Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Der Triumph des 19. Jahrhunderts

Titel: Der Triumph des 19. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Kräfte waren fast zu Ende, sagt er, ich erfaßte die jungen Zweige, welche an dem alten Stamm eines über die Schlucht hinaushängenden Baumes hervorgesproßt waren, um mich bis zum Wasser hinabgleiten zu lassen, da die Uferwand zu steil war. Schon bogen sich die Zweige unter dem Gewicht meines Körpers, als ich dicht unter meiner Hand eine große »Liffa«, die giftigste Schlange der Gegend, aus ihrem Schlupfwinkel hervorgleiten sah, welche sich zum Bisse anschickte. Der Schreck lähmte alle meine Gedanken. Ich ließ die Zweige los und fiel kopfüber in’s Wasser. Dieser Fall gab mir jedoch die klarere Besinnung wieder, und drei Bewegungen der Arme führten mich nach dem anderen Ufer, das ich mit großer Schwierigkeit erklomm. Damit war ich nun vor der weiteren Verfolgung durch die Felatahs sicher.«
    Zum Glück bemerkte Denham einen Trupp Reiter, denen er sich trotz des Lärmens ringsum verständlich machen konnte. Er legte mit ihnen eine Strecke von siebenunddreißig Meilen ohne jede andere Kleidung als eine schlechte, von Ungeziefer strotzende Decke auf ungesatteltem, magerem Pferde zurück. Was mag er da bei einer Hitze von sechsunddreißig Graden, die seine Wunden nur verschlimmern mußte, gelitten haben!
    Fünfunddreißig Araber, darunter deren Führer Bou Khaloum, waren getödtet, fast alle Uebrigen verwundet, die Pferde unbrauchbar gemacht oder verloren gegangen – so endigte die Expedition, von der man sich reiche Beute und eine große Zahl Sklaven versprochen hatte.
    Binnen sechs Tagen legte man die hundertachtzig Meilen betragende Wegstrecke von Mora nach Kouka zurück.
    Denham fand in letzterer Stadt wieder einen recht freundlichen Empfang seitens El Khanemi’s, der ihm für seine verloren gegangene Kleidung ein Kostüm, wie es hier zu Lande üblich war, zustellen ließ.
    Kaum hatte sich der Major von seinen Wunden und den vorigen Strapazen erholt, als er schon wieder an einer Expedition theilnahm, die der Scheikhh nach Monga, einem Lande im Westen des Tchadsees, ausführen ließ, dessen Bewohner seine Oberhoheit niemals voll anerkannt und sich in letzter Zeit geweigert hatten, den verfallenen Tribut zu entrichten.
    Denham und Doctor Oudney brachen am 28. Mai von Kouka auf, überschritten den Yeou, der zu dieser Jahreszeit fast ganz trocken lag, in der Regenzeit aber gewaltig anzuschwellen pflegt, und besuchten Birnie sowohl wie die Ruinen von Alt-Birnie, der früheren Landeshauptstadt, welche gegen zweihunderttausend Einwohner gezählt haben soll. Nachher kamen sie zu den Trümmern von Gambaru, das sich einst durch prächtige Bauwerke auszeichnete und als Lieblingssitz des früheren Sultans galt, aber von den Felalahs zerstört wurde, ferner nach Kabchary, Bassekur, Bately und nach einer Menge anderer Städte und Dörfer, deren zahlreiche Einwohner ohne Widerstreben die Oberherrschaft des Sultans von Bornu anerkannten.
    Der nun eintretende Winter erwies sich den Mitgliedern der Mission sehr ungünstig. Clapperton litt schrecklich an Fieber. Der Zustand des Doctor Oudney, der schon bei der Abreise von England brustleidend war, verschlimmerte sich zusehends. Der Zimmermann Hillman befand sich in trostloser Lage. Nur Denham allein hielt sich aufrecht.
    Als die Regenzeit zu Ende ging, reiste Clapperton mit dem Doctor Oudney am 14. December nach Kano ab. Wir werden ihnen bald auf diesem interessanten Theile ihrer Reise folgen.
    Sieben Tage später traf ein Fähnrich, Namens Toole, in Kouka ein, der zur Reise von Tripolis bis hierher nur drei Monate und vierzehn Tage gebraucht hatte.
    Im Februar 1822 unternahmen Denham und Toole einen Ausflug nach Loggoun, am Südende des Tchadsees. Die ganze Umgebung des Sees und seines Zuflusses, des Chary, ist sumpfig und steht während der Regenzeit unter Wasser; das besonders ungesunde Klima dieser Gegend wurde für den jungen Toole verderblich, denn dieser ging schon am 26. Februar in Angola mit Tode ab; er erreichte ein Alter von nicht ganz zweiundzwanzig Jahren.
    Ausdauernd, unerschrocken, dienstwillig, kaltblütig und klug, wie er war, besaß Toole alle Eigenschaften, welche einen tüchtigen Reisenden auszeichnen.
    Loggoun war bisher ein sehr unbekanntes Land, durch welches selbst Karawanen seltener zogen und dessen Hauptstadt Kernok gegen fünfzehntausend Einwohner zählte. Es wohnt hier ein schöner Menschenschlag, der die Bornuesen an geistigen Fähigkeiten übertrifft – beides gilt vor Allem von den Frauen – sehr arbeitsam ist und schöne Leinwand nebst

Weitere Kostenlose Bücher