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Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sehen, hält Jeder, der das lustige Bauwerk überschreitet, die anderen, sozusagen das Geländer bildenden Stricke unter den Armen. Schon bei dem ersten Schritte, den man auf diesem schwebenden Stege wagt, erschrickt man nicht wenig, denn das Ganze schwankt nicht unbedeutend nach beiden Seiten hin und her, woneben das Brausen des Stromes darunter auch nicht gerade zur Beruhigung beiträgt. Die Brückenbahn ist übrigens so schmal, daß zwei Personen, die einander begegnen, gezwungen sind, sich ganz an die Seite zu drücken, um vorüber zu kommen.«
    Die Gesellschaft passirte hierauf Baharat, dessen meisten Häuser seit dem Erdbeben 1803 noch nicht wieder hergestellt waren. Der hier abgehaltene Markt, die Schwierigkeit der Lebensmittelbeschaffung in den höher gelegenen Dörfern und ihre centrale Lage – hier laufen die Straßen von Djemauhi, Kedar Nath und Srinagar zusammen – haben diesem Orte stets eine gewisse Bedeutung gesichert. Von Batheri aus wurde der Weg so schlecht, daß man alles Gepäck zurücklassen mußte. Die Straße verengerte sich zu einem, neben tiefen Abgründen hinlaufenden Fußsteige, auf dem das Gerölle von Kieseln und Felstrümmern bald jedes weitere Fortkommen zur Unmöglichkeit machte.
    Devaprayaga liegt am Zusammenfluß des Baghirati und der Analcauda. Der erstgenannte strömt heftig schäumend von Norden herab, der zweite, ruhigere. Wasserlauf ist tiefer und breiter, steigt aber während der Regenzeit bis auf vierzig Fuß über sein gewöhnliches Niveau, die Vereinigung dieser beiden Flüsse nun bildet den Ganges. Diese Oertlichkeit betrachtet man als heilig, und die Brahminen wußten das recht erfolgreich zu benutzen, indem sie kleinere Weiher herstellten, in denen sich die Pilger, natürlich gegen Entgelt, waschen können, ohne in die Gefahr zu kommen, von der Strömung fortgerissen zu werden.
    Die Analcauda wurde mittelst einer »Dindla«, das ist etwa eine Schiebebrücke, überschritten.
    »Eine solche besteht, heißt es in dem Berichte, aus drei bis vier stärkeren, an den beiden Ufern befestigten Stricken, an welchen mittelst Reisen ein kleiner Kasten von achtzehn Zoll im Quadrat hängt. Der Reisende setzt sich in denselben und wird so an einem Stricke von einem am anderen Ufer aufgestellten Mann hinübergezogen.«
     

    Seilbrücke. (S. 39.)
     
    Am 13. Mai traf die Expedition in Srinagar ein; das erregte die Neugier der Einwohner in so hohem Grade, daß der Magistrat einen Boten an die Engländer mit der Bitte abschickte, diese möchten in der Stadt ein wenig spazieren gehen.
    Srinagar, welches Oberst Hardwick schon 1796 besuchte, war durch das Erdbeben von 1803 vollständig zerstört und in demselben Jahre auch von den Gorkhalis erobert worden. Hier traf Webb wieder mit einer Abtheilung seiner Leute zusammen, die er auf der Straße, welche er selbst nicht benutzen konnte, nach Gangautri gesendet hatte. Diese hatten die Quellen des Ganges wirklich besucht.
    »Ein großer Felsblock, sagt er, von dessen beiden Seiten das sehr seichte Wasser herabrinnt, zeigte eine entfernte Aehnlichkeit mit dem Körper und dem Maule einer Kuh; aus einer Höhle an der Oberfläche, welches die Phantasie als ein Kuhmaul erkannte und deswegen mit dem gleichbedeutenden Worte»Gaumokhi« bezeichnete, kommt das Wasser des Flusses nach gewöhnlicher Annahme hervor. Weiter kann man unmöglich vordringen; es stellt sich dem ein Berg, steil wie eine Mauer, entgegen. Der Ganges schien unter dem Schnee an dessen Fuße zu entspringen; das Thal erreichte hier sein Ende; noch Niemand hat dasselbe überschritten.«
    Auf der Rückreise schlug die Gesellschaft einen anderen Weg ein. Sie besichtigte die Vereinigung des Ganges mit dem Keli Ganga oder Mandacni, einem großen, aus den Bergen von Kerdar herkommenden Fluß, begegnete unterwegs ungeheuren Heerden mit Getreide beladener Ziegen und Schafe, zog durch eine Menge Engpässe und Schluchten, kam durch die Städte Badrinath und Manah und traf unter strenger Kälte und heftigem Schneetreiben am Wasserfalle von Barsu ein.
    »Letzterer bildet, sagt Webb, das ersehnte Ziel frommer Pilger, welche hierher wallfahrten, um sich von dem Staubregen des heiligen Wassers benetzen zu lassen. Das Bett der Analcauda schlängelt sich bis zu dem südwestlichen Ende des Thales hin, ist aber von wahrhaften Schneebergen verdeckt, welche sich hier wahrscheinlich seit Jahrhunderten angehäuft haben.«
    Webb erzählt auch noch Verschiedenes über die Frauen von Manah. Sie tragen am Halse,

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