Der Triumph des 19. Jahrhunderts
macht; hier muß der Schiffer auch vor den Korallen im Grunde und vor trügerischen Strömungen auf der Hut sein.
Ein zweimaliger Aufenthalt bei den Dörfern Baly und Peejow zum Zwecke der Einnahme von Nahrungsmitteln gestattete den Officieren, diesen Theil der Küste hydrographisch aufzunehmen.
Nach der Ausfahrt aus der Meerenge suchte Bougainville vergeblich nach der Insel Cloates, was sehr erklärlich erscheint, da schon seit achtzig Jahren Schiffe über den Punkt, wo diese liegen sollte, hinweggefahren waren. Die Tyrals, jene Felsen, welche das Schiff »Fredensbörgs-Slot« im Jahre 1777 auffand, wären nach dem Kapitän King nichts Anderes als die Montebello-Inseln, auf welche die Beschreibung der dänischen Seefahrer vollkommen paßte.
Bougainville’s Instructionen enthielten auch den Auftrag, die Umgebung des Schwanenflusses zu untersuchen, wo die französische Regierung einen Ort zu finden glaubte, um die unglücklichen Gefangenen aus den Bagnos dahin zu schaffen. England hatte aber seine Flagge auf dem Nuits-und Leuwin-Land, im Hafen Roi Georges, in der Bai des Geographen, dem kleinen Hafen Leschenaut und an dem Schwanenflusse gehißt. Die beabsichtigte Untersuchung wurde damit also gegenstandslos. So wie die Umstände lagen, mußte man von Anfang an auf dieselbe verzichten, schon wegen der Verzögerung der französischen Expedition, welche, statt im Monat April hier einzutreffen, erst gegen Mitte des Mai, das heißt mitten im Winter dieser Gegenden, daselbst ankam. In der That bietet die Küste hier keinerlei Schutz; sobald der Wind sich erhebt, entsteht ein furchtbarer Wellenschlag, und die Erinnerung an die Gefahren, welche die »Geographe« einst hier zu bestehen hatte, lebte noch zu frisch im Geiste der Franzosen.
Die schlechte Witterung begleitete die »Thetis« und »Espérance« bis nach Hobart-Town, das umfänglichste Etablissement der Engländer auf Van-Diemens-Land. Trotz des lebhaften Wunsches, den der Commandant hegte, hier anzulaufen, mußte er doch des Sturmes wegen darauf Verzicht leisten und bis Port Jackson hinaufsegeln.
Den Eingang desselben bezeichnet ein schöner Leuchthurm aus Granit von sechzig Fuß Höhe, dessen mit Gas gespeiste Laterne bei klarem Wetter acht bis neun Meilen weit zu sehen war.
Der Gouverneur, Sir Thomas Brisbane, empfing die Expedition ungemein freundlich und traf sofort alle erforderlichen Maßregeln, um den nöthigen Proviant zu beschaffen. Es wurde dazu eine Submission veranstaltet, welche den erhofften Zweck nach Wunsch erfüllte.
Die Korvette mußte auf den Strand gesetzt werden, um die nöthigen Reparaturen am Rumpfe derselben vornehmen zu können; diese Arbeiten sowohl wie die geringfügigeren, welche die »Thetis« veranlaßte, nahmen nur wenig Zeit in Anspruch Uebrigens wurde der Aufenthalt von dem Officiercorps nach Kräften ausgenützt da sich dieses für die wunderbaren Fortschritte der Strafkolonie auf’s höchste interessirte. Während Bougainville alle Werke, welche bisher über Neu-erschienen waren, begierig studirte, durchstreiften die Officiere die Stadt und erstaunten sehr über die unzähligen Bauten, welche der Gouverneur Macquarie hat errichten lassen, wie Kasernen, das allgemeine Krankenhaus, Markthallen, Pflegeanstalten für Waisen, bejahrte Leute und Geistesschwache, das Gefängniß, Forts und der Regierungspalast, Springbrunnen, Stadtthore, endlich die »Ställe der Regierung«, welche Jedermann auf den ersten Anblick für deren eigenen Palast selbst halten könnte.
Das freundliche Bild verdüsterten freilich auch einzelne Schatten. Die breiten, geraden Straßen waren nicht gepflastert und in der Nacht recht unsicher, so daß mehrere Personen inmitten der großen Georges-Street, dies ist die bewohnteste Straße von Sydney, überfallen und beraubt werden konnten. Wenn das schon in den städtischen Straßen vorkam, so kann man sich denken, daß die Umgebungen noch weit unsicherer waren. Vagabundirende Sträflinge durchzogen in Banden von sogenannten »Bush-rangers« (Strauchdieben) die Landschaft, und hatten sich so sehr vermehrt, daß die Regierung einzig zum Zwecke ihrer Verfolgung eine Compagnie von fünfzig Dragonern errichten mußte.
Die französischen Officiere unternahmen auch mehrere interessante Ausflüge nach Parramatta am Ufer des Nepean, eines sehr eingeengten Flusses, wo sie die Domäne Regentville besichtigten; ferner nach den Ebenen von Emu, einem stattlichen Etablissement für Landbau und gleichzeitig Musterfarm,
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