauen aufgenommen. Nicht so die Engländer, denen man verbot, an’s Land zu gehen, während die Mannschaft der »Thetis« Erlaubniß zur Jagd und zum Fischfang erhielt, auch ungehindert sich überall hin begeben konnte, um Lebensmittel zu erlangen. Dank der ihnen gestatteten Freiheit, durchstreiften die Officiere das Land und machten recht interessante Beobachtungen. Einer von ihnen, de la Touanne, entwirft von den Eingebornen folgendes Bild:
    »Ihr Wuchs ist eher unter als über mittel, und nach dieser Seite stehen sie etwa auf derselben Stufe, wie die Chinesen in Macao. Ihre Haut ist gelblichbraun und das Gesicht flach und rund, die Physiognomie ohne Ausdruck und ihre dunklen Augen erscheinen nicht so geschlitzt wie die der Chinesen. Sie haben eine breite Nase, einen großen Mund und wulstige Lippen, welche um so häßlicher aussehen, als sie durch die Gewohnheit der Männer wie der Frauen, mit Betel und Kalk gemischten Arek zu kauen, stets unreinlich und geschwärzt erscheinen. Die den Männern an Größe gleichkommenden Frauen bieten kein angenehmes Aeußere und die widerwärtige Unreinlichkeit beider Geschlechter raubt ihnen auch noch jeden Reiz.«
    Das Elend der Bewohner fällt umsomehr auf, als sich das Land durch große Fruchtbarkeit auszeichnet, ein Contrast, der den Egoismus und die Sorglosigkeit der Regierung ebenso, wie die unersättliche Habgier der Mandarinen deutlich erkennen läßt.
    Wenn die Felder Mais, süße Pataten, Manioc, Tabak und Reis liefern und ihr Aussehen für die sorgfältige Bearbeitung derselben spricht, so tummeln sich im Meere unzählige Fische und bergen die Wälder eine große Anzahl von Vögeln, Tigern, Rhinocerossen, Büffeln und Elephanten, ebenso wie Affen, die man überall in vielköpfigen Heerden antrifft. Vier Fuß hoch, mit dunklem Gesicht, perlgrauem Leibe, schwarzen Schenkeln und rothen Beinen, haben sie außerdem eine Art rothes Halsband und einen weißen Gürtel, was ihnen gerade das Aussehen verleiht, als wären sie bekleidet. Ihre Muskelkraft ist außerordentlich groß und sie springen von Zweig zu Zweig auf kaum glaubliche Entfernungen hin. Man kann kaum etwas Possirlicheres sehen, als ein Dutzend dieser Burschen, wenn sie, auf den Bäumen sitzend, Grimassen schneiden oder schier unmögliche Verrenkungen ausführen.
    »Als ich mich einmal allein am Waldessaume befand, sagt Bougainville, verwundete ich einen derselben, der die Nase in die Sonnenstrahlen herausgesteckt hatte. Er faßte sich mit beiden Händen nach dem Gesicht und fing so jämmerlich an zu heulen, daß ihn bald dreißig Kameraden umringten. Ich beeilte mich, die Flinte wieder zu laden, da ich nicht wissen konnte, wie die Sache ablief, denn es giebt derartige Thiere, welche auch vor einem Angriffe auf den Menschen nicht zurückschrecken; die Gesellschaft nahm jedoch den Verwundeten in die Mitte und verschwand im tiefen Walde.«
    Ein anderer Ausflug galt den Marmorfelsen des Flusses Faye-Foë; hier fanden sich sehr merkwürdige Höhlen; in einer derselben sieht man eine Säule von der Decke herabhängen, deren Fuß ganz frei über dem Boden schwebt. Stalaktiten gab es in der Höhle nicht, doch rauscht in ihrem Hintergrunde ein Wasserfall herab.
    Etwas weiter hin unter freiem Himmel, besuchten die Franzosen die Ruinen eines alten Bauwerkes in der

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